Hochschule erinnert an jüdischen Architekten Helmuth Wolff: Seine bekanntesten Wohnblocks stehen rechts der Isar

Der Berliner Architekt Helmuth Wolff prägte vor allem Fassaden rechts der Isar. Eine Hochschul-Ausstellung möchte an den Meister erinnern...
München ‒ Der Name ist in der bayerischen Landeshauptstadt kaum bekannt. Und doch hat der gebürtige Berliner Helmuth Wolff bei uns bleibende Spuren hinterlassen. Eine Ausstellung der Fakultät für Architektur der Hochschule München widmet sich nun den bekannten hiesigen Bauten des Meisters.

Dazu zählen vor allem Wohnblöcke in Untergiesing und Bogenhausen aus den Zwanzigerjahren. Ein Ensemble liegt zwischen Pilgersheimer, Kleist- und Cannabichstraße. Das zweite erstreckt sich entlang der Prinzregenten- zwischen Schumann- und Lamontstraße.
Wie London und Paris
Vor allem letztere Anlage sei sehr ungewöhnlich, erklärt Karl Kegler, Professor für Geschichte der Stadt und ihrer Architektur an der Hochschule: „Sie ist für Wohlhabende konzeptioniert worden.“ Eigens angelegt wurden nämlich separate Treppenhäuser für die Herrschaft sowie für Dienstboten. Das aber sieht man nur von innen. „Von außen wiederum erinnert alles an die Formensprache von Paris und London dieser Zeit“, erklärt Kegler. Vom Münchner Heimatstil mit seinem Rückgriff auf schnörkelige Zierelemente sei da nicht mehr viel zu sehen.
Und auch vom „Heimat- und Reformstil“ seines Lehrmeisters, des Münchner Architekten und Städteplaners Theodor Fischer, habe sich Wolff etwas unterschieden. Genau das mache ihn so interessant, sagt Kegler. „Er orientiert sich noch an der Tradition, fügt aber ein bisschen modernistische Architektur der Zeit dazu.“ Und davon gebe es in München nicht viel.

Kegler und 21 Studierende haben im Rahmen eines Seminars untersucht, woher Wolff diese neueren Einflüsse hatte. „Die Arbeiten zu diesem Thema sind in der Ausstellung zu sehen“, erklärt der Professor. Es werden Modelle gezeigt, Zeichnungen der Treppenhäuser und Eingänge. Akribisch haben die angehenden Architekten so versucht, die Qualitäten der Wolff’schen Bauten aufzuzeigen.
Wiederentdeckung eines kreativ begabten Ehepaars
Helmuth Wolff wurde 1895 in Berlin in eine jüdische Familie geboren. Als junger Mann studierte er zwei Jahre an der dortigen Technischen Hochschule. Danach zog er nach München, um seine Uni-Laufbahn bei dem berühmten Städteplaner Theodor Fischer abzuschließen. Ab 1919 war er dort als Architekt tätig. Seine Frau Annemie, eine Fotografin, kam aus Bayern. Gemeinsam flohen sie 1933 vor den Nazis in die Niederlande. Dort arbeiteten die beiden erfolgreich als Fotografen. Als die Deutschen einmarschierten, wählte das Ehepaar den Freitod. Doch Annemie überlebte.
Der niederländische Fotohistoriker Simon B. Kool, der als Fachmann zum Thema Familie Wolff gilt, hat die Ausstellungsmacher beraten. Er geht davon aus, dass Annemie Wolff mindestens 40 Personen vor den Nazis versteckt hat und ihnen somit das Leben rettete. Die Helmuth-Wolff-Ausstellung ist bis einschließlich Montag, 6. November, im Lichthof der Baufakultäten der Hochschule München, Karlstraße 6, zu sehen. Geöffnet ist täglich von etwa 8 bis 20 Uhr. Eintritt frei.
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