Parallel steht nach wie vor auch die Pflege und Vermittlung der russischen Kultur auf dem Programm. Neben der Ausleih-Bibliothek bietet der Verein an der Aldringenstraße nun regelmäßig Lesungen, Konzerte und Vorträge in russischer und deutscher Sprache an. „Wir wollen in unserem kleinen Rahmen hier völkerverbindend tätig sein“, sagt Erschow. Das Veranstaltungsprogramm laufe wegen des Krieges in der Ukraine jedoch langsam und leise an. Man wolle angemessen agieren, betont sie.
Infos zur Bibliothek oder zu Events gibt es unter www.tolstoi.de.
1939 gründete Alexandra Tolstoy in den USA die Tolstoy-Foundation, um „Opfern kommunistischer Repression“ zu helfen. 1947 eröffnete die Einrichtung ein Büro in München. Sie unterstützte Flüchtlinge bei der Integration in Deutschland oder der Umsiedlung überwiegend nach Übersee. Betroffen waren nach Kriegsende Zigtausende sogenannter „displaced persons“ russischer Herkunft. Diese „heimatlosen Ausländer“ – Vertriebene, ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter – galt es, vor der Zwangsrückführung in die Sowjetunion Stalins und der Verurteilung zu Straflager oder Tod zu schützen. 1949 gründeten russischsprachige Emigranten an der Ismaninger Straße die Tolstoi-Bibliothek.
1956 wurde die Tolstoy-Foundation in Deutschland eine rechtlich eigenständige Organisation, die 1972 in Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk e.V. umbenannt wurde. Im selben Jahr zog die Bibliothek an die Thierschstraße. 1979 wurde das sogenannte Weiterwanderungsprogramm auf nichtrussische Flüchtlinge ausgedehnt und die Büros des Tolstoi Hilfs- und Kulturwerks und der Tolstoy-Foundation berieten jährlich rund 1000 Flüchtlinge für die Auswanderung in die USA, nach Kanada und andere Aufnahmeländer. 1992 wurde zusätzlich eine Sozialberatung eingerichtet, die sich an russischsprachige Menschen jeden Alters und jeder Herkunft richtet. 2021 fanden 4430 personenbezogene Beratungen statt. Tendenz stark steigend.
Jeden zweiten Dienstag im Monat: Literaturclub
Der Literaturclub richtet sich vor allem an russischsprachige Jugendliche und junge Erwachsene, die sich für Lesen und Literatur interessieren. Natürlich sind auch junge Interessierte aller Nationalitäten herzlich zum Besuch des Literaturclubs eingeladen. Der Literaturclub findet in Kooperation mit dem Tolstoi Hilfs- und Kulturwerk e.V. und dem Verband der russischsprachigen Jugend in Deutschland JunOst e.V. (VRJD JunOst e.V.), München statt
18.30-20.30 Uhr / Eintritt frei
Jeden letzten Dienstag im Monat: „Spielend lesen!“ – zweisprachige Vorlesereihe für Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren, Leitung: Viktoria Schäfer
Aktives Zuhören, spielerischer und entdeckender Sprachgebrauch – dies weckt bei Kindern die Lesefreude. Die zweisprachige Vorlesereihe entwickelt einen selbständigen Umgang mit Büchern. „Wir lesen vor, es wird gespielt, gebastelt und russischsprachige Trickfilme angeschaut. Und das alles auf Russisch und Deutsch!“
Weitere Infos: Viktoria Schäfer unter Telefon 089 – 226241 oder Email: schaefer@tolstoi.de. 16.30-17.30 Uhr / Eintritt: 3,- Euro
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