Für Leo Kirch kommt Kohl nach München

München - Von seinem Freund Leo Kirch will Helmut Kohl persönlich Abschied nehmen. Trotz angeschlagener Gesundheit möchte der Altbundeskanzler seinem Trauzeugen die letzte Ehre erweisen.
Diese Beerdigung hat die Dimension eines Staatsbegräbnisses: Freunde, WeggefährtenundPolit- Prominenz nehmen am Freitag in München Abschied von Leo Kirch (84). Um 11 Uhr gibt es ein Requiem in der St.- Michael-Kirche. Die anschließende Trauerfeier für den Medien-Mogulen soll im Kaisersaal der Residenz stattfinden. Auch der gesundheitlich schwer angeschlagene Altbundeskanzler Helmut Kohl (81) will es sich nicht nehmen lassen, von seinem Freund persönlich Abschied zu nehmen.
„Wir rechnen mit mehreren hundert Gästen“, bestätigte ein Unternehmens- Sprecher der tz. „Wir gehen auch davon aus, dass Herr Kohl dabei sein wird, wenn es sein Zustand zulässt.“
Kohl und Kirch: Siewaren seit Jahrzehnten dicke Spezl. Gut möglich, dass der eine ohne den anderen nicht so groß geworden wäre: Kirch konnte sich beim Ausbau seines Imperiums auf Rückendeckung aus höchsten Politik-Kreisen verlassen. Und Kohl durfte sich immer der (finanziellen) Unterstützung des Polit-Paten sicher sein. Die beiden waren Freunde bis zum Schluss: Am 8. Mai 2008, als Kohl seiner Lebensgefährtin Maike Richter (46) das Ja-Wort gab, war Kirch sein Trauzeuge. Der schwer herzkranke, wegen eines Diabetes-Leidens fast erblindete und an einem Bein amputierte Medien-Macher reiste nach Heidelberg, um dabei zu sein. Es war der innigste Wunsch des Altkanzlers.
Kirch verstarb am Donnerstag. Der Sohn eines Weinbauers legte eine steile Karriere als Film- und Fernsehrechtehändlerhin. Selbst nach der spektakulären Insolvenz 2002 kehrte er ins TV-Lizenzgeschäft zurück. Am Freitag nimmt München Abschied von einem der mächtigsten Deutschen der Nachkriegsgeschichte.
STEFAN DORNER