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„Wer hat mich hier getötet?“ – Münchner Isarmord jährt sich zum zehnten Mal: So ermittelt die Polizei

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Der Fahrradweg an der Erhardtstraße: Hier starb Domenico Lorusso vor zehn Jahren.
Der Fahrradweg an der Erhardtstraße: Hier starb Domenico Lorusso vor zehn Jahren. © Klaus Haag

Wer hat Domenico Lorusso ermordet? Seit zehn Jahren gibt es keine Antwort auf diese Frage. Der Isarmord bewegt weiter die Menschen. Neue Ermittlungen laufen.

München – Der junge Mann winkt fröhlich in die Kamera. Mit seiner Schirmmütze und dem Rucksack sieht er so aus, als wolle er zu einer Wanderung in der Sonne starten. Doch Domenico Lorusso - der Mann auf dem Foto - geht nirgendwo mehr hin. Am 28. Mai 2013 wurde der Italiener mitten in München erstochen. Von einem Fremden, völlig unvermittelt, völlig willkürlich. Als „Isarmord“ wurde das Verbrechen, das sich am Sonntag zum zehnten Mal jährt, deutschlandweit bekannt - und vom Mörder fehlt nach wie vor jede Spur. Deshalb wird am Freitag ein Plakat am Tatort aufstellt. „Wer hat mich hier ermordet?“, steht auf der drei mal zwei Meter großen Fläche, die Domenico so fröhlich winkend zeigt. Wie es von der Polizei München heißt, hat die Familie des Ermordeten das Foto selbst ausgesucht. Mit der Blickfang-Aktion hofft das Präsidium, doch noch den entscheidenden Hinweis in diesem mysteriösen Fall zu bekommen.

Lorusso starb am 28. Mai 2013 auf dem Radweg an der Erhardtstraße - Verlobte sah ihn zu Boden fallen

Domenico Lorusso ist 31 Jahre alt, als er am 28. Mai 2013 ums Leben kommt. An diesem Abend trifft er sich mit seiner Verlobten am Gärtnerplatz, um gemeinsam in die Wohnung in Haidhausen zu radeln. Das Paar ist voller Freude: Am nächsten Tag wollten sie der Familie in Italien von der Verlobung berichten. Pläne, die auf dem Radweg an der Erhardtstraße jäh zerstört werden.
Dort steht an jenem schicksalhaften Dienstag vor zehn Jahren ein Mann unter den Bäumen. Als das Paar um 22 Uhr an ihm vorbeifährt, spuckt er die Verlobte an. Dass Domenico umkehrt, um den Mann zur Rede zu stellen, erweist sich als bitterer Fehler: Der Fremde zückt ein Messer und sticht ihm ins Herz. Seine Verlobte sieht rund 50 Meter entfernt, wie er zu Boden geht. Sie schreit noch „Geh weg“ zu dem Fremden - ohne zu wissen, dass er gerade ihr Leben zerstört hat. Der Messerstecher entfernt sich seelenruhig in Richtung Corneliusbrücke, Domenico stirbt im Krankenhaus. Die Tat: Ein Schock für die ganze Familie, wie Bruder Paolo Lorusso unserer Redaktion beschrieb. „Ich kann es nicht ertragen, dass sein Mörder frei herumläuft“, sagte er am ersten Jahrestag des Verbrechens. Inzwischen sind neun weitere Jahre vergangen, ohne dass der Täter gefasst wurde. Und das, obwohl der Mörder sich selbst verletzt hat und der Polizei seine DNA vorliegt.

Abgleich mit den DNS-Datenbanken in Europa - Anzahl der Ermittler geschrupft

Der Soko Cornelius, die anfangs die Ermittlungen leitet, gehören 30 Beamte an. Sie werten die Daten von 64.000 Handys aus, die in der Funkzelle am Tatort eingelockt waren. 7500 Handybesitzer werden überprüft. Es gibt 1000 Hinweise aus der Bevölkerung. 5800 Speichel-Proben werden genommen, um Vergleichs-DNS zu bekommen. Nichts davon bringt Erfolg.
Inzwischen sind noch bis zu fünf Ermittler mit dem Fall befasst. Vergangenes Jahr gab es eine Art Revision, bei der die Akten erneut gewälzt wurden. Laut Mathias Heidtmann, stellvertetendem Leiter der Mordkommission, haben sich 30 Hinweise und Ansatzpunkte ergeben, denen noch einmal nachgegangen wird. Außerdem läuft der Abgleich mit DNS-Banken anderer europäischer Länder. Die Hoffnung, dass es den einen Treffer gibt, bleibt.

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