„Silberstreif am düsteren Horizont“: Münchner Corona-Experte analysiert neuen Impfstoff - ein Risiko bleibt

Fieberhaft suchen Forscher weltweit nach einem Corona-Impfstoff. Nun meldet ein deutsches Pharma-Unternehmen einen Durchbruch. Ein Experte aus München analysiert.
- Pharma-Firmen auf der ganzen Welt suchen nach einem Corona-Impfstoff.
- Das Mainzer Unternehmen BioNTech hat gemeinsam mit Pfizer am Montag (9. November) vielversprechende Ergebnisse einer Studie zu einem Impfstoff-Kandidaten mit dem Namen BNT162b2 veröffentlicht.
- Corona-Experte Professor Dr. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing analysiert diese News.
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München - Das erste Echo aus der Wissenschaft ist ermutigend: Der neue Corona-Impfstoff der Mainzer Firma BioNTech, dessen Studienergebnisse am Montag präsentiert worden sind, könnte den Kampf gegen die Corona-Pandemie revolutionieren.
„Die ersten Daten sind ein Silberstreif am sonst so düsteren Horizont“, sagt Professor Dr. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing in einem Gespräch mit dem Münchner Merkur.
„Die ersten Daten sind ein Silberstreif am sonst so düsteren Horizont“
Wendtner, der im Frühjahr bereits die ersten Covid-19-Patienten in Deutschland* behandelt hat und zu den erfahrensten Infektiologen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zählt, geht davon aus, dass der neue Impfstoff mit dem Entwicklungsnamen BNT162b2 bereits im November von der amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA zugelassen wird - im Rahmen einer sogenannten Notfallzulassung. Dieser Genehmigungsprozess im Expresstempo war bereits beim Medikament Remdesivir* angewendet worden, mit dem viele schwer an Covid-19 erkrankte Patienten zurzeit behandelt werden. Auch US-Präsident Donald Trump hatte dieses Mittel verabreicht bekommen.
Corona-Impfstoff von BioNTech: Experte aus München erwartet in den nächsten Wochen grünes Licht
Wenn die FDA erwartungsgemäß in den nächsten Wochen grünes Licht für den Impfstoff gebe, werde noch in diesem Jahr eine erste Impfwelle anrollen, erläuterte Wendtner. Nach Einschätzung des erfahrenen Experten - in der München Klinik sind bereits rund 1000 Covid-19-Patienten behandelt worden - liefern Zwischenergebnisse zum Impfstoff gleich mehrere hoffnungsvolle Aspekte: So habe sich gezeigt, dass neun von zehn Menschen vor einer Infektion geschützt werden können.
„Dies ist bemerkenswert, da viele laufende Impfstudien zu Covid-19 derzeit lediglich eine Erfolgsquote von mindestens 50 Prozent voraussetzen“, analysiert Prof. Wendtner. Außerdem scheine der Impfstoff bereits nach vier Wochen zu wirken: „Das bedeutet: Man muss nicht lange auf den Schutz warten.“ Darüber hinaus sei das Herstellungsverfahren im Vergleich zu klassischen Impfstoffen sehr viel schneller und könne auch relativ schnell bei Auftreten von Virusmutationen angepasst werden. Schwere Nebenwirkungen habe es laut Hersteller bei den bislang geimpften 43.000 Studienteilnehmern nicht gegeben.
München: Ist der neue Corona-Impfstoff sicher? Langzeitnebenwirkungen bleiben Thema
Die Sicherheit des neuen Impfstoffs sei zumindest kurzfristig gegeben, erklärte auch Wendtner: „Es wurden keine ernsthaften Sicherheitsbedenken seitens eines unabhängigen Datenüberwachungskomitees geäußert.“ Allerdings, so der Experte der München Klinik weiter, müssen auch Langzeitnebenwirkungen auf dem Radarschirm bleiben. *Merkur.de und tz.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks