Sie schreiben, Bairisch ist einer Weltsprache ebenbürtig. Wie kommen Sie denn da drauf?
Weil sich viele der einzigartigen Eigenschaften des Bairischen zwar nicht im Standarddeutschen, dafür aber in einer Reihe anderer Sprachen wiederfinden.
Viele, die echtes Bairisch reden, werden belächelt. Ist das nicht eine Geringschätzung?
Das Buch soll dem Vorurteil entgegenwirken, dass Dialekt ein Bildungsdefizit verrät und mit sozialer Geringschätzung einhergeht. Mein Vater zum Beispiel kam aus Pommern, ich bin in Bad Reichenhall aufgewachsen. Zuhause war es nicht erlaubt, Bairisch zu reden. Er sagte immer: Red ned so gschert. Dabei ist doch Bairisch eine Sprache wie Italienisch oder Russisch.
Ist die Mundart noch zu retten?
Ich denke, man muss sie pflegen. In Norditalien beispielsweise gibt es einige deutsche Sprachinseln, in denen zimbrisch gesprochen wird. Im Ort Lusern hat man Projekte zu ihrer Wiederbelebung entwickelt, so dass Kinder hier bilingual aufwachsen, das heißt Italienisch und Zimbrisch.
Teilweise ist Bairisch an Schulen verboten. Können Sie das nachvollziehen?
Nein, überhaupt nicht. Wenn man einmal verstanden hat, dass Dialekte eigenständige Sprachen sind, dann gibt es jeden Grund, das Bairische an bayerischen Schulen zu fördern, wie es vom Kultusministerium auch gemacht wird. Das Bewusstsein ist also erfreulicherweise vorhanden.
Bairisch steht seit 2009 auf der Liste der bedrohten Sprachen. Wie konnte es so weit kommen?
Bairisch erleidet hier das Schicksal von vielen anderen Minderheitensprachen. Sprachen, die keine große Verbreitung haben, werden immer weniger verwendet, weil man mit diesen Sprachen geringere Kommunikationsmöglichkeiten in öffentlichen und internationalen Bereichen hat.