Fall „Sonja Engelbrecht“ ‒ Ermittler gehen von Sexualverbrechen aus

Fortschritte im Fall „Sonja Engelbrecht“: Die Untersuchungsergebnisse aus den Knochenfunden der vermissten Münchnerin weisen auf ein Sexualverbrechen hin.
München / Kipfenberg ‒ Der Verdacht erhärtet sich zunehmend: Die vor 28 Jahren verschwundene Sonja Engelbrecht wurde nach neuesten Erkenntnissen Opfer eines Sexualverbrechens.
Den Ermittlern liegen neue Ergebnisse vor: Die Untersuchung der im März 2022 gefundenen Knochenteile bestätigt den Verdacht eines Gewaltverbrechens, wie die Polizei München am Dienstag berichtet.
Ermittlungen zu Fall „Sonja Engelbrecht“: Polizei München vermutet Sexualverbrechen
Bereits im Sommer 2020 wurde in einem Waldgebiet bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) ein Oberschenkelknochen gefunden. Durch eine DNA-Analyse wurde die Identität der seit 1995 vermissten Münchnerin festgestellt.
Die 19-Jährige war nach einem Treffen mit Freunden in München am 10. April 1995 spurlos verschwunden. Die Ermittlungen zu ihrem Verschwindens waren bereits im Jahr 1995 von der Münchner Mordkommission geführt worden.
Ihre sterblichen Überreste wurden in der Nähe einer Felsspalte im Waldgebiet von Kipfenberg im März 2022 gefunden. Der Ablageort in einer Felsspalte in einem Wald liege so abseits, da komme kein Wanderer oder Pilzsammler einfach so vorbei, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Stephan Beer, Leiter der Münchner Mordkommission.
Neue Hinweise auf Täter: Kam er aus der Gegend Kipfenberg?
Nach akribischen Auswertungen und Untersuchungen bei den aufgefunden Knochenteilen und sonstigen Gegenständen gehen die Ermittler davon aus, dass Sonja Engelbrecht mutmaßlich das Opfer eines Sexualverbrechens wurde, teilt die Polizei München mit.
Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass der Täter sich in dem Gebiet von Kipfenberg bzw. Ingolstadt/Eichstätt auskannte ‒ zumindest 1995. Er könnte dort gewohnt, gearbeitet oder Urlaub gemacht haben. Die Leiche sei in Müllsäcken und Planen verpackt gewesen. Laut Polizei waren diese zuvor bei Bau- oder Renovierungsarbeiten verwendet worden.
Es sei davon auszugehen, „dass der Täter im Jahr 1995 entweder privat renoviert oder gebaut hat oder aber auch in diesem Bereich beruflich tätig war“. „Da war auch Malerfarbe drauf“, sagte Beer nach Angaben der dpa.
Cold Case „Sonja Engelbrecht“ ‒ „Aktenzeichen XY“ thematisiert den vermutlichen Mord und sucht Zeugen
Am morgigen Mittwoch beschäftigt sich die Sendung „Aktenzeichen XY“ mit dem Fall. Die Ermittler hoffen der dpa zufolge auf Hinweise. Die Spezialsendung „Cold Cases“ startet um 20.15 Uhr im ZDF sowie im Livestream in der ZDF-Mediathek.
Hinweise erhoffen sich die Ermittler vor allem zu einer Decke. Die Polizei München beschreibt diese folgendermaßen:
- Circa zwei Meter lang und 1,20 Meter breit Wolldecke in den Farben Blau und Schwarz
- Vorder- und Rückseite nicht identisch, sondern farblich spiegelverkehrt gestaltet
- Auffällig auf beiden Seiten ist das markante Pflanzenmuster.
- Etikett mit Aufschrift „Acryl Velours“
- Die Decke bestand zu 90 Prozent aus Polyacryl.
Die entsprechenden Fotos können hier eingesehen werden.
Fall „Sonja Engelbrecht“ ‒ Polizei München bittet um Mithilfe
Auch die Polizei München sucht nach Zeugen.
Zeugenaufruf
Wer kann ergänzende Angaben zu den mitgeteilten Informationen machen? Wer hat insbesondere so eine Decke bereits einmal gesehen? Wer kennt jemand, der in Besitz einer solchen Decke war bzw. besitzt noch so eine Decke (auch andersfarbig), die man uns für Vergleichszwecke zur Verfügung stellen könnte? Personen, die hierzu oder auch zu anderen Punkten des Falls „Sonja Engelbrecht“ Angaben machen können, werden gebeten, sich mit dem zuständigen Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0 oder auch jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Polizei setzt Belohnung aus
Bei Hinweisen, die zur Klärung der Tat oder zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt wurde, deren Zuerkennung unter Ausschluss des Rechtsweges erfolgt.
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