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Bürgerinitiative bereitet Vereinsgründung vor: Gelbe Tonne, Abholung am Haushalt und neue Orte für Glasbehälter

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Von: Ursula Löschau

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Oft stapeln sich am Containerplatz Fresenius-/Fasanenstraße Müllsäcke, Glasabfälle und Sperrmüll. Walter Worbs und Ulrich Grasberger machen das Bringsystem für das Übel verantwortlich.
Oft stapeln sich am Containerplatz Fresenius-/Fasanenstraße Müllsäcke, Glasabfälle und Sperrmüll. Walter Worbs und Ulrich Grasberger machen das Bringsystem für das Übel verantwortlich. © Walter Worbs

Um zunehmende Übermüllung der Müllcontainer-Inseln zu vermeiden, wünschen sich Bürger nun eine Gelbe Tonne wie in anderen Großstädten. Was dafür, was dagegen spricht:

Obermenzing ‒ Walter Worbs aus Obermenzing, Ulrich Grasberger aus Moosach und rund 200 weitere Mitglieder der Bürgerinitiative Müll-München haben genug von verschmutzten Wertstoffinseln und einem Sammelsystem, bei dem viel zu viel wiederverwertbares Material in der Restmülltonne und damit in der Verbrennungsanlage landet. „Wir haben eine Fehlerwurfquote im Restmüll von 75 Prozent“, sagt Grasberger. Er und seine Mitstreiter kämpfen für die Gelbe Tonne sowie eine „haushaltsnahe Abholung“ des Verpackungsmülls und gründen zu diesem Zweck gerade den Verein „Müllwende“.

Mit etwa 200 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr liegen die Münchner nach Grasbergers Recherchen weit über dem Bundesdurchschnitt von 120 Kilo pro Kopf. „Wertvolle Ressourcen werden bei uns vernichtet“, prangert er an. Das hier praktizierte System mit Containerinseln kritisiert der Bürger als „Alibi-Lösung“. „Diese Container haben nur den einen Sinn, das Verpackungsgesetz und ein Recycling zu unterlaufen und pro forma die Gesetzesauflagen zu erfüllen.“

Der Gründer der Bürgerinitiative vermutet, dass der Stadt „gut gefüllte Restmülltonnen für die Verbrennung“ wichtiger seien als eine gute Recyclingquote. Dazu käme: „Der Abfallwirtschaftsbetrieb hat kein Interesse an einer privaten Konkurrenz.“

„Müllwende“ in München: Andere deutsche Großstädte als Vorbilder

Dabei hätten nahezu alle großen deutschen Städte längst auf ein Holsystem mit Gelber Tonne oder Gelbem Sack umgestellt, betont Worbs. Die dortigen Erfahrungen seien positiv, weshalb sich der für München geplante Pilotversuch in einzelnen Stadtbezirken erübrige. „Das ist nur eine weitere Taktik, um die Einführung eines Holsystems um weitere drei Jahre zu verzögern“, warnt Ulrich Grasberger.

Der künftige Verein will das nicht mittragen. „Wir werden aufklären und einen Bürgerentscheid anstreben“, kündigt Grasberger an. Zu den Forderungen wird dann auch gehören, dass Glascontainer direkt dort aufgestellt werden, wo in Glas abgefüllte Produkte verkauft werden, beispielsweise bei Supermärkten und Getränkehändlern.

Walter Worbs will außerdem „die Menschen sensibilisieren, dass sie ihren Müll nicht überall wegschmeißen“. Mit der Containerinsel vor seiner Haustüre an der Ecke Fresenius-/Fasanenstraße hat er täglich ein Negativ-Beispiel vor Augen. „Diese Gleichgültigkeit ist empörend“, sagt er. Damit meint er sowohl die Rücksichtslosigkeit der Müllsünder als auch die unbefriedigenden Reaktionen der Entsorgerfirma Remondis und des Münchner Abfallwirtschaftsbetriebes (AWM). „Wenn überhaupt, bekommt man nur Standardantworten aus fertigen Textbausteinen“, ärgert sich der Anwohner. Trotzdem wird er nicht müde, sich dort immer wieder zu beschweren.

Das sagen AWM und Remondis – lernen von Hamburg?

„Leider wird der Standort an der Freseniusstraße immer mal wieder mehr oder weniger stark verschmutzt“, bestätigt Michael Schneider, Sprecher des Entsorgungsunternehmens Remondis. Container für Leichtverpackungen würden deshalb zweimal, die für Glas einmal wöchentlich geleert. „Das ist bereits eine vergleichsweise hohe Abholfrequenz“, sagt Schneider. Dennoch werde gerade geprüft, ob auch die Glascontainer zweimal pro Woche an die Reihe kämen. Was die Verschmutzungen und wilde Müllablagerungen angehe, blieben dem Unternehmen aber nur Appelle an die Bürger: „Auch bei Überfüllung der Container darf der Abfall auf keinen Fall einfach neben die Behälter gestellt werden, da dies die Sauberkeit, Hygiene und sogar die Verkehrssicherheit beeinträchtigen kann. Dies geht am Ende immer zu Lasten der Anwohnenden.“

„Die Reinigung der Wertstoffinseln in einem Umkreis von zehn Metern obliegt nicht der Stadt München beziehungsweise dem Abfallwirtschaftsbetrieb, sondern den von den Dualen Systemen Deutschland (DSD) beauftragten Betreiberfirmen, in diesem Fall Remondis“, teilt AWM-Sprecherin Franziska Burkhard mit.

Für das Pilotprojekt zur Erprobung der Gelben Tonne seien die Sammelgebiete noch nicht festgelegt. Dies erfolge im Moment in Verhandlungen mit den Dualen Systemen. Klar ist laut Burkhard: „Der Pilotversuch soll im Abstimmungszeitraum vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2026 umgesetzt werden. Danach entscheidet der Stadtrat über das weitere Vorgehen.“

Zudem will sich eine Delegation aus München in Hamburg über deren System und die dort aktiven sogenannten Wastewatcher informieren. Der Stadtrat entscheidet am Mittwoch, 1. März, über die Reise. „Wastewatcher kümmern sich um die Sauberkeit Hamburgs und dürfen Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten“, erklärt die Sprecherin. Damit gehe Hamburg gegen wilde Müllablagerungen und Verschmutzungen durch Abfall vor.

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