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Stammtisch: Münchner Mieter erzählen ihre Sorgen - wir stellen drei von ihnen vor

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Von: Ulrike Kremer

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Beim 18. Münchner Mieterstammtisch am Donnerstag standen die sprunghaft gestiegenen Nebenkosten im Fokus. Viele Mieter zittern vor der Rechnung.

München - Minusgrade in München, die Heizungen in den Mietwohnungen laufen auf Hochtouren. Das kann teuer werden. Viele sehen der nächsten Abrechnung mit Grausen entgegen: Das große Bibbern vor den Betriebskosten!

Wie ernst die Lage wirklich ist, zeigte sich am Donnerstagabend beim 18. Münchner Mieterstammtisch auf der Schwanthalerhöhe. Als er zuletzt vor drei Jahren dort tagte, ahnte niemand, in welche Höhen die Betriebskosten für Mieter – also Kosten für Wasser, Heizung, Strom und Hauskosten – in naher Zukunft schießen würden.

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18. Münchner Mieterstammtisch: Mieter zittern vor Betriebskosten

Maximilian Rathke (29), zweiter Vorsitzender der Initiative Mietergewerkschaft, weiß, dass bei vielen Abrechnungen entweder Belege fehlen oder nicht korrekt sind. Rathke rät daher dringend, genau zu prüfen und Belegeinsicht beim Vermieter zu fordern. Wichtig sei dabei, alle geltenden Fristen zu beachten, denn nur dann können Mieter bis zur erfolgten Prüfung Zahlungen über das gesetzlich geregelte Zurückbehaltungsrecht vorläufig verweigern, und zwar ohne dass negative Konsequenzen wie etwa Kündigung drohen. „Bis zur durchgeführten Belegprüfung können bis zu zwölf Wochen vergehen, in denen Zahlungsaufschub besteht“, so der Experte. Er rät dazu, Mietergemeinschaften zu gründen, um der Welle an Nachzahlungen, die 2023 auf alle zukomme, und der Macht der Vermieter entgegentreten zu können.

Trotzdem sind die Belastungen für Mieter derzeit enorm. Wir haben uns beim Mieterstammtisch im Westend umgehört, welche Erfahrungen die Menschen mit den steigenden Nebenkosten gemacht haben und wie sie sich dagegen wappnen.

Münchner Stammtisch: Drei Mieter erzählen ihre Sorgen

Christian Schwarzenberger wohnt in einer WG in München.
Christian Schwarzenberger wohnt in einer WG in München. © Oliver Bodmer

90 Euro für Strom: Christian Schwarzenberger ist derzeit froh, in einer WG mit zwei Mitbewohnern zu leben, denn die Heizkosten-Abschlagszahlung (Fernwärme) für seine Wohnung hat sich auf 900 Euro im Jahr erhöht, der Strom ist von 42 Euro auf 90 Euro im Monat gestiegen. „Für 2022 erwarte ich außerdem eine Heizkosten-Nachzahlung von knapp 1.000 Euro – und 2023 wird noch teurer“. Schwarzenberger weiß, dass es viele Menschen gibt, die sich solche Nachzahlungen nicht leisten können. „Es gibt immer noch zu viele Mieter, die die erhöhten Kosten gar nicht auf dem Schirm haben“. Sein Tipp: Sich informieren, mit den Nachbarn reden, Abrechnungen genau prüfen und rechtzeitig Hilfe – zum Beispiel über den Münchner Wärmefonds der Stadtwerke – beantragen. 

Danuta O. wohnt in einer Mietwohnung in Laim.
Danuta O. wohnt in einer Mietwohnung in Laim. © Oliver Bodmer

Falsche Abrechnung: Seit Danuta O. vor fast 30 Jahren in ihre Mietwohnung in Laim gezogen ist, ist ihre Miete insgesamt um 68 Prozent gestiegen. Und nicht nur die: „Ich zahle ungefähr 3.900 Euro im Jahr an Betriebskosten, vor einiger Zeit kam plötzlich eine Nachzahlungsforderung von fast 500 Euro.“ Zu viel, fand Danuta O. und suchte Rat bei der städtischen Mietberatung. „Dort sagte man mir, dass ich nicht zahlen muss, sondern sogar Geld zurückbekomme!“ Danuta O. schrieb daraufhin ihrem Vermieter und verweigerte – bis heute erfolgreich – die zusätzliche Zahlung. „Ich rate jedem, alle Abrechnungen genauestens zu prüfen und Zählerstände zu dokumentieren. Alles sollte schriftlich festgehalten werden.

Mieter Hermann Niemeyer aus Schwabing.
Mieter Hermann Niemeyer aus Schwabing. © Ulrike Kremer

15 Prozent gespart: Schon vor knapp zwei Jahren hat Hermann Niemeyer die Jahresabrechnung für seine Altbauwohnung in Schwabing dem Mieterverein zur Prüfung vorgelegt. Der Experte fand prompt einen Fehler – wegen inkorrekter Erfassung des Gesamtbestands an Fernwärme, die an das Haus geschickt wird, stehe den Mietern ein pauschales Kürzungsrecht von 15 Prozent für die Heizkosten zu. „Dadurch spare ich knapp 300 Euro im Jahr, die ich von der Nachzahlung abgezogen habe. Der Vermieter hat bislang nicht widersprochen.“ Der nächsten Abrechnung sieht der 72-jährige Rentner Niemeyer inzwischen gelassen entgegen: „Wir wissen ja, dass die Kosten steigen und stellen uns darauf ein.“

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