Studium ohne Abitur erreicht Rekordwert ‒ So schneiden Hochschulen und Unis in Bayern und München ab

Studium ohne Abitur: Die Zahl der Studienanfänger erreicht Rekordwert. Wo Unis und Hochschulen in Bayern und München im CHE-Ranking gelandet sind
München ‒ Thüringen, Hamburg, Bremen: Hier schreiben sich die anteilig die meisten beruflich qualifizierten Erstsemester in Deutschland ein. Das teilt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das vornehmlich für sein renommiertes Hochschulranking bekannt ist, am Dienstag mit.
Studieren ohne Abitur: Zahl der Anfänger und Absolventen steigt kontinuierlich ‒ Auch in München und Bayern
Seit 2011 habe sich die Zahl der Studenten ohne Abitur in Deutschland von 32.200 auf 70.338 mehr als verdoppelt. Dies bedeute im Zehn-Jahres-Verlauf einen neuen Höchststand und entspreche einem Anteil von aktuell 2,4 Prozent an der gesamten Studentenschaft in Deutschland.
Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im Wintersemester 2022/2023 insgesamt 2.915.700 Studenten an einer Hochschule in Deutschland eingeschrieben. Das waren allerdings rund 30.400 Studenten weniger als im Wintersemester 2021/2022 (2.946.100).
Bei den Studienanfängern (16.017; Anteil an allen Studienanfängern bundesweit 3,4 Prozent) und Absolventen ohne Abitur (9.558; Anteil 1,9 Prozent) sind im Jahr 2021 neue Höchstwerte zu verzeichnen.
Studium ohne Abitur: Regionale Unterschiede und Boom privater Hochschulen ‒ Bayern im Mittelfeld
Nach wie vor bestehen zwischen den 16 Bundesländern teilweise große Unterschiede beim Studium ohne Abitur. Die Spitzengruppe wird angeführt von Thüringen mit einem Erstsemesteranteil von 13,5 Prozent. Dahinter folgen Hamburg (5,1 Prozent) und Bremen (4,9 Prozent).
Der Freistaat landet mit 2,5 Prozent im Mittelfeld auf dem 9. Platz. Die hinteren Ränge werden von Sachsen (1,6 Prozent), Brandenburg (1,4 Prozent) und dem Saarland (1,4 Prozent) belegt.
Hauptverantwortlich für den ungewöhnlich hohen Wert in Thüringen sei die IU Internationale Hochschule. Rund ein Viertel aller Studienanfänger ohne Abitur im Deutschland ist laut CHE momentan an der IU mit Hauptsitz in Erfurt eingeschrieben.
Neben der IU gehören die staatliche Fern-Universität in Hagen und die private Diploma Hochschule zu den drei am stärksten nachgefragten Hochschulen bei Erstsemestern, die über den beruflichen Weg ins Studium gelangen.
In Bayern gehören die TH Nürnberg (119), FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Augsburg, München, Nürnberg (insgesamt 266) sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften München (96 Studienanfänger) zu den Spitzenreitern für Studenten ohne (Fach-)Abitur.
Dabei hat sich auch im Freistaat die Anzahl der Studienanfänger ohne (Fach-)Abitur von 1052 im Jahr 2011 (0,1 Prozent an der Gesamtzahl der Studienanfänger) auf 1843 im Jahr 2021 (2,5 der Gesamt-Erstsemester) deutlich erhöht.
Privat vs. staatlich: Welche Universitäten und Hochschulen sind besonders angesagt?
„Im Zehn-Jahres-Vergleich zeigt sich, wie immens der Boom bei den privaten Hochschulen ist. Schrieben sich 2011 gerade mal rund 18 Prozent aller Erstsemester ohne Abitur oder Fachhochschulreife dort ein, sind es jetzt fast 50 Prozent“, erläutert Sigrun Nickel.
„Eine wesentliche Ursache für diesen Trend ist, dass private Hochschulen ein sehr flexibles Studienangebot mit hohen Anteilen von E-Learning bereitstellen, welches in Teilzeit absolviert werden kann. Dies kommt berufserfahrenen Studierenden oftmals entgegen, die mit einem Durchschnittalter von 33 Jahren rund 7,5 Jahre älter sind als ihre Kommilitonen mit Abitur und häufig schon Familie haben“, so die Leiterin Hochschulforschung beim CHE.
Im Vergleich der Hochschultypen liegen die Fachhochschulen/Hochschulen für angewandte Wissenschaften weit vorne: Rund drei Viertel aller Studienanfänger ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung entscheiden sich für ein praxisnahes Studium.
An Universitäten (rund 22 Prozent) sowie Kunst- und Musikhochschulen (circa drei Prozent) schreiben sich dagegen vergleichsweise wenige Personen ein. Somit haben die Fachhochschulen/Hochschulen für angewandte Wissenschaften im Zehn-Jahres-Vergleich den Universitäten auf diesem Gebiet den Rang abgelaufen.
Im Jahr 2011 entschied sich immerhin noch die Hälfte aller Erstsemester ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung für ein Studium an einer Universität.
Rund neun von zehn der beruflich qualifizierten Studierenden absolvieren ein Bachelorstudium. Im Masterstudium ist diese Gruppe nach wie vor eher selten zu finden. Mehr als die Hälfte der Studienanfänger*innen entscheiden sich für ein Studienangebot aus dem Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Aber auch in zulassungsbeschränkten Fächern wie etwa Medizin hatte 2021 jede*r hundertste Studienanfänger*in kein Abiturzeugnis.
Welche Fächer belegen Studenten ohne Abitur?
Rund neun von zehn der beruflich qualifizierten Studierenden absolvieren ein Bachelorstudium. Im Masterstudium ist diese Gruppe CHE zufolge nach wie vor eher selten zu finden.
Mehr als die Hälfte der Studienanfänger entscheidet sich für ein Studienangebot aus dem Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Aber auch in zulassungsbeschränkten Fächern wie etwa Medizin hatte 2021 jeder hundertste Studienanfänger kein Abiturzeugnis.
Studieren ohne Abitur
Voraussetzungen für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife sind in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung oder der Abschluss einer beruflichen Aufstiegsfortbildung. Allerdings gilt zu beachten, dass sich die Zugangsbedingungen von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Aktuell können Studieninteressierte aus rund 9000 Studienangeboten wählen.
Seit zehn Jahren analysiert das CHE die Entwicklung beim Studium ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife.
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