Zu wenig Organ-Spender in Bayern, Wartelisten für Patienten sind lang ‒ „Es ist bedrückend“

Die Wartelisten für Patienten in Bayern, die ein Organ benötigen, ist lang - es gibt zu wenig Menschen mit Organspende-Ausweis. In Deutschland wird daher die Widerspruchslösung diskutiert.
München ‒ Viele Patienten in Bayern warten auf Organe, doch die Zahl der Spender mit entsprechendem Ausweis oder Verfügung ist gering.
„Konkret gab es in Bayern von Januar bis einschließlich Oktober 2023 nach Erkenntnissen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 101 postmortale Organspender. Im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 100“, sagte die neue Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) laut dpa am Donnerstag in München.
In Deutschland stehen derzeit mehr als 8400 Menschen auf der Warteliste, im Freistaat sind es mehr als 1100.
Viele Patienten in Bayern warten auf Organe - Zahl der Spender ist gering
„Es ist bedrückend, dass die Diskrepanz zwischen den Spendern und den Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, nach wie vor so groß ist“, betonte Gerlach, die nach eigenen Angaben einen Organspendeausweis hat.
Deutschlandweit zeige sich nur ein sehr leichter Anstieg an Organspenden. „Wir müssen deshalb deutlich mehr Menschen dafür gewinnen, sich für einen Organspende-Ausweis zu entscheiden und damit Leben zu retten.“
Warteliste für Patienten ist lang - Menschen sollen sich mit Thema Organspende auseinandersetzen
Nach Angaben der DSO ist die Zahl der Organspende nach dem Tod eines Menschen im Vergleich zu den Vorjahren in Deutschland zwar leicht gestiegen. Doch die Differenz zwischen den Spendern und den benötigten Organen ist nach wie vor groß. Während es in den ersten zehn Monaten 2022 noch 710 Organspender gab, sind es bisher 788.
„Es ist mein Ziel, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Denn die meisten Bürgerinnen und Bürger stehen der Organ- und Gewebespende grundsätzlich positiv gegenüber - das ist ein wichtiges Signal und zeigt das enorme Potenzial bei der Organspende“, sagte Gerlach.
Jedoch hätten laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur 44 Prozent einen Organspende-Ausweis oder eine entsprechende Patientenverfügung. „Wer zu Lebzeiten selbst für Klarheit sorgt, nimmt seinen Angehörigen die Last einer Entscheidung in schweren Stunden.“
Zu wenig Menschen haben einen Organspende-Ausweis - Diskussion in Deutschland um Widerspruchslösung
Wegen der seit Jahren extrem niedrigen Zahl an Organspendern diskutiert die Politik schon lange über eine Umkehr des Systems hin zur sogenannten Widerspruchslösung. Hier kann jeder Bürger nach dem Tod Organspender werden, wenn er es nicht ausdrücklich abgelehnt hat.
Aktuell ist in Deutschland aber eine Zustimmung nötig - durch den Patienten selbst per Organspendeausweis oder die Angehörigen. In Ländern mit der Widerspruchslösung - etwa in Spanien - ist die Zahl der Organspender deutlich höher.
„Ich bin für die Widerspruchslösung. Denn sie bietet die Chance, dass mehr Menschen ein lebensrettendes Spenderorgan bekommen“, sagte Gerlach auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur in München.
Organspende wäre dann der Normalfall und nicht mehr der Sonderfall bei ausdrücklicher Zustimmung. „Und klar ist: Wir brauchen mehr Spender.“
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