Paul Breitner: Wir sind 15 Helfer, ich stehe im Kühllaster, gebe Milch, Käse, Wurst und Fleisch aus – je nachdem, was wir haben. Niemand kann sich das Essen aussuchen. Aber ich weiß mittlerweile, wer was essen darf. Wenn ich genau das habe, was jemand mag, etwa ein Paar Wiener, freue ich mich riesig, dass ich jemandem eine Freude machen kann.
Wie schwierig ist die Situation für Ihre Gäste?
Breitner: Es geht mir oft sehr nahe. Einmal stand eine ältere Frau vor mir, ich reichte ihr einen Salat. Sie sagte: „Danke, aber geben Sie den bitte jemand anderem.“ Wieso?, fragte ich, weil ich wusste, wie sehr sie Salat mag. Sie zeigte mir ihren Geldbeutel und erklärte: Ich habe keinen Essig und kein Öl mehr daheim und nur noch 1,20 Euro. Heute ist aber erst der 20., das muss für den Monat reichen.“ Ich hätte ihr am liebsten sofort zehn Euro gegeben, aber das dürfen wir nicht.
Was können Sie tun?
Breitner: Für viele ist es immer noch eine große Überwindung, zur Tafel zu kommen, sie schämen sich. Wir versuchen immer, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, bei manchen das Selbstwertgefühl zu stärken.
Was muss sich ändern?
Breitner: Es muss eine Wende geben, was Mindestlohn und faire Bezahlung betrifft. Und endlich einen runden Tisch mit Politik, Gewerkschaften, Arbeitgebern und Sozialverbänden. Damit die heute 35-50-Jährigen nicht in die gleiche Armutsfalle geraten wie die jetzigen Rentner. Ich habe schon öfters Politiker eingeladen, bei uns vorbeizuschauen. In all den Jahren waren nur zwei da...
„Engagierte Tafeln“ können sich derzeit beim bayernweiten Wettbewerb „Gemeinsam Lebensmittel retten“ bewerben. Für die Initiative des Landwirtschaftsministeriums hagelt es von allen Seiten Kritik.