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Idyll in Gefahr: Wird die Kiesgrube Roth zerstört?

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Beliebter Lebensraum – im Sommer auch für Menschen: die Kiesgrube Roth im Landschaftsschutzgebiet Perlacher/Truderinger Wald.
Beliebter Lebensraum – im Sommer auch für Menschen: die Kiesgrube Roth im Landschaftsschutzgebiet Perlacher/Truderinger Wald. © rk (Archiv)

Naturschützer befürchten die Zerstörung der „Kiesgrube Roth“ im Perlacher Wald. Die Eigentümer des Geländes haben eine Verfüllung des Baggersees beantragt. Sie wollen nicht für mögliche Umweltsünder haften.

München - In dem Biotop- und Artenschutzareal der ehemaligen Kiesgrube Roth im Landschaftsschutzgebiet Perlacher/Truderinger Wald ist eine besondere Idylle entstanden. Als Anfang der 80er Jahre die Kiesvorräte erschöpft waren und der Betrieb dort eingestellt wurde, da eroberte sich die Natur die Gruben und Böschungen, Wasserflächen und kiesigen Bereiche zurück.

Die unterschiedlichen Standorte boten beste Voraussetzungen für die Entwicklung einer Vielzahl von zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten. So gibt es dort zum Beispiel eine Sandbienen-Art, die in München nur an dieser Kiesgrube nachgewiesen worden ist. Zudem kann man hier einige äußerst ungewöhnliche Schmetterlingsarten beobachten. In der Folge wurde die alte Kiesgrube als landesweit bedeutsamer Lebensraum ausgewiesen und ins Arten- und Biotopschutzprogramm der Stadt aufgenommen.

Nun aber droht diesem Stück besonderer Natur in München das Aus: Die Eigentümer wollen den Baggersee wieder auffüllen. Sie reagieren damit auf den zunehmenden Freizeitdruck rund um das Gelände, speziell auf den Baggersee, der derzeit offen zugänglich ist. Hier wird mittlerweile in den Sommermonaten gerne gegrillt, mancher übernachtet auch gleich unter freiem Himmel. Neben Tieren und Pflanzen haben die Kiesgrube auch immer mehr Münchner für sich entdeckt – mancher auch zum dort illegalen Baden.

Die Eigentümer des Areals haben aber Angst, dass unter den Besuchern auch Umweltsünder sein könnten, die den See in irgendeiner Form verunreinigen. Das könnte erhebliche Folgen haben. Denn das Wasser des Baggersees fließt in den Versorgungsbrunnen des Förderwerks Trudering im dazugehörigen Wasserschutzgebiet. Bei Spitzen im Wasserbedarf in der Stadt wird der dortige Versorgungsbrunnen für die Trinkwasserversorgung angezapft. Dabei handelt es sich um etwa ein Prozent der jährlich von den Münchnern benutzen Trinkwassermenge.

Lässt sich der Verursacher der Umweltverschmutzung nicht ermitteln, müssten die Grundstückseigentümer für die Verunreinigung des Trinkwassers haften.

Auch wenn so etwas in den vergangenen 30 Jahren, in denen das Gewässer nun

Förderwerk Trudering: Wasser des Baggersees läuft hier hinein und wird bei Verbrauchsspitzen zu Trinkwasser.
Förderwerk Trudering: Wasser des Baggersees läuft hier hinein und wird bei Verbrauchsspitzen zu Trinkwasser. © ick

schon frei zugänglich ist, noch nie passiert ist, wollen die Eigentümer das Risiko nun nicht länger tragen. Daher haben sie die Verfüllung des Baggersees beantragt, wie das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt unserer Zeitung bestätigte.

Die Alternative wäre ein Zaun rund um das Gelände. Der könnte den See, aber auch Flora und Fauna vor Zerstörung und Müll schützen. Nach Schätzungen des Bund Naturschutzes würde ein zwei Meter hoher und 620 Meter langer Zaun rund 120 000 Euro kosten. Deshalb die Forderung: Die Stadt soll das Kiesgruben-Gelände übernehmen und den Zaun selbst bauen. Doch weder das Baureferat noch die Stadtwerke München wollten sich bislang auf diesen Deal einlassen. Mehrere Gespräche blieben ergebnislos.

Nun will der Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach in der Angelegenheit intervenieren. Denn klar ist: Wird die Kiesgrube zugeschüttet, gäbe es dort kein Wasser mehr – was wiederum das Biotop zerstören würde. Laut BA-Chef Thomas Kauer (CSU) möchte sich das Gremium parteiübergreifend für den Erhalt des Biotopes stark machen.

Was bringt das Jahr für die Münchner Stadtbezirke? Lesen Sie hier unseren großen Jahresvorschauen 2017 für Ramersdorf-Perlach sowie Trudering-Riem

Carmen Ick-Dietl

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