Doch es zeichnet sich ab, dass es nicht so einfach wird. So hat der langjährige Musikschulleiter und aktuelle Vize, Thomas Schaffert, bereits eine Reihe von Änderungsanträgen eingereicht. Beispielsweise sehe der aktuelle Satzungsentwurf vor, das Stimmrecht auch ehemaligen Angestellten der Musikschule, Ehrenmitgliedern und „nahestehende Personen“ zu versagen.
„Mangels Definition, wer als ‚nahestehend’ zu gelten hat, würde sonst einer unkontrollierbaren Willkür die Tür geöffnet“, begründet dies Schaffert. Er plädiert dafür, sich an der die Mustersatzung des Verbands der Musikschulen zu orientieren. Dort heißt es: „Mitglieder, die in einem Mitarbeiterverhältnis zum Verein stehen, sind nicht stimmberechtigt.“
Weiterhin kritisiert er mehrere Kürzungen oder Ergänzungen im Vergleich zur Mustersatzung, welche die Mitbestimmungsrechte der Mitglieder beschränken würden. „Leider gab es trotz entsprechender Zusage der Bürgermeister nach Ablehnung der Erstvorlage keinerlei Mitwirkungsmöglichkeit mehr für Betroffene und Befähigte an einer wirklich konsensorientierten Überarbeitung“, ärgert sich Schaffert. Auf Hallo-Anfrage wollten sich weder der aktuelle Musikschulleiter noch der noch gewählte Vereinsvorstand zu der Neufassung äußern.
Sollte diese erneut durchfallen, werde der Trägerverein zerschlagen. „Dann gehen wir den anderen Weg“, kündigte Nafziger an. Die Arbeitsfähigkeit der Musikschule selbst soll davon nicht beeinträchtigt sein, auch nicht die Zahlung von Gehältern. „Wir lasssen die Lehrer nicht im Stich.“
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Planegg/Krailling - Eigentlich sollte dem Leiter der Musikschule Planegg-Krailling zum Feiern zumute sein – am Samstag, 14. Mai, begeht die Einrichtung ihren 50. Geburtstag mit einem ausführlichen Programm (siehe Kasten). „Wir wollen das alle sehr“, unterstreicht Fabian Bögelsack. Aber: „Die Lehrkräfte haben Angst, die vergangenen Wochen waren für uns alle nicht leicht.“
Denn der Schule könnte schon im Juni das Geld ausgehen, wenn Planegg und Krailling ihre Zuschüsse von insgesamt 400.000 Euro nicht auszahlen. Das koppeln die Gemeinden an die Verabschiedung einer neuen Satzung für den Trägerverein. Der Grund: Dass bisher alle 120 Mitglieder – darunter auch die Lehrer – in Versammlungen ein Stimmrecht hatten, sei den Rathauschefs aus Planegg und Krailling, Hermann Nafziger (CSU) und Rudolph Haux (FDP), zufolge „kontraproduktiv für die Zusammenarbeit gewesen“ und habe intern zu Anschuldigungen, Beleidigungen und Gerichtsprozessen bei Personalfragen geführt.
Mit der neuen Satzung, die im Verein nur noch Fördermitglieder ohne Stimmrecht und einen von den Gemeinderäten Planegg und Kraillings ernannten Vorstand vorsieht, sollen die Gemeinden „das Mandat haben, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert“.
Doch ganz so einfach ist es nicht, wie Gero Himmelsbach, Experte für Vereinsrecht in München, auf Hallo-Anfrage erläutert: „Es wäre nicht möglich, die ordentliche Mitgliedschaft vollständig abzuschaffen und durch eine Fördermitgliedschaft zu ersetzen.“ Machbar wäre nur, einer Gruppe von Mitgliedern – etwa den Lehrern – per Satzungsänderung das Stimmrecht zu entziehen. Dann „muss es für eine solche Ungleichbehandlung jedoch triftige Gründe geben“, betont Himmelsbach.
Das überarbeitete Regelwerk habe den Kommunen der aktuelle Vereinsvorstand der Musikschule vorgelegt, erklärt Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP). „Dieses sei von einem Vereinsrechtler erstellt worden.“ Da man aber an einer Einigung interessiert sei, wolle man die Satzung nochmal bearbeiten.
