„Es geht darum, Biografien zu erstellen und Kontexte zu erarbeiten“, erklärt Fischer. Es soll ein ergänzendes Angebot zu den Erinnerungszeichen sein. „Wir wollen auch darstellen, zu welchen Zeiten die Personen gelebt haben, etwa vor oder nach der Reichspogromnacht.“
Hintergrund dafür ist, dass die jüdische Gemeinde in München nach 1938 von 12 000 Mitgliedern auf unter 5000 geschrumpft sei.
Auftakt des Projekts war die Einweihung von drei Erinnerungszeichen für Eugen Doernberger, Irma Hecht und Hermann Raff an der Ohmstraße 13. Insgesamt sechs Stück sind nun in der kleinen Straße angebracht.
Das Projekt soll nachbarschaftlich aufgezogen werden. „Die Anwohner sind die Träger“, sagt Fischer. Sie erforschen die Schicksale der jüdischen Bewohner.
Die Ergebnisse werden auf der Website www.ohmstraße-muenchen.de gezeigt. „Es soll ähnlich wie Wikipedia aufgebaut sein. Alle sollen beitragen können. Die Inhalte werden aber auch redaktionell geprüft.“
Unterstützung bei der Recherche erhält Fischer von der Firma „Neumann & Kamp Historische Projekte“. Auch Schüler des Oskar-von-Miller-Gymnasiums sind beteiligt. „Wir durften im Stadtarchiv zu den drei als Erinnerungszeichen verewigten jüdischen Anwohnern forschen“, sagt Katharina Riederer.
Auch ihr Arbeitskreis begleite das Projekt schon seit einiger Zeit, ergänzt Mitschülerin Julia Theopold. „Wir wohnen selbst in Schwabing. So befassen wir uns mit unserer eigenen Historie.“
Wie lange es dauern wird, das Projekt zu realisieren? „Es wird ein langjähriges Vorhaben“, sagt Fischer. Laut Website ist ein erstes Nachbarschaftstreffen am Donnerstag, 15. Dezember, um 18.30 Uhr im ersten Stock der Ohmstraße 13 geplant. In den kommenden Jahren sollen in der Straße auch weitere Erinnerungszeichen angebracht werden.
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