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Von den Nazis deportiert und ermordet: Josefs Tod darf nie vergessen werden

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Von: Leoni Billina

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Josef Maria Schneck war erst 13 Jahre alt, als er im KZ Auschwitz-Birkenau verhungerte
Josef Maria Schneck war erst 13 Jahre alt, als er im KZ Auschwitz-Birkenau verhungerte © Privatbesitz

Verschleppt, eingesperrt, dann verhungert. Als Josef Maria Schneck starb, war er erst 13 Jahre alt. Der Bub war einer der 141 deportierten Sinti und Roma, die vor 80 Jahren, am 13. März 1943, von München in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die Stadt München ehrt die Opfer dieses grausamen Völkermords mit einem Gedenktag.

Josef Maria Schneck kam am 8. August 1930 zur Welt. Er hatte vier Geschwister: Paula, Elisabeth, Donatus und Gisela. In München lebten die Schnecks in Trudering, an der Friedenspromenade. Hier kam auch 1940 Paulas Tochter Renate zur Welt. Alle waren Sinti – und so machten die Nazis Jagd auf sie.

Im März 1943 wurden 141 Sinti und Roma aus München ins Konzentrationslager deportiert.

Am 8. März wurden die Schnecks verhaftet und ins Polizeigefängnis an der Ettstraße gebracht. Fünf Tage später deportierten die Nazis die Familie ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Josef Maria überlebte dort ein knappes Jahr. Im Januar 1944 verhungerte er, ebenso wie seine Eltern, seine Schwestern Gisela und Paula und seine Nichte. Sein Bruder Donatus starb 1944 bei einem Bombenangriff im Konzentrationslager Buchenwald. Die einzige der Familie, die den Völkermord überlebte, war Schwester Elisabeth.

Die Familie Schneck wurde zunächst ins Gefängnis an der Ettstraße gebracht
Die Familie Schneck wurde zunächst ins Gefängnis an der Ettstraße gebracht © Sigi Jantz

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma geht von insgesamt etwa 50 000 Menschen aus, die den Mordaktionen und grausamen Bedingungen in den Konzentrationslagern in Deutschland zum Opfer fielen. Die genaue Zahl der umgebrachten Frauen, Männer und Kinder ist bis heute nicht exakt zu bestimmen.

Die Vernichtungs-Maschinerie der Nazis war gnadenlos: Mehr als sechs Millionen Juden wurden bekanntermaßen getötet.

Vernichtungslager Auschwitz
Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden tausende Menschen umgebracht © dpa

Am 13. März ist der 80. Jahrestag der Deportation Münchner Sinti und Roma

Angesichts des 80. Jahrestags der Deportation Münchner Sinti und Roma veranstaltet die Stadt einen Gedenktag. Am 13. März werden um 16 Uhr die Namen der Deportierten auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus verlesen. Ab 18 Uhr werden Bilder der Opfer an die Fassade des NS-Dokumentationszentrums projiziert. Um 19 Uhr findet im Festsaal des Alten Rathauses eine Gedenkveranstaltung statt.

„Mit der Deportation von 141 Männern, Frauen und Kindern in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau begann vor 80 Jahren der Völkermord an den Sinti und Roma in München. Sie wurden gequält, erniedrigt und ermordet“, sagt Bürgermeisterin Katrin Habenschaden. Nach der Befreiung Deutschlands seien zu viele Jahre vergangen, ehe die Verfolgung offiziell anerkannt wurde, so die Bürgermeisterin. „Auch heute noch sind antiziganistische Stereotype in Deutschland verbreitet. Es ist unser aller Aufgabe, uns gegen diese Diskriminierung, gegen jede Form von Rassismus und Ausgrenzung noch stärker und offen zu positionieren.“

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