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Irrer Zoff um Löhne: Kammerspiele sollen Tariferhöhung selbst tragen

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Von: Sascha Karowski

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Hält trotz Kritik am Sparkurs fest: Münchens Kulturreferent Anton Biebl.
Hält trotz Kritik am Sparkurs fest: Münchens Kulturreferent Anton Biebl. © Tobias Hase

Die Münchner Kammerspiele sind sauer auf das Kulturreferat. Der Stadtrat soll heute den Wirtschaftsplan des Theaters beschließen. Aus Spargründen will die Verwaltung aber darauf verzichten, Tariferhöhungen aus dem städtischen Haushalt zu bestreiten. Stattdessen soll das Theater die steigenden Löhne aus den Zuschüssen finanzieren, die die Verwaltung ohnehin bezahlt.

Die Kammerspiele wiederum argumentieren, dass dann Personal eingespart werden müsste. Der Betrieb der Schauburg oder der Otto-Falckenberg-Schule sei unter diesen Voraussetzungen schlicht nicht mehr realisierbar. Das Bündnis #KulturBildungSoziales hat für Mittwoch eine Protestveranstaltung vor der Stadtratssitzung angekündigt.

Die CSU will mit einem Änderungsantrag gegensteuern. Sie lehnt die Sparmaßnahme ausdrücklich ab. „Kürzungen in einzelnen Bereichen haben große Auswirkungen auf alle Produktionen“, sagt CSU-Stadträtin Beatrix Burkhardt. „Wir müssen im Stadtrat gemeinsam trotz der Krise einen Weg finden, die Mittel aufzubringen. Das wäre ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung an die Kulturschaffenden in unserer Stadt. Kultur ist systemrelevant.“

Kulturreferent Anton Biebl ließ gestern mitteilen, er verstehe den Groll der Kammerspiele. Doch die Pandemie zwinge die Stadt zum Sparen. Das Kulturreferat allein musste 2020 auf rund elf Millionen und 2021 auf rund 15 Millionen Euro verzichten. Für das nächste Haushaltsjahr sieht es kaum besser aus. Die Einsparungen träfen in erster Linie die städtischen Institutionen, um speziell die Freie Szene zu schützen. „Die Tariferhöhung aus der Tarifrunde 2020 wird wie immer selbstverständlich gewährt, soll aber vorübergehend aus dem jeweiligen Haushalt selbst erbracht werden“, sagt Biebl. Das betreffe nicht nur die Kammerspiele. „Wir müssen abwägen, was wir zeitlich begrenzt mittragen können und ab wann es kritisch wird.“

Im Fall der Kammerspiele bedeute die Übernahme der Tariferhöhungen 2022 in Höhe von rund 486 000 Euro und 2023 in Höhe von rund 706 000 Euro eine Dimension, die bei einem Betriebsmittelzuschuss in Höhe von 38 Millionen Euro realisierbar sein sollte. „Die Gefahr sehe ich im Falle einer Verstetigung nach 2023. Daher ist es wichtig, den Prozess, über Zielvereinbarungen mit der Politik eine möglichst sichere Planungsbasis und den angestrebten Schulterschluss zur Stärkung und Sicherung zu erreichen, fortzusetzen.“

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