Die ausgewählten Zeitpunkte der Beteiligung – in den Sommerferien und der Weihnachtszeit – erwecken beim BA den Eindruck, als sei eine öffentliche Debatte seitens der Stadt „unerwünscht“. Zusätzlich klagte Claudia Küng (CSU), dass „die elf Seiten, die aus der Bürgerbeteiligung erarbeitet wurden, vom Investor nicht berücksichtigt wurden“.
Dem widerspricht der Investor auf Anfrage. „Der Vorwurf der CSU ist gelogen. Wir haben in einer Bürgerveranstaltung alle Wünsche eingesammelt und nicht nur berücksichtigt, sondern sogar überfüllt“, sagt Ulrich Fischer, Geschäftsführer von Horus Sentilo. 20.000 Quadratmeter öffentliche Grünanlage werde geschaffen sowie Spiel- und Eventflächen, welche die Anwohner gewollt hätten. „Auch haben wir Rücksicht auf die umliegenden Wohnhäuser genommen. Eine Verschattung durch Hochhäuser wird es nicht geben“, versichert Fischer.
Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats, teilt auf Hallo-Nachfrage mit, dass die Beteiligung den gesetzlichen Vorgaben entspräche. Und die Stadt dem BA sogar eine Fristverlängerung gewährt hätte, um seine Stellungnahme auszuarbeiten.
Zweiter Aufreger der BA-Sitzung: die Dichte der dortigen Bebauung und die geplanten Hochhäuser. Seit 2019 lösen die Pläne im Viertel viel Kritik aus. Auch heuer warnten die Fraktionen SPD, CSU, FW, ÖDP und AfD vor einer Realisierung: Der Entwurf setze neue Maßstäbe für die künftige Bebauung in Obersendling. Dorle Baumann (SPD) befürchtete klimatische Auswirkungen: „Der kühlende Wind von den Alpen wird Schwabing nicht mehr erreichen“.
Die Grünen widersprachen und würdigten, dass der Investor alternative Energien nutzen und ressourcenschonend bauen will. Die Hochhäuser und die „flächensparende Bauweise“ ermöglichen einen Grünstreifen mit 145 Bäumen, betonte Alexander Aichwalder, Vorsitzender des BA-Unterausschusses Bau und Planung.
Auf Hallo-Nachfrage teilt das Referat für Klima und Umweltschutz mit, dass die Behörde keine klimatischen Bedenken beim Bau der Hochhäuser hätte, „da keine für das Münchner Stadtklima wichtige Kaltluftleitbahn betroffen ist“.
Einig waren sich die Viertelpolitiker aber darüber, dass im weiteren Verfahren der Anteil an Wohnungen geprüft werden soll. Sie könnten sich vorstellen, statt 220 Wohnungen doppelt so viele bauen zu lassen – dafür weniger Büros und Gewerbe. So halten die Lokalpolitiker die Hotels für unnötig. Aber das Quartierskonzept mit Lebensmittelgeschäften, Markthallen, Gewerbe und Handwerksbetrieben überzeugt sie. Im nächsten Schritt wird heuer der Stadtrat über den Entwurf entscheiden. 2023 könnte das Rathaus den endgültigen Startschuss geben.
Laut Entwurf sind auf dem ehemaligen Siemensareal an der Boschetsrieder Straße Büros, 220 Wohnungen, zwei Kitas, zwei Hotels und Einzelhandel sowie Kulturangebote vorgesehen. Knapp 170 000 Quadratmeter Geschossfläche sollen dafür geschaffen werden, inklusive drei Hochhäuser. 5000 Beschäftigte könnten dort arbeiten. Ein Grünstreifen und ein Quartiersplatz sind geplant. Die bestehende Fertigungshalle des Betonwerks mit Siloturm soll einbezogen werden.
Quelle: www.hallo-muenchen.de