Schweben bald Gondeln über München? Die gemischten Stimmen zu den Plänen der ÖPNV-Erweiterung

Als mögliche Erweiterung des ÖPNV im Landkreis stehen aktuell Seilbahnen und die Verlängerung der U3 im Fokus – nicht alle Kommunen sind davon begeistert.

München-Stadt und Landkreis - Wer sich im Landkreis München mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen will, muss nicht selten den Umweg über die Stadt nehmen. Das Landratsamt hat darum 23 mögliche Quer-Verbindungen auf Wirtschaftlichkeit untersuchen lassen, darunter neue Verkehrsmittel wie Seilbahnen. Drei davon sollen nun auch baulich geprüft werden: eine Verlängerung der U-Bahn-Linie 3 nach Neuried, eine Seilbahn von Grünwald nach Pullach sowie Gondeln, die von Pasing über das Würmtal nach Fürstenried-West schweben (siehe Kasten).
Mehr öffentliche Verkehrsmittel in Landkreis und Stadt München führen zu gemischten Aussagen
„Alle Projekte, die zu einer Verringerung des Individualverkehrs und damit zur Schonung unserer begrenzten Ressourcen beitragen, halte ich für begrüßenswert“, sagt Pasings BA-Chef Frieder Vogelsgesang (CSU). Gräfelfings Bürgermeister Peter Köstler (CSU) ist etwas skeptischer. „Ich halte es für sinnvoll, Verbindungen zu prüfen. Auch, wenn eine Seilbahn erstmal etwas visionär klingt.“ Bis jetzt hätten die Kommunen aber noch zu wenig Infos zur Studie, um konkrete Aussagen zu treffen.
Schon jetzt überzeugt ist Fürstenrieds BA-Chef Ludwig Weidinger (CSU) von der angedachten Verlängerung der U3. Dadurch werde die bisherige Endhaltestelle in Fürstenried „deutlich entlastet“.
Erweiterung des ÖPNV: Freistaat und MVV sollen Kommunen finanziell entlasten
Sinnvoll findet die Idee auch Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (SPD). Kritisch sieht er aber die Finanzierung: „Schon alleine die Kosten für den Betrieb eines U-Bahnhofs werden auf eine Million Euro im Jahr geschätzt.“ Das könne sich Neuried nicht leisten. Stattdessen sollten Freistaat und MVV Geld in die Hand nehmen.
Grundsätzlich würden Freistaat und Bund Investitionskosten für die ortsfeste Infrastruktur mit bis zu 90 Prozent fördern und die Differenz der Landkreis tragen, teilt das Landratsamt mit. Bislang war das aber nur möglich, „wenn eine Verbindung ein Nutzen-Kosten-Verhältnis größer 1,0 aufweisen konnte.“ Das ist der nun vorgelegten Studie zufolge aber nur bei der Seilbahn von Grünwald nach Pullach gegeben.
Seilbahn zwischen Grünwald und Pullach: positive Stimmen aus den Kommunen
In den beiden Kommunen begrüßt man die Idee: „Eine Seilbahn ist eine gute Ergänzung, denn eine direkte Verbindung fehlt bisher“, sagt Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Beim Bau müssten aber Flora und Fauna sowie die Burg Schwaneck geschützt werden.
Verlängerung der U3
1,4 Kilometer Tunnel müssten von Neuried bis zur bisherigen Endhaltestelle Fürstenried-West gegraben werden. Voraussichtliche Kosten: 178,4 Millionen Euro. Vermutlich nutzen würden die knapp zwei Minuten dauernde Fahrt 5900 Personen je Werktag. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist mit 0,39 weit unter dem Standardwert 1. Der Grund dafür: hohe Unterhaltskosten der Infrastruktur.
Gondelfahrt im Süden
Etwas weniger als drei Minuten soll die etwa ein Kilometer lange Strecke zwischen Grünwald und Pullach über die Isar dauern. Jeden Werktag könnte diese 5700 Autobewegungen vermeiden und 2300 Personen transportieren. Zwar sei für die Gondelfahrt mit hohen Betriebskosten zu rechnen. Der Kosten-Nutzen-Wert liegt aber bei 1,3.
Umlaufseilbahn ab Pasing
Mit sechs Stationen auf gut acht Kilometern ist die Seilbahn von Pasing über Gräfelfing, Martinsried und Neuried nach Fürstenried-West das größte Projekt. Die Route sei in etwa 25 Minuten zu absolvieren. Laut Studie würden an einem Werktag 11 400 Passagiere einsteigen. Die hohen Kosten – allein 55,9 Millionen für den Bau – führen aber zu einem niedrigen Kosten-Nutzen-Wert von 0,25.
Quelle: www.hallo-muenchen.de