Auch vom Koalitionspartner gab es nach der Wahl warme Worte, wenn auch wenige. „Wir gratulieren Dominik Krause recht herzlich zu seiner Wahl zum zweiten Bürgermeister und wünschen ihm bei dieser Aufgabe viel Erfolg und ein gutes Gespür für die Vorstellungen, Sorgen und Wünsche aller Münchner“, sagte SPD-Chef Christian Müller.
Die CSU hatte die Wahl Krauses erwartungsgemäß nicht unterstützt. Fraktionschef Manuel Pretzl sagte, die Wahl sei das Ergebnis des grün-roten Koalitionsvertrags, der „natürlich nicht unserer politischen Linie entspricht. Dominik Krause steht für die grün-rote Politik der letzten Jahre, die gescheitert ist.“ Die Vereidigung Krauses soll in der Vollversammlung am 29. November erfolgen.
Für Katrin Habenschaden (46) gab es unterdessen am Ende Standing Ovations. Und aufgestanden waren tatsächlich alle im Stadtrat, alle – bis auf die drei Mitglieder der AfD. Für die scheidende Bürgermeisterin – sie wechselt wie berichtet im Dezember zur Deutschen Bahn – war es am Mittwoch die letzte Vollversammlung. Gut drei Jahre bekleidete sie dieses Amt, sie wurde allseits als sichere OB-Kandidatin der Grünen gehandelt. Doch diese Gedankenspiele sind nun passé. Auch weil ihr das öffentliche Amt und Anfeindungen im Netz über den Kopf wuchsen.
Beim Abschied wirkte Habenschaden gerührt, während der Dankesreden der verschiedenen Fraktionsvorsitzenden hatte sie Tränen in den Augen. Und als sie selbst das Wort ergriff, stockte ihr bisweilen die Stimme. „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“, zitierte Habenschaden den Schriftsteller Franz Kafka. Gleichwohl erfolge der Abschied schweren Herzens. Sie sei „wahnsinnig gerne“ Münchner Bürgermeisterin und der Umgang im Stadtrat „anständig“ gewesen. Am Schluss wandte sich Habenschaden in sehr persönlichen Worten an ihren Ehemann und an ihre beiden Kinder: „Lieber Björn, ohne Dich und die Mäuse wäre alles nichts. Ich danke Dir.“
Ihr Nachfolger Dominik Krause bekundete zuvor „allergrößten Respekt“ vor Habenschadens Entscheidung. Die Nachricht vom Rücktritt habe die Fraktion aus heiterem Himmel getroffen – weil Habenschaden nicht aus der Münchner Kommunalpolitik wegzudenken sei. Sie habe sich in allen Facetten für die Stadt eingesetzt – von der Umwelt-, Klima- und Wirtschaftspolitik bis hin zu Terminen mit dem Faschings-Prinzenpaar.
Lob gab es auch vom Koalitionspartner. Christian Müller bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, OB Dieter Reiter (SPD) bezeichnete seine Vertreterin als „unglaublich fleißig und zuverlässig“. Selbst die Opposition würdigte den überparteilichen und fairen Stil bei der Amtsführung, wie etwa Tobias Ruff (ÖDP) und Stefan Jagel (Linke) anmerkten. Manuel Pretzl erklärte, seine Partei könne sich den vorgebrachten politischen Lorbeeren nicht anschließen. Der persönliche Umgang mit Habenschaden und deren Sitzungsleitung seien aber immer fair gewesen.