Gedenken an Oktoberfest-Attentat in München ‒ Reiter würdigte Kampf der Opfer und erinnert an Unrecht

Nach dem Bomben-Attentat 1980 auf der Wiesn in München erinnert OB Reiter auch an das Unrecht, das Überlebende und Opfer-Angehörigen erfahren haben.
München ‒ Am 26. September 1980 riss eine Bombe zwölf Wiesn-Besucher und den rechtsextremen Täter Gundolf Köhler in den Tod, es gab mehr als 200 Verletzte.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat zum 43. Jahrestag des Oktoberfest-Attentats auch an Unrecht erinnert, das Überlebende und Opfer-Angehörige beim späteren Umgang mit Behörden erfuhren.
Das reiche von fehlender Versorgung und Betreuung über Mangel an Verständnis bis zu Erfahrungen von Ausgrenzung und Abwiegelung, sagte Reiter laut dpa am Dienstag beim Gedenken an der Theresienwiese.
Gedenken an das Bomben-Attentat auf dem Oktoberfest 1980 in München
Kristofer Herbers, Jugendsekretär der DGB-Jugend München, eröffnete die Veranstaltung daher mit der Mahnung, dass „rechter Terror besonders dann funktioniert, wenn die Überlebenden sich der Solidarität der Gesellschaft nicht sicher sein können und sie nicht praktisch erfahren“.
Der Anschlag wurde als Tat eines Einzelnen aus privatem Frust eingeordnet. Erst 2020 stellte die Bundesanwaltschaft fest, dass Köhler aus rechtsextremistischer Motivation handelte. Es war der schwerste rechtsextreme Anschlag in der bundesdeutschen Geschichte.
Der beharrliche Kampf um Anerkennung des persönlichen Leids ebenso wie der staatlichen Schuld zeige nun zunehmend Wirkung, sagte OB Reiter. Diesem Engagement sei wesentlich mitzuverdanken, dass die Versorgung von Gewaltopfern heute deutlich besser sei und weiter verbessert werde.
Zeichen seien das neue Entschädigungsrecht ab 2024 und speziell ausgebildete Fallmanagerinnen und -manager, die den Umgang mit Betroffenen in den Versorgungsämtern verbessern sollen.
Münchens OB Reiter erinnert an Unrecht, das Opfern und Angehörigen erfahren haben
Der bei dem Attentat schwer verletzte Robert Höckmayr sagte, es sei klar, dass kein Staat der Welt seine Bürgerinnen und Bürger absolut schützen könne. „Aber jeder Staat kann dafür sorgen, dass er nach einer Terrortat konkrete, praktische Hilfe bietet.“
Höckmayr hatte 1980 als Sechsjähriger zwei kleine Geschwister verloren, immer wieder stritt er auch vor Gericht für seine Rechte. Was ihn im Kontakt mit Betroffenen anderer Terroranschläge umtreibe, sei, dass sie im Kern dasselbe beklagten wie er: Unzureichende Hilfe, fehlende Ansprechpartner und Mangel an Empathie bei den Behörden.
Rechtsextremes Attentat auf der Wiesn - Opfer beklagt Unrecht
Reiter blickte auch zurück auf die Gesellschaft der 1980er Jahre, in der sich eine gefährliche rechte Szene entwickelt hatte. Vor allem mit den bewaffneten sogenannten Wehrsportgruppen habe sich damals in Deutschland ein strukturierter Rechtsterrorismus herausgebildet.
Der Attentäter Gundolf Köhler hatte zeitweise der Wehrsportgruppe Hoffmann angehört - die damals von der Politik verharmlost wurde.
Seit 40 Jahren organisiert die DGB-Gewerkschaftsjugend mit dem Kulturreferat das Gedenken. Zum 40. Jahrestag kam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt zum Jahrestag. Nun ist das Gedenken wieder ein lokales Ereignis - und kurz nach Kranzniederlegung und Ansprachen öffnen die Festzelte.
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