1. tz
  2. München
  3. Stadt
  4. Hallo München

Anwohner kritisieren Neubau-Pläne an der Bodenseestraße – das sagt die Stadt dazu

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Andreas Schwarzbauer

Kommentare

Heiner Runge befürchtet, dass er keine Sonne mehr in seinem Garten hat, wenn die Stadt dahinter Neubauten mit bis zu sieben Stockwerken realisiert.
Heiner Runge befürchtet, dass er keine Sonne mehr in seinem Garten hat, wenn die Stadt dahinter Neubauten mit bis zu sieben Stockwerken realisiert. © Visualisierung: ISA

An der Bodenseestraße in Neuaubing soll ein Neubau-Quartier entstehen, das jetzt schon in der Kritik von steht. Woran sich die angrenzenden Bürger stören:

Neuaubing ‒ Ein neues Quartier an der Bodenseestraße in Neuaubing sorgt für Aufregung. Die Stadt plant westlich der Mainaustraße Gebäude mit bis zu sieben Geschossen, 520 Wohnungen und Büros. Im Anschluss soll zudem eine 7,5 Hektar große Parkmeile mit durchgängigen Wegen entstehen, die sich bis zur S4-Bahntrasse erstreckt. Bei einer Erörterungsveranstaltung übten die rund 70 Anwesenden viel Kritik.

Neues Quartier in Neuaubing: Diese Sorgen haben die Anwohner

Viele fürchten eine Verschattung ihrer Häuser durch die Neubauten, die vor allem anstelle der Autohändler entstehen. Heiner Runge wohnt am Überlinger Weg und südlich seines Anwesens würde ein zwölf Meter breiter Gebäuderiegel entstehen. „Wir werden dann kein Licht mehr reinkriegen“, sagte er. Er monierte zudem, dass die Bebauung zu massiv sei. Für das angrenzende Grundstück hat Runge eine Geschossflächenzahl von 2,04 errechnet. Das sei das Siebenfache der bestehenden Bebauung.

Hinter dem Garten von Heiner Runge sollen bis zu siebenstöckige Gebäuderiegel entstehen. Er fürchtet eine erhebliche Verschattung.
Hinter dem Garten von Heiner Runge sollen bis zu siebenstöckige Gebäuderiegel entstehen. Er fürchtet eine erhebliche Verschattung. © Andreas Schwarzbauer

Kerstin Oertel vom Planungsreferat entgegnete: „Im Sinne der Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit soll kompakt gebaut werden, damit wir keine zusätzlichen Flächen versiegeln. Aber es wird kein zweites Neuperlach geben.“ Sie versicherte zudem, dass der Abstand so groß sein werde, dass es zu keiner Verschattung komme. Die Stadt passe die Pläne derzeit noch entsprechend an.

Eine weitere Sorge der Anwohner ist zusätzlicher Verkehr. Die Stadtvertreter verwiesen auf ein Gutachten: Zwar werde das neue Quartier rund 750 zusätzliche Fahrten verursachen, aber die Bodenseestraße könne das abwickeln. „Die Fahrzeuge, die dazukommen, machen nur einen ganz geringen Prozentsatz des Verkehrs aus“, meinte Bernd Naßhan vom zuständigen Architekturbüro. Bei den Neuaubingern löste das Kopfschütteln aus. „Wir haben jetzt schon Stopp-and-Go auf der Bodenseestraße. Wenn dann auch noch Freiham mit 30 000 Einwohnern voll ausgebaut ist, weiß ich nicht, wie das funktionieren soll“, sagt Runge.

Neues Quartier in Neuaubing: Stadt verweist auf Verkehrsgutachten

Das Gutachten berücksichtige Freiham, erklärte Jonas Wurtz vom Mobilitätsreferat. Zudem plane die Stadt im Zuge des Neubaus der Bahnunterführung an der Bodenseestraße eine Begradigung der Verkehrsachse. Dadurch könnte der Verkehr künftig flüssiger laufen. Dagmar Mosch (Grüne), Mitglied im örtlichen BA, plädierte für einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Sie hält eine neue Busverbindung auf der Bodenseestraße, die die S-Bahnhöfe Neuaubing und Freiham anfährt, für sinnvoll. Wurtz versicherte, dass die Stadt sich darüber mit der MVG austausche.

Runge und weitere Anwohner fürchteten des Weiteren, dass zu wenige Stellplätze entstehen könnten. Dies sei bereits beim „Wohnen-für-alle“-Projekt der Gewofag an der Bodenseestraße geschehen. Die Folge: „Der Überlinger Weg ist voll. Die Kreuzung mit der Mainaustraße ist oft nicht mehr einsehbar und Garagenzufahrten werden zugeparkt. Die Stadt macht Privaten Stellplatzvorgaben und hält sich selbst kein Stück daran“, kritisierte Runge. Wie viele Parkplätze entstehen, sei noch unklar, sagte Oertel vom Planungsreferat. Das hänge bei der Gewofag von der Art der 170 Wohnungen ab, die sie realisieren werde. „Meist sind es 0,5 Stellplätze pro Wohnung, weil gewisse Mieter erfahrungsgemäß kein Auto haben und dann die Tiefgaragen zur Hälfte leer stehen.“

Unmut äußerte Runge auch wegen der Informationen zu dem Projekt. Die Erörterungsveranstaltung sei eine Farce. „Es gab keine Werbung dafür und wir als direkte Anwohner sind nicht eingeladen worden.“ Die Pläne, die unter anderem in der Stadtbibliothek ausliegen, seien widersprüchlich und unzureichend. Oertel versicherte: „Ihre Beteiligung ist uns wichtig.“ Der Stadtrat werde im dritten Quartal 2024 über die Pläne entscheiden. Es folgt eine erneute Öffentlichkeitsbeteiligung, ehe das Gremium im zweiten Quartal 2025 im Satzungsbeschluss endgültig zustimmt. Runge hofft bis dahin noch auf Änderungen. Ansonsten kann er sich auch vorstellen, zu klagen.

Mit dem Hallo München-Newsletter täglich zum Feierabend über die wichtigsten Geschichten aus der Isar-Metropole informiert.

Auch interessant

Kommentare