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Deisenhofener Straße: Bangen und Hoffen wegen Bau der Versicherungskammer

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Auf dem Obergiesinger VKB-Gelände sind drei neue Punkt-Hochbauten (obere Bildhälfte) geplant.
Auf dem Obergiesinger VKB-Gelände sind drei neue Punkt-Hochbauten (obere Bildhälfte) geplant. © Behnisch

An den Plänen zum Neubau der Versicherungskammer Bayern werden Zweifel gehegt. Konkret geht es vor allem um die Baumbestände, die leiden würden und die Höhe des Gebäudes.

Obergiesing ‒ Bis Ende 2027 soll der Campus Giesing der Versicherungskammer Bayern (VKB) fertig sein. 40 000 Quadratmeter Geschossfläche sind an der Deisenhofener Straße 63 geplant. Sie sollen einen deutlich kleineren Altbau mit 13 000 Quadratmetern aus den 1970er-Jahren ersetzen. Bis Dienstag, 28. November, liegen die Unterlagen zum Projekt noch öffentlich aus. Nun haben sich Stadt und Architekturbüro bei einem Erörterungstermin direkt mit den Nachbarn ausgetauscht.

Mehr Platz vor Ort

„Das Bestandsgebäude ist zu energieintensiv“, erklärte Daniel Preuße, Leiter der Hauptabteilung Immobilienmanagement bei der VKB. „Auch haben sich Fassadenplatten gelöst.“ Daher habe sich der Konzern zum Abriss des Baus an der Deisenhofener Straße 63 entschieden – bis Mitte 2024 werde der oberirdische Teil verschwunden sein. Grundsätzlich gehe es darum, einen Teil der Mitarbeitenden vom VKB-Standort Lehel mit aktuell 1000 Personen nach Giesing mit derzeit 4000 Beschäftigten zu verlagern, „um die operativen Einheiten“ auszubauen, wie Preuße auf Nachfrage betont. Vor Ort müsse also mehr Platz geschaffen werden.

Statt des terrassierten fünfgeschossigen Baus werden in Zukunft drei miteinander verbundene Häuser entstehen. Angedacht sind gestaffelte Gebäudehöhen mit maximal neun Geschossen. „Es sind natürlich Hochhäuser“, räumte Maria Hirnsperger vom Architekturbüro Behnisch ein. „Aber sie liegen deutlich unter dem Agfa-Gebäude.“

Die Silhouette zur Deisenhofener Straße hin würde sich verändern.
Die Silhouette zur Deisenhofener Straße hin würde sich verändern. © Visualisierung: Behnisch

Dieses war 52 Meter hoch und hatte 14 Geschosse. Für einige direkte Nachbarn des Grundstücks klang der Vergleich nicht sonderlich beruhigend. Gegenüber Hallo erklärten sie, dass der geplante Neubau in ihren Augen „sehr nah, sehr massiv sei und ein Gefühl von Enge“ gebe. Auch fürchten sie eine Verschattung ihrer Wohnungen.

Andere Bürger sorgten sich um den Baumbestand und die Grünflächen. Denn für Abriss und Neubau muss gefällt werden. Matthias Conrad vom Planungsreferat erklärte, dass schlussendlich mehr Bäume auf dem Gelände Platz finden würden als aktuell. Doch räumte er ein: „Es wird natürlich einen Zeitverzug geben, denn die neu gepflanzten müssen erst nachwachsen.“

Der Altbau wird abgerissen.
Der Altbau wird abgerissen. © Katrin Hildebrand

„Gute Entwicklung“

Jörg Kosziol, Vorstand der Genossenschaft „Bauverein München Haidhausen“, reagierte dagegen grundsätzlich positiv: Dass ein Arbeitgeber seinen Hauptsitz nach Giesing verlege, halte er für eine gute Entwicklung. Außerdem sei der Bauverein „an einer abendlichen Parknutzung der Tiefgarage interessiert“. Dies hatte vor einiger Zeit auch der BA Obergiesing-Fasangarten angeregt – nach Dienstschluss seien die Anwohner-Stellplätze in der Gegend regelmäßig knapp, die Garage aber leer.

Die Abendöffnung der Parkplätze erwägt auch die VKB. Generell will der Konzern seine Anlagen stärker für Nachbarn öffnen. Preuße erklärte: „Zu Themen wie öffentlich nutzbaren Räumen oder an einer öffentlichen Kinderbetreuung, sind wir schon im Gespräch.“

Pläne gebe es etwa für ein öffentliches Gartencafé, einzelne Sportanlagen – Yoga, Parkour oder Bouldern wären denkbar – sowie eine Art Marktplatz. „Für Meetings, aber theoretisch auch für Konzerte“, sagte Maria Hirnsperger. „Es soll ein offener belebter Raum mit Grün entstehen.“ BA-Mitglied Stefan Hofreiter (Grüne) fragte: „Inwieweit sollen denn nicht nur Dächer, sondern auch Fassaden mit Pflanzen ausgestattet werden?“ Darauf konnte die Architektin nur vage antworten: „Im Bereich Hochhäuser gilt Fassadengrün oft als potenzielle Gefahr, wir planen aber etwas in der Art.“

Stefan Hofreiter
Stefan Hofreiter © privat

Öffentliche Einsicht

Die Projekt-Unterlagen liegen bis Dienstag, 28. November, im Planungsreferat, Blumenstraße 28 b, bei der Bezirksinspektion Süd, Implerstraße 11, und in der Stadtbibliothek Giesing, Deisenhofener Straße 20 aus. Infos online unter https://stadt.muenchen.de/infos/bplan-2169.html.

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