Projekt „Jobmentoring“ der Malteser in Berg am Laim

Ob Syrien, Afghanistan, Eritrea oder Ukraine – Geflüchtete benötigen Hilfe. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist die Jobsuche und da kommen die Malteser aus Berg am Laim ins Spiel.
Menschen, die aufgrund von Krieg oder anderen Nöten unfreiwillig ihre Heimat verlassen, brauchen Schutz und Unterstützung. Oft haben sie einen langen Weg des Leidens hinter sich, sind froh über jede helfende Hand. Dabei geht es um ganz grundlegende Dinge wie Nahrung und Unterkunft, aber auch um beispielsweise die Jobsuche.
Damit Geflüchteten auf dem Weg zur Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsstelle geholfen werden kann, haben die Malteser in Berg am Laim das Projekt „Jobmentoring“ ins Leben gerufen. „Jobmentoring ist ein Teil des Integrationsdienstes. Den gibt es bei den Maltesern deutschlandweit. In Rosenheim beispielsweise gibt es Schwimmkurse für Geflüchtete, in Berg am Laim helfen wir bei der Jobsuche“, erklärt Monika Heck, Ehrenamtskoordinatorin und Dienst- und Projektleitung. An der Seite von Heck arbeitet Zarina Gatina, ebenfalls Ehrenamtskoordinatorin. Sie kümmert sich vorwiegend um Menschen, die aus der Ukraine kommen, weil sie fließend Russisch spricht und Geflüchtete des flächenmäßig größten europäischen Landes diese Sprache sprechen und verstehen. „Das Problem der ukrainischen Geflüchteten ist, dass sie meist keine weiteren Fremdsprachen beherrschen und wenn, dann ein wenig Englisch“, so Gatina. Seit Mitte Mai koordiniert sie nun die Angelegenheiten der Geflüchteten aus der Ukraine.
„Das Projekt ist geöffnet für alle geflüchteten Personen“, fügt Monika Heck hinzu. „Es ist uns egal, ob sie schon einen Aufenthaltstitel haben, das ist irrelevant. Sie müssen nur irgendwann einen Asylantrag gestellt haben.“ Außerdem sollte das deutsche Sprachniveau bei A2 liegen, besser wäre B1, da nicht mit Dolmetschern gearbeitet werde, so Heck weiter. „Das sind die einzigen zwei Aufnahmekriterien, die wir haben“. Neben den ukrainischen Geflüchteten kommen die Menschen beispielsweise aus Nigeria, Jordanien oder Aserbaidschan.
Fünf Module zur Unterstützung
Das Projekt „Jobmentoring“ besteht aus fünf Modulen. „Wir bieten Sprachpatenschaften, EDV-Training, Nachhilfe für geflüchtete Azubis, Bewerbungsbegleitung und ein Training für Vorstellungsgespräche an. Die Module müssen nicht alle durchlaufen werden und bauen auch nicht aufeinander auf“, erläutert Heck. Der erste Schritt sei immer ein Gespräch, in dem herausgefunden werde, woher die Person kommt, wie lange sie schon in Deutschland ist, welchen Aufenthaltstitel und welche Schulbildung sie hat, wie viel Berufserfahrung vorhanden ist und wie gut die Deutschkenntnisse sind. „Im Anschluss daran schauen wir, ob die Person zum Beispiel eine Sprachpatenschaft benötigt oder Hilfe bei der Bewerbungsbegleitung“, erklärt Monika Heck. Ein wichtiger Punkt, um in Deutschland arbeiten zu können, sei der Aufenthaltstitel. Mit der Aufenthaltserlaubnis habe man automatisch eine Arbeitserlaubnis, mit einer Duldung und Gestattung müsse man immer zuerst eine Erlaubnis bei der Ausländerbehörde einholen.
In Bezug auf die ukrainischen Geflüchteten würden sich derzeit zwei Gruppen herausbilden, erklärt Zarina Gatina. „Einerseits sind das die Personen, die Englisch sprechen, die beispielsweise Englisch auf Lehramt studiert haben. Diese Gruppe findet schneller einen Job.“ Die andere Gruppe seien die Personen, die keine Fremdsprache beherrschen. Aber selbst sie, die kein Deutsch und keine Fremdsprache beherrschen würden, könnten sofort arbeiten, da sie im Gegensatz zu den anderen Geflüchteten sofort die Arbeitserlaubnis bekommen hätten, sagt Gatina. „Die Ukrainer haben alles sofort bekommen, wie zum Beispiel Deutschkurse, Integrationskurse, Zugang zum Arbeitsmarkt oder Sozialleistungen“, fügt Heck hinzu. Das Problem sei nur gewesen, dass Deutschland nicht auf solch eine Situation vorbereitet gewesen wäre und mit erheblichen Personalmangel zu kämpfen hatte. Gatina betont auch, dass die Geflüchteten aus der Ukraine viel Wert darauf legen würden, Deutsch zu lernen, dass sie einem deutschsprachigen und nicht einem ukrainisch- oder russischsprachigen Job nachgehen möchten.
