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„Zur Wiesn-Zeit das Urinal von München“: Entnervte Anwohner berichten von zahlreichen Vorfällen

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Die Wiesn ist vorbei, der Ärger über Fäkalien, Wild-Pinkler und zugemüllte Straßen bei den Anwohnern ist groß. In seinem aktuellen Bericht fordert der Bezirksausschuss daher erneut das Aufstellen von mobilen Toiletten.

München Theresienwiese - „Der St.-Pauls-Platz ist zur Wiesn-Zeit das Urinal von München“, so Arne Brach, Sprecher der grün-rosa Fraktion, über die Situation während der mehr als zweiwöchigen Feierlichkeiten. Der Wiesn-Bericht des Bezirksausschusses bestätigt nun, was die meisten Anwohner bereits am eigenen Leibe erfahren mussten: Vor allem an den Wochenenden herrschte in den Zulaufstraßen zum Oktoberfest Anarchie, verursacht von den Wiesn-Wildpinklern. Der Anblick für die Anwohner war alles andere als schön: Urinlachen, Glasscherben, Müll, Erbrochenes und Fäkalien auf den Gehwegen, in Einfahrten und auf den Grünstreifen. Laut Angaben der Lokalpolitiker trauten sich vor allem ältere Menschen morgens gar nicht mehr auf die Straße.

Zugemüllte Straßen rund um die Theresienwiese 2023.
Zugemüllte Straßen zur Wiesn 2023. 7,2 Millionen Menschen besuchten das Oktoberfest. Einige urinierten in den Straßen und Plätzen rund um den St.-Pauls-Platz. © IMAGO/Alexander Pohl

Vorfall während Oktoberfest 2023: Lokalpolitiker erwischt Wild-Pinkler und spricht ihn direkt an

Arne Brach berichtete im Bezirksausschuss weiter, dass er beobachtet hatte, wie Betrunkene an die Kirche St. Paul gepinkelt haben. „Der Ort scheint Betrunkenen perfekt für ihre Hinterlassenschaften.“ Einen Wild-Pinkler habe der Lokalpolitiker angesprochen: „Vergiss nicht, mir deine Adresse zu geben, dann komme ich und pinkle in deinen Garten“.

Dieser anarchische Zustand sei nicht mehr hinzunehmen, heißt es im Wiesn-Bericht des Bezirksausschusses. Die wirtschaftliche Bedeutung des Oktoberfestes für die Stadt sei zwar enorm, aber die Situation mit den Fäkalien untragbar. Das Gremium forderte daher erneut für die kommende Wiesn 2024, dass mobile Toiletten und Pissoirs an einigen besonders betroffenen Ecken aufgestellt werden. Dazu gehören die Hauptzugangsrouten sowie Wiesn-Bushaltestellen. In der Pressemitteilung werden folgende Orte vorgeschlagen: St.-Pauls-Platz, St.-Paul-Straße, Bavariaring zwischen Poccistraße und Theresienhöhe, Mozartstraße, Schmellerstraße, Esperantoplatz sowie Poccistraße. „Wir möchten die Situation erstens ein wenig verbessern und zweitens den Anwohnenden zeigen, dass die Probleme der Stadt nicht egal sind“, so Brach.

Wiesn-Chef Baumgärtner lehnte mobile Toiletten bislang ab

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Bezirksausschuss den Antrag auf mobile Toiletten bei der Stadt München gestellt, dieser wurde jedoch abgelehnt. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) erklärte, dass Toiletten mit Personal zu aufwendig wären. Dixiklos kämen nicht in Frage, weil sie umgeworfen werden können. Außerdem verwies er auf den Reinigungsservice der Stadt.

Mit dem Reinigungsservice der Stadt während der Wiesn hatte sich der Bezirksausschuss letzte Sitzung auch beschäftigt. Das Urteil fiel vernichtend aus: Der Reinigungsservice ist nicht ausreichend bekannt. Die Menschen vor Ort, insbesondere Rentner und ältere Menschen, wissen nichts von dem Service. Das Gremium fordert daher eine bessere Bewerbung im Vorfeld. Die Lokalpolitiker schlagen vor, einen Flyer zu verteilen und die Möglichkeit eines Dauerauftrags für die Reinigung der eigenen Einfahrt anzubieten.

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