Für die Räume verlangt die Stadt keine Miete. „Dass wir hier unseren Platz gefunden haben, ist auch ein Bekenntnis der Stadt zur inklusiven Kunst und Chancengleichheit. Letztendlich wird so die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt, zu der sich Deutschland verpflichtet hat“, sagt Fell.
„In den neuen Räumen entwickeln sich auch neue Ideen“, schwärmt sie und ist froh, mit Verena Regensburger eine neue künstlerische Leiterin an Land gezogen zu haben. Regensburger bringt bereits aus den Münchner Kammerspielen Erfahrungen mit inklusivem Theater mit: „Ich hatte dort meine Abschlussarbeit mit dem Stück „Lügen“ gemacht – mit der gehörlosen Tänzerin Kassandra Wedel. Das hat Angelica Fell gesehen“.
Bei der Freien Bühne München arbeitet Verena Regensburger mit verschiedenen Dozenten, wie Sprechtrainern und Choreografen zusammen. Hier bekommen junge Leuten mit und ohne Behinderung verschiedene Spieltechniken und allerlei sonstige Fähigkeiten vermittelt. Gemeinsam erarbeitet man Stücke wie „Romeo und Julia“ oder „Peer Gynt“ und führt sie dann an verschiedenen Bühnen auf. Inklusion wird als gewinnbringende Vielfalt betrachtet. So entstanden bereits erste Karrieren, wie die von Luisa Wöllisch, die mit dem Film „Die Goldfische“ bekannt wurde. An der FBM kann man Workshops besuchen, und danach eventuell eine dreijährige Ausbildung absolvieren.
Allerdings sind die Zugangsvoraussetzungen ähnlich hoch, wie bei anderen Schauspielschulen. „Das ist eine handverlesene Zahl von Leuten, die wir ausgebildet haben. Fünf waren es bisher und zwei sind derzeit in Ausbildung. Wir schauen ganz genau hin, wer wirklich Chancen hat, auf dem ersten Arbeitsmarkt seinen Platz zu finden“, erklärt Angelica Fell. Vier ehemalige Schüler haben ein Engagement an den Münchner Kammerspielen – darunter auch Fells Sohn Dennis. Er steht inzwischen regelmäßig auf professionellen Bühnen und hat seinen Traum verwirklicht.
Auch für die FBM insgesamt läuft es gut. Neben den Räumen bekam sie vergangenes Jahr die Zusage für die institutionelle Theaterförderung der Stadt und kann voraussichtlich mit jährlich 120 000 Euro rechnen.
Im Moosacher Pelkovenschlössl, St-Martin-Platz 2, kann man am Donnerstag, 16. März, ab 19 Uhr die Arbeiten der FBM im bewundern. In der kostenlosen Werkschau zeigen die Teilnehmenden des Winter-Workshops 2023, welche Erfahrungen sie an der Freien Bühne München sammeln konnten.
Mit dabei ist auch Natalie Lehmann (kleines Foto), die in diesem Jahr ihre Ausbildung an der FBM beendet. Nach dem jüngsten großen Erfolg von „Romeo und Julia“, mit dem das Ensemble auch in verschiedenen Städten auf Tournee war, findet sie Theater immer spannender, obwohl die 19-Jährige ursprünglich zum Fernsehen wollte.
Mit Dennis Fell-Hernandez lieferte sie sich auf der Bühne ein Wortgefecht: „Es war die Nachtigall! – Nein, die Lerche! – Nein die Nachtigall!“ Im Vorfeld hatten die Schüler Shakespeares Text an ihre eigene Lebenswirklichkeit angepasst und das Stück entsprechend kreativ umgesetzt. Eine Berliner Agentur war begeistert und möchte Natalie nach dem Ende ihrer Ausbildung unter Vertrag nehmen.
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