„Das war eine Entscheidung, die uns nicht leicht gefallen ist“, gibt Lisana Hartl zu. Sie gehört zur Geschäftsleitung des Familienbetriebs „Münchner Kindl Senf“. Das Standl sei ein Herzensprojekt gewesen – und weniger ein wirtschaftliches. „Es ging um engen Kundenkontakt, man konnte alles probieren und wir bekamen direktes Feedback.“
Hartls Ur-Ur-Großtanten waren einmal Metzgerinnen am Markt. Eigenen Senf produzierten sie erst nur nebenher. Als Hartls Opa die Rezeptur bekam, wurde mittlerweile auch die Münchner Gastro beliefert. „Er stellte damals alles in seiner Senfküche im Keller her“, verrät sie.
In den 80ern übernahm die nächste Generation – und stellte komplett auf Bio um. Seit 2011 sind Hartl und ihre Schwester dabei. Damals ging es für den Senf auch zurück an seinen Geburtsort – mit einem eigenen Standl auf dem Viktualienmarkt. „Meinem Großvater war das total wichtig“, erinnert sich Hartl.
Doch damit ist nun Schluss. In den letzten Jahren – schon vor der Pandemie – seien mehrere Nachbarstände leer gestanden, es sei immer weniger Kundschaft gekommen. „Und dann auch noch Corona“, seufzt Hartl. „Irgendwann haben wir so viel draufgezahlt, dass es sich nicht mehr gelohnt hat.“
Vor allem die Touristen hätten gefehlt. Vergangene Woche wurden die letzten Gegenstände aus dem geliebten Standl geholt, geschlossen ist jedoch schon länger. Die Verkäuferin ist jetzt in der Firma in Fürstenfeldbruck tätig. Der Kronleuchter, der stets die Bude zierte, hängt in Hartls Wohnzimmer. „So hab ich immer ein Stück Viktualienmarkt daheim.“
Neben dem ehemaligen Senf-Standl stehen derzeit auch ein Verkaufsplatz und ein Pavillon auf dem Viktualienmarkt leer. Bewerben kann man sich noch bis Dienstag, 21. Dezember, bei den Markthallen München (MHM). Die Vergaben sollen dann so schnell wie möglich erfolgen, erklärt die Werkleiterin Kristina Frank auf Hallo-Nachfrage: „Ich bin gespannt auf hoffentlich ganz unterschiedliche und innovative Konzepte, die zum Lebensmittelhandel und zu unseren Händlern passen.“
Quelle: www.hallo-muenchen.de