Klinik-Report: Darüber ärgern sich die Patienten

München - Das Essen ist kalt, die Schwester pflegt wie am Fließband, der Arzt spricht nur Fachchinesisch: Wir zeigen, weswegen sich Münchner Klinik-Patienten beschweren. Zwei Sonderbeauftragte haben dabei viel zu tun ...
Die kleinen und die großen Probleme der Kranken (bis hin zum Behandlungsfehler) landen in den Städtischen Kliniken bei den Patientenfürsprechern und bei den Beschwerdestellen, deren Bilanz Gesundheitsreferent Joachim Lorenz diese Woche dem Stadtrat vorlegt.
Demnach gingen im vergangenen Jahr insgesamt 1520 Beschwerden ein – umgerechnet eine pro 100 Patienten. Schließlich kommen mehr als 150 000 Menschen im Jahr in die fünf Kliniken. Allerdings gab es im Vorjahr noch 1295 Probleme – ein Anstieg von 17 Prozent.
Dabei haben es die Patienten der Städtischen Kliniken sogar gut: Sie müssen ihre Sorgen nicht direkt an die Häuser melden, sondern können sich vertrauensvoll an die unabhängigen Patientenfürsprecher wenden. Jeweils zwei Ehrenamtliche bieten zweimal pro Woche ihre Sprechstunde in ihren Häusern an. Sie müssen sich von den Klinik-Chefs nichts sagen lassen.
Und sie haben in ihrer Freizeit viel zu tun: Im vergangenen Jahr kamen 352 Menschen, die 413 Beschwerden vortrugen – aber auch
Tabelle: Die Beschwerden im Überblick
57 Mal ein Lob aussprachen. Im Vorjahr verzeichneten die Fürsprecher noch 91 Beschwerden weniger. In Anbetracht des geringen Prozentsatzes aller Patienten ist man bei der Stadt mit dieser Bilanz durchaus zufrieden. Außerdem könnten die Fürsprecher 61 Prozent aller Fälle erfolgreich lösen, 20 Prozent immerhin teilweise erfolgreich. „Ihr Einsatz lohnt sich“, kommentiert eine Sprecherin des Gesundheitsreferats.
Beispiel: Ein Patient meldete – alarmiert durch den Hygiene-Skandal –, dass bei der Blutabnahme die Schwester zwar ihre Hände desinfiziere, dann aber in Akten blättere oder andere Patienten per Handschlag begrüße, bevor sie die Nadel einsteche. Der Fürsprecher veranlasste eine Hygiene-Schulung für alle Mitarbeiter der Station.
Zur Bilanz kommen allerdings noch die Zahlen der Beschwerdestellen in den jeweiligen Häusern hinzu: Dort kamen sogar 134 Beschwerden mehr – insgesamt 1107. Am häufigsten ärgern sich die Patienten über Ärzte und die Pflege – in den allermeisten Fällen waren selbstverständliche Leistungen nicht erfüllt worden. In einigen Fällen lagen den Beschwerden schwerwiegende Mängel zugrunde – etwa Behandlungsfehler oder Verletzungen der Intimsphäre. Ganz selten war die Kritik unbegründet.
Im Vergleich der Kliniken gilt: Je mehr Patienten, um so mehr Beschwerden, die Stoßrichtung der Kritik ist überall ähnlich. Nur in einer Frage nicht: Während das Essen in Schwabing sehr schlecht bewertet wird, kommt es in der Thalkirchner Straße sehr gut davon – obwohl die Mahlzeiten dort von Schwabing geliefert werden.
Schwabing: Mit 980 Betten und 40 000 Patienten im Jahr die größte Klinik. Die Fürsprecher registrierten 103 Meldungen, die sich besonders auf die Aufnahme beziehen. Dafür gibt es selten Kritik wegen würdeloser Behandlung – und 32 Mal Lob.
Bogenhausen: Kaum kleiner als Schwabing (950 Betten und rund 37 000 Patienten im Jahr). Auch in der Bilanz liegt das Klinikum Bogenhausen mit 91 Meldungen knapp hinter Schwabing. Eröffnet wurde es 1983, damit ist es das jüngste Haus.
Harlaching: Das Krankenhaus im Münchner Süden mit 750 Betten und 35 000 Patienten im Jahr leistet alles, was eine Klinik leisten kann. 2010 stieg die Zahl der Beschwerden bei den Patientenfürsprechern um 38 auf 85. Elf Mal gab es Lob.
Neuperlach: Nur 39 Menschen kamen 2010 zu den Patientenfürsprechern – die meisten aber wegen Problemen und Beschwerden. Dabei verfügt die Vollversorger-Klinik Neuperlach über 550 Betten und 25 000 Patienten pro Jahr.
Thalkirchner Straße: Gerade einmal 130 Betten und 7000 Patienten im Jahr verzeichnet die Hautklinik in der Thalkirchner Straße. Mit 36 Meldungen landen die wenigsten bei den dortigen Fürsprechern. Die Zahl stieg 2010 allerdings um zehn Fälle.
David Costanzo