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Das Marstallmuseum in Nymphenburg wird 100 ‒ Blick hinter die Kulissen

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Die glanzvollen Rennschlitten stehen auf imitierten Eisblöcken. Während die Damen vorne im Schlittenkasten saßen, lenkten die Herren dahinter das Pferd mit Hilfe langer Zügel.
Die glanzvollen Rennschlitten stehen auf imitierten Eisblöcken. Während die Damen vorne im Schlittenkasten saßen, lenkten die Herren dahinter das Pferd mit Hilfe langer Zügel. © Nilofar Ahmadi

Das Marstallmuseum wird 100 Jahre alt. Im Haus spielt sich alles um die höfische Reiterkultur in Bayern ab und zählt da zu den bedeutendsten Sammlungen

Nymphenburg ‒ Über 40 prachtvolle Kutschen und Schlitten aus Wittelsbacher Besitz, wertvolles Sattelgeschirr und die vollständig erhaltene Reitausrüstung von Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1573 bis 1651) können im Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg bewundert werden. „Es ist ein richtiger Schatz für das Museum, dass wir noch so viele gut erhaltene Textilien haben“, schwärmt Museumsreferentin Friederike Ulrichs. Es ist eine der bedeutendsten Sammlungen zur höfischen Fahr- und Reitkultur weltweit und feiert heuer ihren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum hat die Bayerische Schlösserverwaltung einen neuen Kulturführer herausgegeben.

Friederike Ulrichs, Kuratorin des Marstallmuseums, vor den Fahrzeugen Ludwigs II.
Friederike Ulrichs, Kuratorin des Marstallmuseums, vor den Fahrzeugen Ludwigs II. © Bayerische Schlösserverwaltung

Anfangs noch in der großen Halle der einstigen Hof-Reitschule (heute Marstalltheater) nahe der Münchner Residenz untergebracht, zog das Museum 1950 in ehemalige Stallungen des Nymphenburger Schlosses ein. Ein absoluter Besuchermagnet ist der prunkvolle Krönungswagen des bayrischen Kurfürsten Karl Albrecht (1697 bis 1745). Er wurde damit 1742 zur Zeremonie nach Frankfurt am Main gefahren, wo er zum deutschen Kaiser Karl VII. erhoben wurde.

100 Jahre Marstallmuseum: Restaurierungen live miterleben

Mit vergoldeten Schnitzereien und Bronzen und ihrer üppigen Ausstattung ist die Kutsche so schwer, dass sie an ihrem Platz im Museum in der Mitte abgestützt werden muss. Acht Pferdemodelle aus Pappmaschee, die 1923 speziell von einem Tierbildhauer für das Museum angefertigt wurden, sind vor die Kutsche gespannt.

Gold soweit das Auge reicht: Die große Krönungskutsche von Kaiser Karl VII. zieht alle Blicke auf sich.
Gold soweit das Auge reicht: Die große Krönungskutsche von Kaiser Karl VII. zieht alle Blicke auf sich. © Nilofar Ahmadi

Insgesamt dokumentiert die Ausstellung 300 Jahre fürstliche Wagenbaukunst. Neben zahlreichen Museumsstücken enthält sie auch audiovisuelle Elemente. Bei einer Hörstation können sich Interessierte Zeitzeugenberichte aus den Erinnerungen der Enkelin eines ehemaligen Marstallbediensteten anhören und das dazugehörige Fotoalbum anschauen. Auch ein Video zur aufwendigen Quastenherstellung steht Besuchern zum Ansehen zur Verfügung.

In Zukunft seien noch weitere Medienstationen mit mehr Hintergrund zu Ludwig II. (1845 bis 1886) geplant, betont Ulrichs. Sicht- und hörbar in Szene gesetzt ist auch das kostbare Gala-Schlittengeläut mit 426 vergoldeten Messingschellen. Nähert sich ein Besucher, wird die originale Tonaufnahme einer Schlittenfahrt abgespielt und erweckt den Eindruck, als gleite man selbst durch knisternden Schnee.

Das Gala-Schlittengeläut kann man auch immersiv erleben: Nähert sich ein Besucher, wird eine Tonaufnahme einer Schlittenfahrt abgespielt.
Das Gala-Schlittengeläut kann man auch immersiv erleben: Nähert sich ein Besucher, wird eine Tonaufnahme einer Schlittenfahrt abgespielt. © Nilofar Ahmadi

Das Museum zeigt außerdem die weltweit einzige Sammlung an Fahrzeugen von König Ludwig II., wie zum Beispiel den prächtigen Gala-Wagen.

Aktuell finden an einem Exponat vor Ort Restaurationsarbeiten statt. Besucher können den Experten dabei über die Schulter schauen.

Nilofar Ahmadi

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