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Pilotprojekt in München: Vermittlungsteam soll bei Konflikten in privaten Wohnanlagen helfen

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Von: Ursula Löschau

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Antonia Waldner (BA), Clara Jung (Nachbarschaftstreff Hirschgarten) und Treff-Mosaik-Leiterin Katharina Reifenrath (v.li.) an der Rosa-Bavarese-Straße.
Antonia Waldner (BA), Clara Jung (Nachbarschaftstreff Hirschgarten) und Treff-Mosaik-Leiterin Katharina Reifenrath (v.li.) an der Rosa-Bavarese-Straße. © Ursula Löschau

Bei Streits in der Nachbarschaft schreiten die Teams von VIN ein und sorgen für eine Lösung des Konfliktes. Bald könnten die Vermittler auch in weitere Viertel kommen.

Neuhausen-Nymphenburg ‒ Streit zwischen spielenden Kindern im Innenhof und ruhebedürftigen Anwohnern, Ärger über qualmende Grills oder vollgestopfte Müllcontainer, Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern in der Wohnanlage: Für Unfrieden in der näheren Umgebung kann es viele Auslöser geben. Das wissen die Teams von VIN – kurz für „Vermittlung in Nachbarschaften“ – aus praktischer Erfahrung.

Erkennungszeichen der VIN-Teams sind blaue Westen.
Erkennungszeichen der VIN-Teams sind blaue Westen. © Rauschert

Seit 2020 sind sie als Angebot der städtischen Stelle für Gemeinwesenmediation (StegG) im Einsatz, um Konfliktparteien miteinander ins Gespräch zu bringen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Bisher nutzten das in erster Linie städtische Wohnbaugesellschaften oder Genossenschaften. In Nymphenburg möchte der örtliche Bezirksausschuss jetzt auch private Hausverwaltungen und Eigentümer vom Nutzen der Vermittler überzeugen.

Vermittlungsangebot bei Nachbarschaftsstreits: Infoabend zu Schlichtangebot

Dazu lädt der BA die Ansprechpartner der betreffenden großen Wohnanlagen entlang der Bahn-Achse zu einem Infoabend am Montag, 24. April, ein. Das Gremium arbeitet dabei eng mit den beiden Nachbarschaftstreffs Hirschgarten und Mosaik zusammen. Dort gehen bislang viele Beschwerden von Hausverwaltungen und Anwohnern ein und treffen gegebenenfalls auch auf anderslautende Erfahrungen und Sichtweisen.

„Es wird immer erwartet, dass Kinder und Jugendliche Rücksicht nehmen, die Erwachsenen sollten aber auch mal auf die Bedürfnisse der jungen Bewohner hier eingehen“, rät Katharina Reifenrath, Leiterin des Treffs Mosaik an der Rosa-Bavarese-Straße 21. „Gegenseitigen Perspektivenwechsel“, nennt das Sonja Rauschert vom Amt für Wohnen und Migration, die die VIN-Einsätze koordiniert.

Dazu sondieren die Teams, die jeweils aus zwei speziell geschulten Honorarkräften bestehen, zunächst die Ausgangslage – von der baulichen Situation bis zu den Konfliktparteien – um dann auf die Beteiligten zuzugehen und diese im Gespräch zusammenzuführen.

„Das Ziel ist immer ein harmonisches Miteinander“, sagt Rauschert. Pro „Auftragsgebiet“ und Team rechnet sie mit wöchentlich acht Stunden, erfahrungsgemäß meist verteilt auf Freitag- und Samstagabende. Saison ist in der warmen Jahreszeit von Mai bis Oktober. Für 2023 stehen bereits zehn Einsatzgebiete in städtischen Wohnanlagen von Neuhausen über Sendling und Hasenbergl bis Perlach fest.

Vermittlungsangebot bei Nachbarschaftsstreits: Kooperation benötigt

Fällt die Initiative des BA Neuhausen-­Nymphenburg bei diversen privaten Hausverwaltungen auf fruchtbaren Boden, könnten in diesem Sommer noch Vermittlungseinsätze in den Quartieren Hirschgarten und Nymphenburg-Süd dazukommen. „Wir können dafür werben und die bisherigen Erfolge vorstellen und hoffen sehr, dass das Angebot auf positive Resonanz stößt“, sagt Antonia Waldner (CSU) vom Unterausschuss Soziales, Integration und Wohnen.

Was der BA noch beisteuern könnte, wäre Geld aus seinem Budget. Ein VIN-Team kostet laut Waldner pro Saison rund 10 000 Euro. Katharina Reifenrath fände es gut, wenn die Hausverwaltungen und der BA je ein Team finanzieren würden. Die Treffs könnten dann mit ihren Kenntnissen und Möglichkeiten vor Ort die Teams unterstützen. „Wir sind ja ohnehin schon dran, können es aber nicht leisten, ein ganzes Viertel in der Form zu betreuen“, betont die Mosaik-Leiterin.

Sie und ihre Kollegen vom Nachbarschaftstreff Hirschgarten haben jeweils mit Unterstützung durch den BA auch schon einige Projekte vorangebracht: vom sogenannten Hood Training für Kinder und Jugendliche über einen offenen Bücherschrank bis zum Container als Unterstand und Treffpunkt bei der Skateanlage am Hirschgarten. All das soll zu einem friedlichen Miteinander im Viertel beitragen – deckt laut Waldner aber bei Weitem noch nicht den Bedarf.

Woche der Münchner Nachbarschaftstreffs

In der Woche der Münchner Nachbarschaftstreffs von Freitag, 5. bis 12. Mai, laden auch die örtlichen Einrichtungen zum Kennenlernen ein: Der Nachbarschaftstreff Hirschgarten, Schloßschmidstraße 19, startet mit einem Tag der offenen Tür am Freitag, 5. Mai, von 15 bis 18 Uhr. Am Samstag, 6. Mai, findet von 10 bis 14 Uhr ein Nachbarschafts-Flohmarkt statt. Weitere Gratis-Angebote folgen bis Donnerstag, 11. Mai. Im Treff Mosaik gibt es eine dreiteilige Reihe unter dem Titel „Voll Sinn-voll!“. Aktionen gibt es am Mittwoch, 10. Mai, von 14 bis 17 sowie am Freitag, 12. Mai, von 15 bis 18.30 Uhr im Treff an der Rosa-Bavarese-­Straße 21 und auf dem Quartiersplatz davor.

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