Denn bei einer Mitgliederversammlung am vergangenen Mittwoch ist der erste Entwurf bereits durchgefallen. Von 57 anwesenden Stimmberechtigten haben nur 29 zugestimmt – für Satzungsänderungen braucht es aber eine Dreiviertel-Mehrheit. Die anschließend geplante Entlastung und Neuwahl des Vorstands wurde vertagt. „Ich sehe die Chance, dass man jetzt ins Gespräch kommt“, so Haux. „Ich bin ein Freund von Kompromissen“, betont auch Musikschulleiter Bögelsack.
Der Spielraum dafür ist aber eng. Für die Kommunen gibt es laut Kraillings Bürgermeister einen unumstößlichen Eckpfeiler: „Am Ende müssen die Gemeinden das Heft in der Hand haben.“ Bedingungen haben aber auch die Gegner der bisher vorgestellten neuen Satzung. Man könne der Änderung eine zweite Chance geben. „Aber nur, wenn es einen vorgeschalteten, partizipativen Prozess gibt“, sagt Thomas Schaffert, Bögelsacks langjähriger Vorgänger und derzeitiger Stellvertreter.
Unterstützung bekommt er von Elisabeth Glauber-Diehl, Klavierlehrerin und seit 2020 Vorsitzende des Musikschul-Betriebsrats. Zusammen fordern sie ein Gremium mit allen an der Musikschule Beteiligten, um gemeinsam eine neue Struktur zu schaffen. „Ich habe Verständnis dafür, dass die Gemeinden mehr Einfluss nehmen wollen“, sagt die Klavierlehrerin. „Aber die Vereinsbasis sollte trotzdem mitreden können, zum Beispiel die Eltern der Musikschüler. Die tragen ja auch einen großen Teil der Finanzierung.“
Allerdings glauben Vize-Schulleiter Schaffert und Glauber-Diehl nicht daran, dass die Satzung der eigentliche Grund für die Konflikte ist – sondern der 2020 neu gewählte Vorstand des Trägervereins. Dieser habe versucht, den Betriebsrat der Musikschule auszuschalten, etwa indem Stunden gekürzt worden seien. „Bleibt der Vorstand, bleibt auch die vergiftete Atmosphäre“, glaubt Schaffert. „Ich persönlich sehe darum keinen anderen Weg als diesen abzulösen.“
Dessen Neuwahl kann aber erst in einer weiteren Mitgliederversammlung erfolgen. Davor sollen sich die Gemeinderäte in Planegg und Krailling erneut nicht öffentlich über ihr weiteres Vorgehen beraten. Also darüber, ob ein Runder Tisch eingerichtet wird und ob die Gemeinden ihre Zuschüsse für die Schule zahlen werden. „Wir wollen niemanden im Regen stehen lassen“, betont Kraillings Rathauschef. Aber ob sich die beiden Lager in der Musikschule versöhnen lassen, werden erst die kommenden Wochen zeigen.
Allen Querelen zum Trotz feiert die Musikschule Planegg-Krailling ihren 50. Geburtstag mit einem großen Fest am Samstag, 14. Mai, von 10 bis 22 Uhr im Kupferhaus Planegg, Feodor-Lynen-Straße 5. Insgesamt 18 musikalische Einlagen sind geplant – von einem Jazz-Frühschoppen der Musikschul-Lehrer (10 Uhr) über den Kinderchor (11.30 Uhr), Auftritte der Schulband „The Sunshine Players“ (12 Uhr) und des Jazz-Ensembles des Feodor-Lynen-Gymnasiums (13 Uhr) bis hin zu Volkstanz mit D’Almarösler (14 Uhr), Bodypercussion (15 Uhr) und einem Konzert des Ensembles „Oktatis“ der Planegger Partnergemeinde Klausen (19 Uhr). Auch die Harfen-, Akkordeon-, Streich-, Kontrabass- und Flötengruppen der Musikschule präsentieren sich. Daneben gibt es Informationsstände, ein begehbares Ohr, Klavier-, Kunst- und Geschichtsausstellungen sowie eine Tombola für Kinder. Der Eintritt ist frei. Das ganze Programm kann unter www.musikschule-planegg-krailling.de nachgelesen werden.
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