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FFW Gräfelfing sammelte für Erdbebenopfer in Türkei – doch zig Kartons durften nicht ins Land

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Von: Romy Ebert-Adeikis

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145 Kartons mit Spenden wurden bei der Feuerwehr Gräfelfing gesammelt – aber nur Neuware durfte in die Türkei gebracht werden. Martin Mörtl und Tugce Zinal sind selbst ins Erdbebengebiet gereist. Wie sie die Katastrophe schildern, lässt an der Sinnhaftigkeit der Anweisung, nur Neuware anzunehmen, zweifeln, findet Kommandant Markus Fuchs.
145 Kartons mit Spenden wurden bei der Feuerwehr Gräfelfing gesammelt – aber nur Neuware durfte in die Türkei gebracht werden. Martin Mörtl und Tugce Zinal sind selbst ins Erdbebengebiet gereist. Wie sie die Katastrophe schildern, lässt an der Sinnhaftigkeit der Anweisung, nur Neuware anzunehmen, zweifeln, findet Kommandant Markus Fuchs. © FFW Gräfelfing

Die FFW Gräfelfing sammelte 145 Spendenkartons für Erdbeben-Opfer in der Türkei. Ein Großteil der Güter kam aber nicht in die Türkei, das Generalkonsulat will nur Neuware.

Gräfelfing ‒ Ihre Passion ist das Anpacken – überall da, wo Hilfe benötigt wird. Darum stand Helfen für die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Gräfelfing außer Frage, als ihre Kameradin Tugce Zinal eine Spendenaktion für die Erdbebenopfer in ihrer Heimat anstieß. Während sie und ihr Vereinskollege Martin Mörtl mit hunderten Kilogramm Schutzausrüstung und Medizin direkt ins Krisengebiet reisten, wurden im Feuerwehrhaus Spenden gesammelt.

145 Kartons Hilfsgüter und Kleider kamen innerhalb einer Woche zusammen. Aber: Nicht mal die Hälfte hat es ins Erdbebengebiet geschafft! Der Grund: Nur Neuware mit Preisschild werde laut türkischem Konsulat angenommen.

Spenden für Türkei: Unverständnis für Neuwaren-Zwang

Das Münchner Generalkonsulat erklärt auf Anfrage lediglich, dass es von der türkischen Katastrophenschutzbehörde die Anweisung bekommen habe, „dass unter keinen Umständen gebrauchte Hilfsgüter entgegengenommen werden können“. Das erfuhren die Gräfelfinger aber erst, als ihre Sammlung schon angelaufen war. „Wir haben sie trotzdem weiterlaufen lassen“, sagt Kommandant Markus Fuchs. Ein entsprechender Hinweis an der Feuerwehr-Einfahrt sei bei vielen Spendern aber auf „Unverständnis“ gestoßen.

„Etwas befremdlich“ findet auch Fuchs selbst die Beschränkung auf Neuwaren – zumal er das bei keiner anderen Sammlung erlebt habe. Die Außenwirkung sei fatal. „Diese Menschen haben wirklich alles verloren“, berichtet Zinal aus der Stadt Kahramanmaras. Das Ausmaß der Katastrophe sei schlimmer als Fernsehbilder ahnen lassen.

Spenden für Türkei: Abgelehnte Spenden wurden an Münchner Bedürftige verteilt

„Angesichts dessen müsste es doch egal sein, ob ein Winterschuh gebraucht ist oder nicht“, sagt Fuchs. „Im Würmtal leben eher betuchte Menschen. Die spenden in der Regel auch sehr gut erhaltene Sachen. Und wir sortieren ja vorher aus.“ Bis zu 15 Helfer hätten täglich die Spenden gesichtet und dann erst verpackt. „Als es hieß, es geht nur Neuware, war der Frust in der Mannschaft groß“, schildert Fuchs. „Wenn morgen woanders etwas passiert und jemand etwas machen möchte, hat man immer diese negative Erfahrung im Kopf“.

Dabei haben die gebrauchten Sachen trotzdem noch ihren Zweck erfüllt: 59 Kartons wurden dem Münchner Verein „Marienkäfer“ übergeben, der sich um Bedürftige kümmert. 18 weitere gingen an die Kinder-, Jugend und Familienhilfe.

Lager für Spenden

Angesichts der schweren Beben hat Münchens Bürgermeister zu Spenden aufgerufen. Die Stadtsparkasse hat ein Konto eingerichtet. Zudem hat die Stadt dem türkischen Generalkonsulat ein Lager an der Heinrich-Kley-Straße 2 zur Verfügung gestellt, wo Sachspenden abgegeben werden dürfen.

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