Die Geflüchteten aus den Jahren 2015/16 , vorwiegend aus Syrien und Afghanistan, seien zu 65 bis 70 Prozent männlich und zu zirka 85 Prozent in ihren 20ern. Von daher sei bei dieser Personengruppe der Fokus eher auf die Ausbildung gelegt, so Heck. „Das liegt natürlich daran, dass sie jung sind, aber auch, dass man sich dadurch seinen Aufenthalt sichern kann.“ Bei den Ukrainern seien es viele Frauen mit Kindern, die ihren Fokus vorerst auf die Sprache legen würden, so Gatina.
Menschen helfen, Erfolge erleben
Bevor Geflüchtete am Projekt „Jobmentoring“ teilnehmen können, müssen sie auf die Warteliste. „Dann schauen wir, ob wir einen passenden Ehrenamtlichen haben. Da fließen dann Aspekte wie zum Beispiel Wohnortnähe ein oder dass eine weibliche Ehrenamtliche erstmal nur eine weibliche Geflüchtete betreuen möchte“, erklärt Heck. Anschließend werde der Ehrenamtliche in einer E-Mail mit ausführlichen Infos angeschrieben. „Einmal die Woche zwei Stunden ist das Minimum bei der Betreuung. Ort und Uhrzeit vereinbaren Ehrenamtlicher und Geflüchteter selbstständig. Und dann werden Recherchepläne ausgearbeitet, Bewerbungsunterlagen erstellt und verschickt – je nachdem, wo Hilfe benötigt wird“, erzählt Monika Heck. Im Unterschied zu den anderen Geflüchteten kennen sich Ukrainer sehr gut mit digitalen Medien aus. „Fast alle haben auf der Flucht aus der Ukraine den Laptop mitgenommen, sie brauchen in dieser Hinsicht eigentlich keine Unterstützung“, sagt Zarina Gatina. Sowohl Heck als auch Gatina betonen, das schönste sei die Rückmeldung, die sie bekommen. Wenn jemand erfolgreich bei der Job- oder Ausbildungssuche war „und wir tausende Herzchen über WhatsApp, einen Kuchen oder eine Einladung zum Essen bei der Familie bekommen. Dafür machen wir unsere Arbeit – wegen des positiven Feedback beziehungsweise weil wir Menschen direkt helfen und die Erfolge unserer Arbeit direkt erleben können.“
Die ehrenamtlichen Helfer des Projekts bekommen eine Jobmentoren-Schulung. „Die bieten wir alle drei Monate an und besteht aus mehreren Teilen. Im ersten Teil geht es um die rechtlichen Hintergründe. Im zweiten Teil geht es darum, mit der Geflüchteten Personen herauszufinden, was ihre Stärken, Fähigkeiten und Interessen sind. Im dritten Teil gibt eine Personalerin Tipps, worauf man beispielsweise bei der Bewerbung achten sollte“, erläutert Heck. Neu sei laut Gatina ein Extra-Teil zur Ukraine: „Ich erzähle über die Geschichte der Ukraine, weil diese doch recht unbekannt ist. Ebenso geht es um die ukrainische Gesellschaft, wie sie strukturiert ist in Bezug auf den Arbeitsmarkt.“ Die Schulung findet an vier Donnerstagen zwei Stunden lang statt. Das besondere an der Schulung sei, dass jeder daran teilnehmen könne, egal ob bei den Maltesern oder nicht. Nach erfolgreicher Schulung erhalten die Ehrenamtlichen eine Bescheinigung. Die Ehrenamtskoordinatorinnen suchen auch weiterhin nach Unterstützung. Interessierte können sich melden bei Monika Heck unter Telefon 43 60 85 13 oder 0151/11 10 33 01 oder bei Zarina Gatina unter 0170/70 36 231.
Roman Wintz
Weitere Nachrichten finden Sie auch in unserer Übersicht.
Besuchen Sie HALLO auch auf Facebook.