Viele Jahre später fand die Geschichtswerkstatt Neuhausen heraus, dass Hilble ein Verehrer der Nazis war. Als Leiter des Wohlfahrtsamtes veranlasste er Deportationen von Arbeitslosen und Fürsorgeempfängern in das Konzentrationslager Dachau. Der Verein und der Bezirksausschuss forderten die Stadt auf, die Straße umzubenennen. Der Stadtrat wollte aber 2015 zunächst noch die Ergebnisse einer Studie abwarten, die seit 2010 die Rolle der Stadtverwaltung in der NS-Zeit untersucht. Bei dieser Prüfung entstand eine Liste mit diskussionswürdigen Namen, über die wiederum ein Expertengremium berät. Letztlich muss aber der Stadtrat entscheiden. Die Hilblestraße ist die erste Straße, die auf Grundlage dieses Prozesses umbenannt werden wird.
Die neue Namensgeberin ist die Künstlerin Maria Luiko, die mit bürgerlichem Namen Marie-Luise Kohn hieß. Sie ist am 25. Januar 1904 in München geboren. Unter anderem hat sie Ernst Tollers „Hinkemann“ und Schalom Ben-Chorins Gedichtband „Die Lieder des Brunnens“ illustriert. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde Luiko mit einem Ausstellungsverbot belegt. Am 20. November 1941 wurde sie deportiert und im „Fort IX“ bei Kaunas in Litauen ermordet.
Der Stadtrat wird am Donnerstag ferner entscheiden, ob der Münchner Mediziner Kurt Lichtwitz (1881 bis 1933) einen eigenen Platz bekommt. Die ursprünglich vorgesehene Straße war von Bürgern als unwürdig und schmucklos kritisiert worden (wir berichteten). An dem zunächst ausgewählten Teilstück in Sendling „Am Isarkanal“ befinden sich nur Parkplätze auf Schotter und Wertstoffcontainer, aber keine Gebäude. Eine Schmuddelecke, echauffierte sich der Münchner Medizinprofessor Sigmund Silber, der die Anregung zu einer Straße für Kurt Lichtwitz an die Stadt herangetragen hatte. Wie andere Bürger hätte er sich den südlichen Teil der Straße „Am Isarkanal“ für die Umbenennung gewünscht. Dort, wo die ehemalige Wirkungsstätte des Klinikgründers Kurt Lichtwitz war.
Jetzt soll auf Vorschlag des Kommunalreferats der nördliche Teil des Thalkirchner Platzes an der U-Bahn-Station Tierpark nach Kurt Lichtwitz benannt werden. Dieser Teil befindet sich zwischen der Pogner-, Tierpark- und Schäftlarnstraße, der südliche größere Teil unterhalb der Kreuzung Schäftlarn- und Tierparkstraße soll weiterhin Thalkirchner Platz heißen.
Kurt Lichtwitz hatte 1920 auf dem Areal des heutigen Chirurgischen Klinikums München-Süd die ehemalige „Wasserheilanstalt Bad Thalkirchen“ erworben und baute sie zu einer modernen Klinik für Innere, Neurologische und Gynäkologische Krankheiten um. Um der bedürftigen Bevölkerung in der Wirtschaftskrise zu helfen, führte er auf dem Klinikgelände Speisungen durch. Die Nationalsozialisten hatten die Klinik Lichtwitzs nach der Machtübernahme 1933 als „jüdischen Betrieb“ boykottiert. Der Mediziner kam schließlich am 27. Mai 1933 unter mysteriösen Umständen ums Leben, seine Witwe verkaufte die Klinik 1935 an Franz Rinecker und Heinrich Müller.