Kaum noch Weihnachtsfeiern: Wirt bleibt auf 200 Enten sitzen

Für die Gastronomie eine Katastrophe: Heuer gibt es kaum Weihnachtsfeiern. Das wird aus dem übrig gebliebenen Essen.
Mit den Kollegen aufs alte Jahr anstoßen, mit der Familie ein festliches Menü genießen: In der Adventszeit sind Restaurants in München meist ausgebucht. Ganz anders schaut’s derzeit aus. Weihnachtsfeiern werden reihenweise abgesagt. Mit fatalen Folgen für die Gastronomie: Die Wirtebrüder Moritz (34) und Tim Haake (33) blieben auf 200 Enten sitzen – also 400 Portionen samt Blaukraut und Knödel. Und beide mussten sich fragen: Wohin jetzt bloß mit so viel Essen?
Insgesamt wurden etwa 95 Prozent der Weihnachtsfeiern bei den Brüdern abgesagt. Dabei hatten sie die 150 Menüs für ihr Restaurant Burger & Lobster Bank in der Prannerstraße, ihr Weinhaus Neuner in der Herzogspitalstraße und eine Eventlocation in der Innenstadt schon vorbereitet. „Doch als Ende November die Sperrstunde auf 22 Uhr festgelegt wurde, hagelte es Stornierungen“, sagt Moritz Haake. Das Problem: Die Enten für die Menüs waren vorbestellt. Im Kühlhaus warteten 400 Portionen, ca. 140 Kilo Geflügel, dazu rund 80 Kilo Blaukraut und 70 Kilo Knödelteig.
500 000 Euro Verlust
Der finanzielle Schaden ist enorm. Moritz Haake: „Wir verlieren etwa 500 000 Euro an Umsatz.“ Denn nicht nur die Enten sind längst bezahlt. Auch kistenweise Wein, Punsch und Cocktails wurden extra für die Adventszeit gekauft. „Außerdem bezahlen wir unsere Mitarbeiter im Dezember mit vollem Gehalt, sie können nichts dafür und müssen eh schon mit weniger Trinkgeld auskommen.“ Der Frust sitzt tief: „So wie uns geht es auch vielen anderen Betrieben, jeder muss ums Überleben kämpfen.“
Doch was tun mit dem aktuell prall gefüllten Warenlager? „Die Lebensmittel wegzuschmeißen kam für uns nicht in Frage“, erzählt Tim Haake. „Warum damit also nicht etwas Gutes tun?“ Eine Woche lang versuchten die Brüder, eine Einrichtung für Bedürftige zu finden, in der ihr Team vor Ort die bereits marinierten Enten fertig kochen kann. „Doch mit so viel Essen sind viele überfordert.“
Nach unzähligen Telefonaten und E-Mails war schließlich alles in Butter: „Wir werden am 23. Dezember zusammen mit dem Kreisverband München-Stadt der Arbeiterwohlfahrt ein Weihnachtsessen für rund 350 Bedürftige am Südpark in Obersendling kochen und ausgeben“, freut sich Tim Haake. „Und natürlich gibt’s auch für all unsere Mitarbeiter Geflügelkeulen zum Fest geschenkt.“ Ente gut, alles gut.
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