„Von der Gemeinde Krailling kam fast keine Hilfe“, sagt Spiedt. „Wir hätten uns einen Runden Tisch gewünscht. Aber so etwas gab es nicht.“ Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) hätte die Eltern irgendwann „einfach ignoriert“. Um bleiben zu dürfen, wären die Familien bereit gewesen, höhere Beiträge zu zahlen. Sie hätten selbst Personal gesucht, Großtagespflegen kontaktiert. Geholfen habe alles nichts.
Immerhin: Seit Ende März hat Spiedt einen Ersatzplatz für seine Tochter – in Eichenau (Lkr. Fürstenfeldbruck). Heike Bauer kann ab Juli in einer Stockdorfer Einrichtung die Eingewöhnung neu beginnen. „Aber nur, weil sich die Leiterin der früheren Kita für uns stark gemacht hat“, betont Bauer. „Hier in Krailling wäre ich wohl selbst zum neuen Betreuungsjahr nur auf der Warteliste gelandet.“
Nach aktuellem Stand fehlen in der Gemeinde 50 Kindergarten- und 70 Krippenplätze. „Es könnten mehr angeboten werden, wenn ausreichend Fachkräfte vorhanden wären“, lautet das Fazit der Kraillinger Verwaltung. Erzieher seien am Markt aber „schlicht nicht vorhanden“, betont Karin Frach, Leiterin des evangelischen Kindergartens in Krailling. „Wir haben im Herbst eine Vollzeitkraft verloren. Die Stelle ist bis jetzt nicht nachbesetzt. Und es gibt auch keine Bewerber.“ Stattdessen helfe eine Mutter stundenweise aus.
Fachkräfte fehlen im ganzen Würmtal. Beispiel Planegg: Für das neue Betreuungsjahr können dort 118 Anmeldungen wegen Personalmangel nicht berücksichtigt werden, teilte die Gemeinde jüngst mit. „Die Hürden für die Einstellung neuer Mitarbeiter sind hoch und müssen politisch runtergeschraubt werden“, forderte Rathauschef Hermann Nafziger (CSU) etwa angesichts der Anerkennung ausländischer Ausbildungen.
In Gauting ist die Lage seit Langem kritisch. Fürs neue Betreuungsjahr könne sie aber noch nicht abgeschätzt werden, teilt die Gemeinde mit. Die Gräfelfinger Verwaltung geht – Stand jetzt – davon aus, dass man „allen Kindern ein Platzangebot machen könne“. Bundesweit fehlen laut Familienministerium aktuell 378 000 Kita-Plätze.
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