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Polizei München berät Bürger zu Einbrüchen ‒ So schützen Sie Ihre Wohnung

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Kriminalhauptkommissar Michael Rasp berät Münchner Bürger zum Einbruchsschutz.
Kriminalhauptkommissar Michael Rasp berät Münchner Bürger zu Einbruchsschutz. © Andreas Schwarzbauer

Ist meine Wohnung vor Einbrüchen sicher? Polizei München berät, wie Bürger sich vor Einbrechern schützen. Experte warnt vor Mythen und verrät Tipps.

Eigentlich sieht sie robust aus. Doch Michael Rasp drückt die abgeschlossene Türe unten mit dem Fuß einen schmalen Spalt auf. „Jetzt kann ich mit dem Schraubenzieher hinein und sie aufhebeln“, sagt er. Das einfache Schloss biete dagegen keinen Schutz.

Rasp ist Kriminalhauptkommissar und berät die Münchner zum Thema Einbruchsschutz. Heute ist er in einer Wohnanlage im Münchner Süden zu Gast.

Die Haustüre von Mehrparteienhäusern sei in der Regel keine Barriere. „Wenn man bei fünf Leuten klingelt, drückt irgendjemand auf den Öffner“, sagt er. Daher sei eine einbruchssichere Wohnungstüre wichtig.

Polizei München bietet Beratungen zum Thema „Wohnungseinbruch“ an

Rasp empfiehlt in diesem Fall eine Nachrüstung. „Der Klassiker ist ein Querriegel.“ Dieser wird am Türblatt montiert und verläuft über die gesamte Breite. Beim Abschließen fahren links und rechts Stahlteile in Schlüsselverankerungen, die in der Wand befestigt sind. Das verhindert ein einfaches Aufhebeln.

Ein weiterer Vorteil: „Er ist oft von außen sichtbar und die Täter gehen häufig an solchen Türen vorbei, denn 90 Prozent der Einbrüche sind Gelegenheitstaten. Die Verbrecher versuchen, schnell irgendwo hineinzukommen.

Funktioniert das nicht, ziehen sie weiter“, weiß Rasp. Ein typischer Einbruch sei nach drei bis fünf Minuten vorbei. Eine Alternative sei eine Erweiterung des Schlosses mit einer Mehrfachverriegelung.

Welche Rolle spielen Fenster bei Einbrüchen?

Da sich die Beispiel-Wohnung in einem der oberen Stockwerke befindet, könne man die Fenster weitgehend außen vor lassen, meint Rasp. Für einen besseren Schutz sei es möglich, eine sogenannte Teleskopstange davor zu spannen.

Was Rasp grundsätzlich ärgert, ist, dass auch bei neuen Fenstern noch Schließsysteme mit runden Zapfen verbaut werden. „Diese lassen sich mit einem Schraubenzieher leicht aus ihrem Gegenstück lösen.“

Er empfiehlt stattdessen Pilzköpfe, die sich verhaken. „Man fragt sich, warum das bei Neuausstattungen nicht Standard ist.“ Dass Einbrecher die Scheibe einschlagen, komme kaum vor. „Die Verletzungsgefahr ist viel zu groß.“

Fremde im eigenen Hausflur ansprechen

Die genannten Dinge seien mechanische Maßnahmen, die verhindern sollen, dass ein Täter eindringen kann. „Es gibt noch die Elektronik. Das sind Alarmsysteme, die im Idealfall ein Signal an eine Wachzentrale senden.“

Ein dritter Baustein sei die Organisation, also das eigene Verhalten. Das fange schon damit an, fremde Personen auf dem Hausflur anzusprechen. „Die Täter merken dann, dass man hier nicht anonym ist und sie wahrgenommen werden“, sagt Rasp. Das wirke abschreckend.

Was tun, wenn man im Urlaub ist?

Bei einem Urlaub soll ein bewohnter Eindruck vermittelt werden. Das gelinge beispielsweise durch zeitgesteuertes Licht. „Die Rollladen würde ich eher offen lassen. Sie lassen sich leicht hochschieben oder wegziehen und taugen nicht als Einbruchsschutz. Wenn sie 14 Tage geschlossen sind, locken sie eher an“, meint Rasp.

Ein Mythos sei es, dass die Täter immer nachts kommen. „Sie steigen in der Regel ein, wenn niemand zu Hause ist.“ Das hätte sich auch in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren gezeigt. Durch das Homeoffice seien die Leute viel mehr in den eigenen vier Wänden gewesen und die Einbruchszahlen stark gesunken (siehe Kasten).

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Einbrecher nutzen eher die Dämmerung

Besonders beliebt bei Einbrechern sei die Dämmerungszeit. „Die Leute schalten das Licht ein und die Täter sehen, ob jemand zu Hause ist oder nicht.“ Sollte jemand doch im Bett liegen und verdächtige Geräusche hören, empfiehlt Rasp auf keinen Fall die Konfrontation zu suchen.

„Schalten Sie das Licht ein, knallen Sie eine Türe zu oder rufen Sie einen Namen. Unsere Erfahrung ist, dass die Einbrecher dann meistens abhauen.“ Zudem soll man schnell die 110 wählen. „Das ist unsere Service-Hotline, bei der Sie bei seltsamen Situationen immer nachfragen können.“

Die Beratungsstelle der Polizei zum Thema Einbruchsschutz besteht übrigens schon seit 1925. Für Rasp ist sie extrem wichtig: „Der Aufwand für die Polizei ist nach einem Einbruch sehr groß. Trotzdem ist die Aufklärungsquote gering.“ Daher sei es sinnvoll, im Vorfeld etwas zu unternehmen.

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Wohnungseinbruch ist für viele ein emotionales Erlebnis

Zudem sei ein Einbruch für die Betroffenen ein einschneidendes Erlebnis: „Viele fühlen sich nicht mehr wohl in ihren vier Wänden und verlieren das Sicherheitsgefühl. Es gibt immer wieder Fälle, in denen die Opfer anschließend ausziehen.“

Zwei bis vier Beratungen macht Rasp täglich. Derzeit steige die Nachfrage wieder. Wer sich kostenlos beraten lassen will, kann sich per E-Mail an beratungsstelle-muenchen@polizei.bayern.de wenden.

Einbruchszahlen derzeit niedrig

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist 2021 um 59 Prozent auf 415 Fälle in München und dem Landkreis gesunken. Das ist ein Rekordtief seit Beginn der Aufzeichnungen. 2017 waren es noch mehr als 1200. Der Schaden lag dennoch bei 1,99 Millionen Euro. 2020 waren es allerdings noch 5,41 Millionen Euro.

Die Aufklärungsquote liegt bei 31,8 Prozent. Zum Vergleich: Bei Gewaltdelikten liegt sie bei 77,9 Prozent, bei Mord bei 98,2 Prozent. 

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