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Stadtwerke-Kunden laufen Sturm - Mann aus München zahlt 8544 Euro Strom im Jahr

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Energie hat sich verteuert. Die Leidtragenden sind insbesondere auch bei den Kunden der Münchner Stadtwerken zu finden. Viele wollen die heftigen Preisanstiege nicht hinnehmen.

München - Diese Rechnung hat’s in sich. 712 Euro pro Monat soll Rentner Hans Bromberger (75) für den Strom in seiner 100-Quadratmeter-Wohnung in der Nähe des Waldfriedhofs zahlen. Macht übers Jahr insgesamt 8544 Euro – Bromberger kann das nicht fassen! Er ist einer von immer mehr Münchner Stadtwerke-Kunden, die jetzt Sturm laufen. Auch viele tz-Leser haben sich bei uns gemeldet, wollen die heftigen Preisanstiege bei Strom und Gas nicht einfach so hinnehmen. Einige wollen bei den Stadtwerken (SWM) nun kündigen.

Das ist die Rechnung von Hans Bromberger. Der Stadtwerke-Kunde heizt mit Strom, das wird jetzt teuer
Das ist die Rechnung von Hans Bromberger. Der Stadtwerke-Kunde heizt mit Strom, das wird jetzt teuer . © Götzfried

Die Debatte ist in vollem Gange, seit die Bundesregierung angekündigt hat, Preiserhöhungen nur noch dann zuzulassen, wenn die einzelnen Versorger beweisen können, dass auch ihre Beschaffungskosten wirklich so extrem gestiegen sind. Die SWM sind im deutschlandweiten Vergleich besonders teuer, wollen aber weiterhin auf ihren Steigerungen beharren (wir berichteten).

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Manche Kunden bleiben fassungslos zurück. „Der Preis ist der Hammer“, sagt Rentner Bromberger, dessen Heizung mit Strom läuft. Bislang musste er unter 4000 Euro im Jahr zahlen – weniger als die Hälfte des neuen Preises. Er sieht nur eine Lösung: „Ich werde jetzt versuchen, den Anbieter zu wechseln.“

Dieter Ulsamer (72) aus Moosach hat das bereits getan und bei den Stadtwerken gekündigt. Ein Gespräch mit seiner Schwägerin aus Erding hatte ihn stutzig gemacht. „Wir verbrauchen immer um die 3500 Kilowattstunden pro Jahr. Wenn ich diese Daten zugrund lege, kostet das in München über 500 Euro mehr als in Erding.“

Kostenschock für Stadtwerke-Kunde Hans Bromberger: Er wird mit über 8000 Euro im Jahr zur Kasse gebeten
Kostenschock für Stadtwerke-Kunde Hans Bromberger: Er wird mit über 8000 Euro im Jahr zur Kasse gebeten. © Götzfried

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Auch SWM-Kunde Ralf Kreuzer (64) aus Obersendling reicht’s: Sein Ökostrom-Tarif habe sich in der Hauptzeit fast verdreifacht, von 25,07 auf 74,13 Cent pro Kilowattstunde. „Das scheint mir unangemessen. Ich wechsle jetzt!“ Wie viele andere Kunden machen’s genauso? Laut den Stadtwerken halte sich „die Anzahl derer, die aktuell ihren Vertrag kündigen, in Grenzen“, so die Antwort auf eine tz-Anfrage. Konkrete Zahlen wollen sie aber nicht nennen. Man habe vor, „die Preise schnellstmöglich wieder zu senken, sobald es uns die Marktlage gestattet“.

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Für viele Kunden wäre es ein Segen. So beispielsweise für den Bergkirchener Manfred Stephan (81), der beim Thema Anbieterwechsel skeptisch ist: „Gerade bei den kleinen Stromanbietern bin ich vorsichtig, die haben ja keinen großen finanziellen Rückhalt.“ Einen Wechsel-Grund hätte er aber allemal. „Ich soll 155 Prozent mehr für meinen Strom zahlen. Eine Sauerei!“

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Viele Bürger sind wütend – einige auch verzweifelt, weil sie nicht wissen, wie es weitergehen soll. So Toni Sorg (Name geändert, 76) aus Kirchhheim: „Statt 170 Euro für Strom und Gas soll ich künftig 520 Euro zahlen.“ Das Problem: Seine Frau ist nach einer Corona-Erkrankung arbeitsunfähig. „Dadurch ist das Geld noch knapper. Künftig müsste ich mein Konto jeden Monat überziehen, weil wir zu zweit nur 300 bis 400 Euro pro Monat zur freien Verfügung hätten. Aber das geht ja auf Dauer auch nicht.“

Cornelia W. aus Puchheim befürchtet sogar, umziehen zu müssen. Bislang zahlte sie ohnehin schon 250 Euro pro Monat fürs Gas. Nun haben ihr die Stadtwerke telefonisch eine Verdreifachung angekündigt, berichtet sie: „Das Geld wird knapp bei uns.“

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