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Zwei Monate keine U-Bahn am Stachus: Hiobsbotschaft für Innenstadt-Händler und Pendler

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Von: Nina Bautz, Sophia Oberhuber

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Steht verärgert am Stachus: Wolfgang Fischer, Vertreter der Innenstadthändler, klagt: „Wir werden abgehängt.“
Steht verärgert am Stachus: Wolfgang Fischer, Vertreter der Innenstadthändler, klagt: „Wir werden abgehängt.“ © Marcus Schlaf

Er ist einer der großen Knotenpunkte der Stadt, tausende Fahrgäste nutzen ihn täglich. Nun wird der Stachus einfach nicht mehr von der U-Bahn angefahren.

München - Für die Innenstadt-Händler und die Münchner Kunden, aber auch für Pendler ist es eine Hiobsbotschaft: Gestern sickerte durch, dass die U-Bahnen ab dem 8. Juni für zwei Monate die Haltestelle Stachus nicht mehr anfahren werden. Wolfgang Fischer von der Händlervereinigung City Partner ist entsetzt: „Erst die Sperrung bei der U3/U6, dann immer wieder Stammstreckensperrungen – jetzt auch noch das! Die Altstadt wird zunehmend abgehängt.“

Stachus: Erneuerung von Rolltreppen legt Münchner Verkehrsknotenpunkt lahm

Der Grund für die neuste Einschränkung: Bis voraussichtlich 3. August werden drei Rolltreppen nach 38 Betriebsjahren erneuert – und zwar die, die von unten am Bahnsteig bis zum Lenbachplatz führen. Warum muss dafür eine ganze Haltestelle gesperrt werden? Da es sich bei den je 56 Meter langen Treppen um die längsten der Stadt handelt, müssten diese laut MVG auf den Bahnsteigen gelagert werden. Sie können erst nachts zur Betriebsruhe mit Bauzügen abtransportiert werden. „Alle drei Treppen bestehen aus je 18 Einzelteilen, das dauert einfach lange“, erklärt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner.

Natürlich versteht Wolfgang Fischer, dass solche Bauarbeiten nötig sind. „Aber warum so geballt gerade jetzt, wo sich das Geschäft in der Innenstadt langsam wieder erholt, die Passantenzahlen steigen und die Touristen wiederkommen?“ Seine Händlervereinigung hat inzwischen bei der Stadt angefragt, ob die Treppen nicht nach und nach erneuert werden können und die Haltestelle damit weiter in Betrieb bleiben kann.

Die MVG aber erklärt unserer Zeitung, eine schrittweise Erneuerung sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Kaltner: „Wenn die Treppen auf den Bahnsteigen gelagert werden, ist der Platz für die Fahrgäste zu klein.“

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Stachus: Zwei Monate keine U-Bahn - gravierende Auswirkungen befürchtet

Die Auswirkungen sind gravierend. „Alle Geschäfte hier sind abhängig von der U- und S-Bahn. Die Menschen fahren ins Büro und bringen auf dem Weg dorthin ihre Wäsche vorbei. Jedes Wochenende, an dem die Stammstrecke gesperrt ist, verzeichnen wir einen extremen Rückgang an Kunden“, klagt Petra Kostoglou von der Alfa Reinigung im Stachus-Untergeschoss. Auch Jens und Doreen Freihaut, Angestellte im Watch Service Point, sagen: „Es ist schon eine Katastrophe, wenn die Stammstrecke gesperrt ist. Wenn jetzt auch die U-Bahn-Station nicht mehr angefahren wird, ist es noch schlimmer. Das betrifft uns dann auch unter der Woche und nicht nur am Wochenende.“ Auch Alexander Spierer, Partyveranstalter und Betreiber des Sweet Clubs am Lenbachplatz, erwischt die Nachricht kalt: „Das ist krass. Ich habe echt Sorge, dass uns das Gäste kostet.“

Die nächsten Arbeiten an der zweiten Stammstrecke stehen auch schon wieder an – am Wochenende vom 28. bis 30. Mai. Ende August ist dann ein Wochenende der Tunnel für die S-Bahn dicht, Ende Oktober folgt erneut eine Komplettsperrung der Stammstrecke. Düstere Aussichten. Wolfgang Fischers Fazit: Eigentlich sollte die Verkehrswende ja mit der Stärkung der öffentlichen Verkehrsmittel einhergehen – „doch im Moment ist eher das Gegenteil zu beobachten“. Immerhin: Laut MVG läuft bei den Gleisarbeiten an der Implerstraße auf der U3-/U6-Strecke alles nach Plan. Ab dem 20. Juni sollen die Züge zwischen Implerstraße und Goetheplatz wieder fahren. (Nina Bautz, Sophia Oberhuber)

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