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Als München noch sexy war: Gottschalk & Berben über die Schickeria der 80er

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Thomas Gottschalk (mit Produzent Janek Romero) führt durch Teil drei und vier der Serie.
Thomas Gottschalk (mit Produzent Janek Romero) führt durch Teil drei und vier der Serie. © Constantin Dokumentation

In der Serie „Schickeria“ auf Amazon Prime führen verschiedene Prominente durch die spannende Geschichte Münchens in den 70ern und 80ern. Alle Details:

Champagnerglas in der Hand, Bussi rechts, Bussi links, an der Nase ein Rest von weißem Pulver, gemeinsam für ein Foto in der Boulevardzeitung posieren und sich danach hinterrücks über die Kleiderwahl des Bekannten in der Nobel-­Disko auslassen: Dieses Bild, haftet bis heute an der Münchner Szene.

Nicht unberechtigt, wie Produzent Janek Romero von Constantin Dokumentation gesteht. „Doch sie hatte zwei Gesichter.“ In der neuen Serie „Schickeria – Als München noch sexy war“, die ab sofort bei Amazon Prime Video zu sehen ist, blicken verschiedene Chronisten, allen voran Iris Berben und Thomas Gottschalk, zurück in die 60er- bis 80er-Jahre.

Serie über die Schickeria startet: Verschiedene Promis führen durch die Geschichte

Romero, geboren 1979, und sein Team hatten ursprünglich eine Dokumentation über das P1 geplant. „Wir haben aber schnell gemerkt, dass es spannender wird, wenn wir das Feld weiter aufmachen.“ Als München 1966 die Zusage für die Olympischen Spiele erhält, wird die Stadt zum Anziehungspunkt, vor allem das Ausgehviertel Schwabing lockt junge Kreative an.

„Ich war überrascht, wie wild und pulsierend die Zeit war“, sagt Romero. „Die Samy-Brüder haben die Schwabinger Clubwelt geprägt, waren aber auch international maßgeblich.“ Sie eröffneten das „Drug­store“, das „Blow up“ und das „Citta 2000“, das erste Einkaufszentrum. „Im Nachtclub ‚Yellow Submarine‘, der Teil des Freizeitzentrums ‚Schwabylon‘ war, hat man in einem riesigen Aquarium umgeben von Haien getanzt. Das war eine ganz andere Welt.“

Serie über die Schickeria startet: Auch das Ende wird ausführlich thematisiert

Es wurde gegen Büstenhalter und für Miniröcke demonstriert. Und aus der ganzen Welt seien die Hippies in den Englischen Garten gekommen, erinnert sich Günther Sigl von der Spider Murphy Gang. „Ich glaube nicht, dass ein einziger junger Mann durch Schwabing gelaufen ist, der keinen Joint geraucht hat“, sagt der im vergangenen Jahr verstorbene Roger Fritz.

Mitte der 70er setzte langsam ein Wandel ein: die Polizei wurde aufgestockt, neue Gesetze erlassen, Mieten erhöht, Leute vertrieben. „Es war ein schleichender Prozess des Erwachsenwerdens“, sagt Produzent Romero. „Kalt erwischt“ wurde die Schickeria dann in den 80ern, sagt Thomas Gottschalk. Längst gehörten ihr nicht mehr die Freigeister und Visionäre an, sondern die Reichen. Als schließlich 1986 Helmut Dietls „Kir Royal“ erschien, war dies laut Gottschalk ein „brillanter Schlussakkord unter der Geschichte der Schickeria“.

Für Romero ist München heute schön und auch attraktiv, aber nicht mehr „sexy“. Damit es das wieder wird, brauche es wieder kreative Freiräume – und zwar nicht nur für Etablierte.

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