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Kosten-Explosion und Bau-Verzögerung: Wer hat Schuld am Debakel um die zweite S-Bahn-Stammstrecken in München?

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Von: Marie-Julie Hlawica

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Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke entwickelt sich zum Debakel.
Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke entwickelt sich zum Debakel. © Deutsche Bahn

Der Bau der zweite Stammstrecke in München kosten mehrere Milliarden Euro mehr und verzögert sich ins nächste Jahrzehnt. Ein Untersuchungsausschuss soll die Schuld klären.

Schon jetzt steht fest: Die zweite Stammstrecke wird zu einem finanzpolitischen Debakel. Nun soll ein Untersuchungsausschuss klären, wer daran Schuld ist, dass die Kosten explodieren – und sich der Bau der Gleise ins nächste Jahrzehnt verzögern wird.

Zweite S-Bahn-Stammstrecke in München wird zum Debakel - Untersuchungsausschuss soll Schuld klären

Am 27. November 2012 schlossen der Bund, der Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn eine Finanzierungsvereinbarung für die zweite Stammstrecke. Die damaligen Pläne sehen Baukosten von 3,2 Milliarden Euro und eine Inbetriebnahme im Jahr 2028 vor. Zehn Jahre später geht es um knapp vier Milliarden Euro und sieben Jahre mehr, das ist der aktuelle Stand nach Auskunft der Deutschen Bahn.

In harten Zahlen bedeutet das: Der Stammstrecken-Neubau verschlingt insgesamt sieben Milliarden Euro und die Fertigstellung verzögert sich bis 2035. SPD, Grüne und FDP haben nun einen Fragenkatalog für den Ausschuss eingereicht.

Josef Schmid (CSU) im Interview: „Die Kostensteigerung hat jeder kommen sehen“

Leiter des Stammstrecken-Untersuchungsausschusses soll der ehemalige Münchner Bürgermeister Josef Schmid (CSU) werden. Hallo hat mit ihm gesprochen.

Josef Schmid (CSU)
Josef Schmid (CSU) soll Leiter des Untersuchungsausschusses werden. © Tobias Hase/dpa

Herr Schmid, Ihre Meinung zu der Stammstrecken-Kostenexplosion?

Die Kostensteigerung hat jeder kommen sehen müssen, der im Ausschuss Bauen und Verkehr sitzt. Denn bei der Stammstrecke gilt wie überall: Zeit ist Geld. Wir wissen seit drei Jahren, dass der Einstieg im Osten umgeplant werden musste, das wurde auch von allen Parteien begrüßt. Und auch die Umstrukturierung am Hauptbahnhof für den neuen Halt der U9 hat die Finanzierung verändert.

Trotzdem ist die aktuell im Raum stehende Summe von sieben Milliarden Euro vielleicht noch nicht das Ende.

2017, als ich Bürgermeister war, gab es übereinstimmend den Entscheid: München will alle U-Bahn-Trassen. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass zwischen damals und heute nicht nur durch die Bau-Neuplanungen, sondern auch durch die allgemeine Inflation Preise explodieren. Wenn dann zusätzlich neue gesetzliche Vorschriften, wie etwa eine zweite Rettungsröhre zur Stammstrecke, den Bauablauf insgesamt verändern, dann will doch keiner den Verzicht auf Sicherheit, sondern muss diese neuen Kosten akzeptieren.

Manche fordern Neuplanungen, etwa doch den Bahn-Südring zu aktivieren.

Wenn man jetzt beginnt, etwas Neues zu planen, geht die nächsten 40 Jahre diesbezüglich nichts vorwärts. Man startet mit einer Machbarkeitsstudie, dann folgen weitere Erhebungen.

Also von Ihrer Seite ein klares Ja zur Fortsetzung der Stammstrecke?

Wir müssen uns im Klaren sein: Die Stadt braucht die zweite Stammstrecke, um künftig 400 000 Einpendler und 200 000 Auspendler auf die Schiene zu bringen, damit wir Münchens Verkehrslage in den Griff bekommen. Wer jetzt die Axt an die Stammstrecke anlegt, zerstört ein wichtiges verkehrspolitisches Projekt für München und den Münchner Großraum.

Zahlen und Fakten zur Stammstrecke

Die erste S-Bahn-Stammstrecke wurde 1972 eröffnet. Alle zwei Minuten fährt in den Hauptverkehrszeiten eine Bahn durch die Röhren – 30 Züge pro Stunde, je Richtung. Rund 840 000 Passagiere nutzen täglich eine der acht Linien – Tendenz steigend. Bei Inbetriebnahme der S-Bahn 1972 kalkulierte man noch mit 250 000 werktäglichen Fahrgästen.

+++ Wenn es ernst wird... Die Feuerwehr München probt auf der Baustelle der S-Bahn-Stammstrecke am Marienhof für den Einsatz in einem Gefahrenfall +++

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