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Einrichtung zu, Eingewöhnung gekippt: Wegen Personalmangel macht Kraillinger Träger kurzfristig dicht – auch Planegg hat Probleme

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Von: Romy Ebert-Adeikis

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Stehen seit Ende Februar ohne Kita in Krailling da (von links): Janina Edion, Kilian Spiedt und Heike Bauer mit Nova.
Stehen seit Ende Februar ohne Kita in Krailling da (von links): Janina Edion, Kilian Spiedt und Heike Bauer mit Nova. © Romy Ebert-Adeikis

Viele junge Familien leiden unter dem Plätze- und Fachkräftemangel in Kitas. In Krailling musste erst letztens wieder ein Haus schließen. Für Eltern kam keine Hilfe von der Gemeinde...

Würmtal ‒ Nervenaufreibend ist eine Eingewöhnung in Krippe oder Kindergarten immer. Doch Heike Bauer ist daran fast verzweifelt. Zwei Monate war ihre 1,5-jährige Nova in einer Kita in der Kraillinger Innovationsmeile (KIM). Im Januar, an einem Sonntag, bekommt Bauer plötzlich eine E-Mail: Wegen Personalmangel darf ihre Tochter bis auf Weiteres nicht mehr kommen. Ende Februar ist die Krippe dann ganz dicht – 17 Familien stehen innerhalb von zwei Wochen ohne Platz da.

„Man kann sich nicht vorstellen, was das für eine Belastung ist“, sagt Kilian Spiedt, der bisherige Elternbeiratsvorsitzende der privat getragenen Kita. Von ihren Sorgen berichteten die Kraillinger Familien im Treffpunkt Stockdorf, wohin Ludwig Hartmann – Fraktionssprecher der Grünen im Bayerischen Landtag – zu Gesprächen im Rahmen seines Wahlkampfes geladen hatte.

Kita-Probleme im Würmtal: Keine Hilfe von Gemeinde

„Von der Gemeinde Krailling kam fast keine Hilfe“, sagt Spiedt. „Wir hätten uns einen Runden Tisch gewünscht. Aber so etwas gab es nicht.“ Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) hätte die Eltern irgendwann „einfach ignoriert“. Um bleiben zu dürfen, wären die Familien bereit gewesen, höhere Beiträge zu zahlen. Sie hätten selbst Personal gesucht, Großtagespflegen kontaktiert. Geholfen habe alles nichts.

Immerhin: Seit Ende März hat Spiedt einen Ersatzplatz für seine Tochter – in Eichenau (Lkr. Fürstenfeldbruck). Heike Bauer kann ab Juli in einer Stockdorfer Einrichtung die Eingewöhnung neu beginnen. „Aber nur, weil sich die Leiterin der früheren Kita für uns stark gemacht hat“, betont Bauer. „Hier in Krailling wäre ich wohl selbst zum neuen Betreuungsjahr nur auf der Warteliste gelandet.“

Kita-Probleme im Würmtal: Fachkräftemangel in der ganzen Region evident

Nach aktuellem Stand fehlen in der Gemeinde 50 Kindergarten- und 70 Krippenplätze. „Es könnten mehr angeboten werden, wenn ausreichend Fachkräfte vorhanden wären“, lautet das Fazit der Kraillinger Verwaltung. Erzieher seien am Markt aber „schlicht nicht vorhanden“, betont Karin Frach, Leiterin des evangelischen Kindergartens in Krailling. „Wir haben im Herbst eine Vollzeitkraft verloren. Die Stelle ist bis jetzt nicht nachbesetzt. Und es gibt auch keine Bewerber.“ Stattdessen helfe eine Mutter stundenweise aus.

Fachkräfte fehlen im ganzen Würmtal. Beispiel Planegg: Für das neue Betreuungsjahr können dort 118 Anmeldungen wegen Personalmangel nicht berücksichtigt werden, teilte die Gemeinde jüngst mit. „Die Hürden für die Einstellung neuer Mitarbeiter sind hoch und müssen politisch runtergeschraubt werden“, forderte Rathauschef Hermann Nafziger (CSU) etwa angesichts der Anerkennung ausländischer Ausbildungen.

In Gauting ist die Lage seit Langem kritisch. Fürs neue Betreuungsjahr könne sie aber noch nicht abgeschätzt werden, teilt die Gemeinde mit. Die Gräfelfinger Verwaltung geht – Stand jetzt – davon aus, dass man „allen Kindern ein Platzangebot machen könne“. Bundesweit fehlen laut Familienministerium aktuell 378 000 Kita-Plätze.

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