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„Erzieher müssen auf die Barrikaden gehen“ – Tausende Kita-Beschäftigte streiken in München

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Von: Leoni Billina

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Kita-Streik in München: Tausende versammelten sich am Stachus zu einer Kundgebung
Kita-Streik in München: Tausende versammelten sich am Stachus zu einer Kundgebung © Oliver Bodmer

Die Krippe zu, der Kindergarten geschlossen. Gestern mussten viele Eltern ihren Nachwuchs zuhause betreuen: Denn Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen, zahlreiche Beschäftigte folgten diesem Ruf. Und die Gewerkschaft kündigte bereits weitere Streiks an.

Erzieherinnen und Erzieher legten gestern die Arbeit nieder, um ihre Forderungen im Tarifstreit zu bekräftigen. Etwa 2000 Menschen versammelten sich laut Verdi um 11 Uhr zu einer Kundgebung am Stachus.

Kita-Streik: 68 Prozent der städtischen Einrichtungen betroffen

Vom Streik betroffen waren 68 Prozent der 450 städtischen Einrichtungen, teilte ein Sprecher des Referats für Bildung und Sport mit. 264 städtische Kitas seien geschlossen gewesen, 43 teilgeschlossen.

Auf die Frage, ob vor der nächsten Verhandlungsrunde ab dem 27. März weitere Streiks geplant seien, antwortete Heinrich Birner von Verdi München mit einem schlichten: „Ja.“ Die dritte Verhandlungsrunde sei die entscheidende, entweder gebe es einen Durchbruch „oder es eskaliert.“

Verdi-Sprecher hält Einigung im Tarifstreit für unrealistisch

Komme es zu keiner Einigung, gebe es drei Möglichkeiten, erklärte er. Falls sich die beiden Seiten in ihren Forderungen annäherten, würde ein neuer Verhandlungstermin angesetzt. „Aber dass es eine Annäherung gibt, halte ich für eher unrealistisch“, so Birner. Eine zweite Option wäre, eine Schlichtung anzurufen, die zwischen den Seiten vermittelt. Oder die dritte Möglichkeit: Die Mitglieder stimmen über einen Durchführungs- beziehungsweise Erzwingungsstreik ab. Dann würden die Beschäftigten zeitlich unbegrenzt und womöglich flächendeckend streiken.

„Aktuell traue ich mich nicht, eine Prognose abzugeben, wie es weitergehen wird“, sagte Birner. „Alle drei Varianten sind denkbar, wir bereiten uns auf alle vor.“

Die Forderungen im Tarifstreit

Verdi fordert für die 2,5 Millionen Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro mehr. Der Mindestbetrag soll sicherstellen, dass untere Einkommensgruppen entlastet werden. „Weil es vor allem die sind, die unter den exorbitanten Preissteigerungen leiden“, sagt Birner. Doch dieser Mindestbetrag werde von Arbeitgeberseite vehement abgelehnt. Die nächste Verhandlungsrunde findet vom 27. bis 29. März statt.

Die Erzieherinnen Cornelia Jungwirth, Miriam Schultz und Elke Hertel streiken
Die Erzieherinnen Cornelia Jungwirth, Miriam Schultz und Elke Hertel streiken © Oliver Bodmer

Bei der Kundgebung am Stachus waren auch Cornelia Jungwirth, Miriam Schultz und Elke Hertel. Die drei Erzieherinnen arbeiten bei einer gemeindlichen Kita in Putzbrunn. „Wir streiken heute das erste Mal – obwohl wir keine Gewerkschaftsmitglieder sind. Aber die Situation hat sich so zugespitzt, wir wollen uns das nicht länger gefallen lassen“, sagen die Erzieherinnen. Überfüllte Gruppen, viele Überstunden, kaum Pausen, wenig Lohn – so beschreiben sie ihren Arbeitsalltag. „Und statt Lösungen kommen immer neue Probleme auf uns zu. Jetzt wird es Zeit, dass die Erzieher auf die Barrikaden gehen!“, sagt Elke Hertel.

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