41 Prozent der Verkehrstoten sind Fahrrad- und E-Bike-Fahrer ‒ Mehr zur Münchner Verkehrsunfall-Statistik 2022

41 Prozent aller Verkehrstoten sind Fahrrad- und Pedelec-Fahrer. Bei Unfällen mit E-Rollern ist Alkohol ausschlaggebend. Details zur Münchner Verkehrsunfall-Statistik 2022
München ‒ Nymphenburger Straße, Oktober 2022: Ein 62-jähriger Mann ist mit seinem E-Bike auf dem Fahrradweg unterwegs, als plötzlich eine Frau vom Gehweg auf den Radweg tritt ‒ aus Unachtsamkeit, wie die Polizei damals mitteilt. Der Radfahrer kann der Fußgängerin nicht mehr ausweichen, es kommt zum Zusammenstoß. Die Frau wird leicht verletzt, der Mann stürzt und zieht sich schwere Kopfverletzungen zu. Weniger Tage später stirbt der Mann im Krankenhaus.
22 Verkehrstote im Jahr 2022 ‒ Details zur Verkehrsunfall-Statistik für München
Das ist nur ein Beispiel unter vielen, bei denen im Jahr 2022 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind. 21 tödliche Unfälle habe es laut der neuesten Verkehrsstatistik gegeben, die Münchens Polizeivizepräsident Michael Dibowski am Montag vorstellte. Dabei kamen 22 Menschen ums Leben.
Dibowski verwies darauf, dass die Zahl der Toten höher sei als bei Kapitalverbrechen, und auf die Wichtigkeit von Verkehrssicherheit: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen bei einem tödlichen Verkehrsunfall völlig unerwartet aus dem Leben gerissen werden.“
Verkehrsstatistik in München 2022 ‒ Unfälle mit dem Fahrrad steigen
41 Prozent aller Verkehrstoten seien Fahrrad- und Pedelec-Fahrer. Während 2019 acht Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen getötet wurden, sind es 2022 neun gewesen. In 3475 Fällen (+ 8 Prozent) wurden Verkehrsunfälle mit einer Beteiligung von Radfahrern von der Polizei aufgenommen. Insgesamt 3110 Radfahrer wurden bei einem Verkehrsunfall verletzt ‒ 343 davon schwer.
Michael Dibowski appelliert vor diesem Hintergrund an die Fahrradfahrer, einen Fahrradhelm zu tragen: „Radfahrer haben weder Gurt noch Knautschzone. Umso wichtiger ist es, einen Helm zu tragen, auch wenn es hierzu keine gesetzliche Vorschrift gibt.“
Der ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) München sieht vor dem Hintergrund der vorgestellten Zahlen mehr Handlungsbedarf bei der Stadt: „Es darf nicht gefährlich sein, das klimafreundlichste Verkehrsmittel von allen zu benutzen. Radfahren muss bequem und sicher für Menschen aller Altersgruppen sein. (...) Fehlende, zu enge und zugeparkte Radwege, unübersichtliche Kreuzungen und der zunehmende und zu schnelle Kfz-Verkehr sind Unfallursachen, die aus Sicht des ADFC dringend beseitigt werden müssen.“
Verkehrsunfälle in München ‒ Statistik aus dem Jahr 2022 der Münchner Polizei
Insgesamt verzeichnet das Polizeipräsidium München im vergangenen Jahr 46.913 Verkehrsunfälle ‒ ein Anstieg um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Gemessen an dem letzten Jahr vor der Pandemie, also 2019 (ca. 54.000), ist die Zahl jedoch deutlich geringer“, präzisiert die Polizei München.
+++ Wieder mehr Menschen auf Bayerns Straßen getötet ‒ Statistik zu Verkehrsunfällen für 2022 +++
Als Referenzpunkt bieten sich die Zahlen aus dem Jahr 2019 zum Vergleich an ‒ also vor der Corona-Pandemie ‒, da die Verkehrsverhältnisse in den Jahren 2020 und 2021 durchaus andere waren. Als Beispiel führt Dibowski das niedrigere Niveau bei Unfällen auf dem Schulweg an. Denn weniger Kinder seien in der Zeit in die Schule gegangen.
2022 kam in München kam kein Kind durch einen Verkehrsunfall ums Leben.
Zentrale Entwicklungen in der Verkehrsunfall-Statistik aus Stadt und Landkreis München
Im Schnitt nahm der Notruf der Münchner Polizei 2022 täglich 129 Unfallmeldungen an.
Überwiegend (26.328) handelte es sich dabei um sogenannte Kleinunfälle, bei denen lediglich Sachschäden entstanden sind und keine schwerwiegende Verkehrsordnungswidrigkeit zugrunde lag.
Die Zahl der Unfälle mit Sachschäden, denen wiederum eine schwerwiegende Verkehrsordnungswidrigkeit zugrunde lag, ist um beinahe 2.000 Unfälle (auf 14.301) gesunken.
Insgesamt wurden 7368 Personen verletzt ‒ 695 davon teils schwer. Dies entspricht einem Anstieg von 10 Prozent gestiegen.
Was Verkehrsteilnehmer betrifft, die illegale Rennen veranstalten, kommentiert Dibowski: „Wir haben ein wachsames Auge auf die Tunings-Szene.“
Anstieg von Unfällen mit E-Rollern ‒ Alkohol ist oftmals das Problem
Bei den sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmern sticht eine weitere Zahl hervor. Seit 2019 ist ein immenser Zuwachs an Nutzern von E-Scootern zu verzeichnen.
2022 wurden über 500 Verkehrsunfälle mit Beteiligung eines E-Scooters polizeilich aufgenommen. Das macht circa 10 Unfälle pro Woche. Bei knapp jedem fünftem Unfall war der E-Scooter-Fahrer alkoholisiert. Gerade zur Wiesn-Zeit verzeichnete die Polizei mehr als ein Sechstel der E-Scooter-Unfälle unter Alkoholeinfluss.
Dibowski rief in Erinnerung, dass für E-Scooter die gleichen Alkoholgrenzen gelten wie für Pkw. „Auch wenn Sie für die Nutzung eines E-Scooters keinen Führerschein benötigen, müssen Sie im Falle der Fahruntüchtigkeit neben Geldbuße auch mit einem Fahrverbot rechnen.“
„Mit Fehlern anderer rechnen“
Bei seinem Fazit richtet Dibowski einen Appell an die Münchner, aufeinander achtzugeben: „Rechnen Sie mit Fehlern anderer und verzichten Sie gegebenenfalls auf Ihr Recht. Und achten Sie auf die Interessen anderer Verkehrsteilnehmer, egal wie sie unterwegs sind – mit dem Kfz, dem Rad oder zu Fuß.“
Mit dem Hallo München-Newsletter täglich zum Feierabend über die wichtigsten Geschichten aus der Isar-Metropole informiert.