Was glauben Sie, welche Auswirkungen der Landtagswahlkampf auf die Münchner Kommunalwahl haben wird?
Schmid: Ude hat aufgegeben, für München zu kämpfen. München wird künftig 100 Millionen Euro weniger Schlüsselzuweisungen aus dem Finanzausgleich erhalten. Von Ude gab es diesbezüglich keinen Aufschrei. Wir haben uns gegen Söders Lex München, also weniger Geld für München aus dem Finanzausgleich, gewehrt. Ude hat jetzt freiwillig auf die 100 Millionen Euro für München verzichtet. Mit diesem freiwilligen Verzicht will er außerhalb Münchens wohl das Signal ausstrahlen: Ich bin auch euer Kandidat, weil ich auf Geld für München verzichte.
Nun hat man aber das Gefühl, dass eher Ihr Chef Horst Seehofer einen Anti-München-Wahlkampf macht. So sind Behördenverlagerungen beim statistischen Landesamt oder den Finanzämtern im Gespräch…
Schmid: Es gibt aber auch keinen Widerstand bei Rot-Grün gegen die geplante Streichung von 1000 Arbeitsplätzen in der Bundeswehrverwaltung in der Dachauer Straße. Von Herrn Reiter hört man da gar nichts. Wir sind gegen jede Behördenverlagerung aus München.
München 2049: Visionen unserer Zukunft
Aber bei der Stammstrecke soll München zahlen, obwohl das Aufgabe des Freistaats wäre…
Schmid: Bayern steuert zu diesem Projekt 900 Millionen Euro bei und legt nochmal 350 Millionen Euro drauf. Ude sagt hingegen, mir ist es nicht einmal jährlich 50 Millionen an Vorfinanzierung wert. Gegen eine Benachteiligung Münchens spricht auch, dass der Freistaat in München einen Konzertsaal plant und das Gärtnerplatztheater für sehr viel Geld saniert.
Und wie sieht es mit Seehofers Engagement für die GBW-Wohnungen aus?
Schmid: Nach erheblichen rechtlichen Bedenken will er jetzt Schutzklauseln für die Mieter in die Mietverträge aufnehmen lassen.
Während Sie versuchen, die CSU als Großstadtpartei zu etablieren und sich für die Abschaffung des Ehegattensplittings einsetzen, will Seehofer weiterhin homosexuelle Paare steuerlich benachteiligen. Wie kommen Sie damit zurecht?
Schmid: Das Ehegattensplitting stammt aus Zeiten, in denen die Ehefrau zu Hause blieb. Wir sollten eine Familiensplitting einführen. Der Förderbedarf ist da, wo Kinder sind – ob in einer klassischen Ehe, bei allein erziehenden Müttern, in homosexuellen Beziehungen oder in Patchwork-Familien.
Wie reagieren ihre Parteifreunde auf Ihre Position, die dem klassischen Rollenbild der CSU widerspricht?
Schmid: Ich habe schon viele positive Reaktionen auf meine Position, etwa von der Vorsitzenden der CSU-Familienkommission, Kerstin Schreyer-Stäblein, dem Sprecher der Jungen Gruppe der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Markus Blume, und vom Bundesverband der Arbeitgeberverbände.
Johannes Welte