Trotz Veto der Kämmerei: Stadtrat stimmt für Pasings Kulturstätte

Obwohl sich die Kämmerei gegen ein Kulturbürgerhaus in Pasing aussprach, entschied sich der Stadtrat jetzt für das Projekt – dennoch gibt es Kritik an den Plänen.
Pasing - Pasing bekommt sein Kulturbürgerhaus an der Offenbachstraße. Der Stadtrat hat sich bei seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen der AfD dafür ausgesprochen.

Das Gremium stellte sich damit gegen die Empfehlung der Kämmerei, die das 10,7 Millionen Euro teure Projekt mit Verweis auf die angespannte Haushaltslage abgelehnt hatte.
Die AfD wiederum kritisierte, dass anderswo der Bedarf wesentlich größer sei. „Neuperlach wartet seit 40 Jahren auf ein Kulturbürgerhaus. Ich nenne das einseitige Politik und komme mir als Neuperlacherin wirklich zurückgesetzt vor“, monierte Iris Wassill. Bei den übrigen Stadträten herrschte dagegen Einigkeit, dass es durch den Wegfall des Post-Saals in Pasing großer Bedarf gibt.
Unzufrieden waren die Stadträte jedoch damit, dass das neue Gebäude bisher nicht den Klimazielen der Stadt entspricht. Es erfüllt weder den angestrebten Energiestandard KfW 40 noch soll es nach dem aktuellen Entwurf über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach verfügen.

Kommunalreferentin Kristina Frank verwies darauf, dass der Architektenwettbewerb für das Kulturbürgerhaus bereits Anfang 2019 gestartet sei, der Stadtrat seine Klimaziele aber erst Ende 2019 verabschiedet habe. Nachbesserungen seien schwierig, meinte Frank weiter.
„Es wären zusätzliche Dämmstärken und hochwertigere Fensterqualitäten notwendig, die mit einem deutlich höheren finanziellen Aufwand verbunden wären“, schreibt das Kommunalreferat in seiner Beschlussvorlage. Zudem würde sich dadurch die Nutzfläche verkleinern. Der Mehraufwand sei aus wirtschaftlicher Sicht unverhältnismäßig, so das Fazit.
Zentrum für Kultur: Siegerentwurf für neues Pasinger Bürgerhaus steht fest
Eine Solaranlage wiederum wäre problematisch, weil der Sieger-Entwurf für die Kulturstätte eine komplette Klinkerfassade vorsehe – das Dach eingeschlossen. Dieses „Ziegelkleid“ greife die Optik nahegelegener Bauten des Pasinger Bahnhofs auf. Genau diesen Aspekt habe die Wettbewerbsjury besonders gelobt.
„Die großflächige Ausnutzung der Dachfläche mit einer Photovoltaik-Anlage oder einer Dachbegrünung würde diesem Wettbewerbsergebnis widersprechen“, so das Kommunalreferat. Frank warnte vor Schadensersatzansprüchen der Architekten.
Möglichkeiten für klimaneutralen Betrieb sollen geprüft werden
Nicola Holtmann (ÖDP/München-Liste) wollte das nicht gelten lassen. „Die rechtliche Bindung durch das Wettbewerbsergebnis darf kein Totschlagargument sein.“ Es gebe beispielsweise Photovoltaik-Module in Rot, die gut integriert werden könnten. Die Stadt solle sich nochmal mit den Planern zusammensetzen.
Ihre Fraktion hatte ebenso wie SPD und Grüne daher den Antrag gestellt, Möglichkeiten für einen klimaneutralen Betrieb zu prüfen. „Bei der Prüfung soll es aber nicht um das Ob, sondern um das Wie gehen“, so Holtmann.
Der Stadtrat stimmte dieser Änderung einstimmig zu. Bereits im Vorfeld hatte der örtliche BA eine Solaranlage sowie eine Fassadenbegrünung für das Gebäude gefordert.

Pläne für das Kulturbürgerhaus
Das Kulturbürgerhaus soll über ein Foyer mit Garderobe und einen 180 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal verfügen. Im Untergeschoss sind zwei Gruppen- sowie zwei schallisolierte Musikübungsräume vorgesehen.
Letztere sollen durch einen separaten Eingang unabhängig vom Betrieb des Hauses genutzt werden können. Darüber hinaus wird es eine Küche, Toiletten und Nebenräume geben. Betreiber der Kulturstätte wird die Pasinger Fabrik sein.
Quelle: www.hallo-muenchen.de