Das Münchner Generalkonsulat erklärt auf Anfrage lediglich, dass es von der türkischen Katastrophenschutzbehörde die Anweisung bekommen habe, „dass unter keinen Umständen gebrauchte Hilfsgüter entgegengenommen werden können“. Das erfuhren die Gräfelfinger aber erst, als ihre Sammlung schon angelaufen war. „Wir haben sie trotzdem weiterlaufen lassen“, sagt Kommandant Markus Fuchs. Ein entsprechender Hinweis an der Feuerwehr-Einfahrt sei bei vielen Spendern aber auf „Unverständnis“ gestoßen.
„Etwas befremdlich“ findet auch Fuchs selbst die Beschränkung auf Neuwaren – zumal er das bei keiner anderen Sammlung erlebt habe. Die Außenwirkung sei fatal. „Diese Menschen haben wirklich alles verloren“, berichtet Zinal aus der Stadt Kahramanmaras. Das Ausmaß der Katastrophe sei schlimmer als Fernsehbilder ahnen lassen.
„Angesichts dessen müsste es doch egal sein, ob ein Winterschuh gebraucht ist oder nicht“, sagt Fuchs. „Im Würmtal leben eher betuchte Menschen. Die spenden in der Regel auch sehr gut erhaltene Sachen. Und wir sortieren ja vorher aus.“ Bis zu 15 Helfer hätten täglich die Spenden gesichtet und dann erst verpackt. „Als es hieß, es geht nur Neuware, war der Frust in der Mannschaft groß“, schildert Fuchs. „Wenn morgen woanders etwas passiert und jemand etwas machen möchte, hat man immer diese negative Erfahrung im Kopf“.
Dabei haben die gebrauchten Sachen trotzdem noch ihren Zweck erfüllt: 59 Kartons wurden dem Münchner Verein „Marienkäfer“ übergeben, der sich um Bedürftige kümmert. 18 weitere gingen an die Kinder-, Jugend und Familienhilfe.
Angesichts der schweren Beben hat Münchens Bürgermeister zu Spenden aufgerufen. Die Stadtsparkasse hat ein Konto eingerichtet. Zudem hat die Stadt dem türkischen Generalkonsulat ein Lager an der Heinrich-Kley-Straße 2 zur Verfügung gestellt, wo Sachspenden abgegeben werden dürfen.
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