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Münchner erbt 8-Millionen-Haus, jetzt plagen ihn Schulden – „Die Stadt wechselt langsam den Besitzer“

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Wolfgang Donhärl vor seinem Haus - er will weiterhin niedrige Mieten verlangen
Wolfgang Donhärl vor seinem Haus - er will weiterhin niedrige Mieten verlangen. © Marcus Schlaf

Prächtig sieht es aus, sein Haus. Und dennoch fällt es Wolfgang Donhärl beim Fototermin vor dem Mehrfamilienblock schwer zu lächeln.

München - Aus gutem Grund: Nach dem Tod der Mutter haben er und seine Schwester das Gebäude in der Aurbacherstraße 2017 geerbt. Die Folge: Die Erbschaftssteuer wurde fällig. Und die beträgt satte eine Million Euro! „Dafür musste ich erstmal einen Kredit aufnehmen.“ Die Steuer bemisst sich am Bodenrichtwert. Der lag 2017 für Donhärls Haus in der Au bei 8,7 Millionen Euro. Dieser Betrag wurde besteuert.

Die eine Million Euro Schulden schleppt er nun mit rum. „Wie will man das als sozialer Vermieter kompensieren?“ Er verlangt von seinen Mietern ohnehin Beträge unter dem Mietspiegel. Ihm gehe es nicht um Gewinn, sondern um gute und langfristige Mietverhältnisse.

Nachteile für Mieter: Die Erbschaftssteuer ist zum Mietpreistreiber geworden

Donhärls Situation beschreibt ein grundsätzliches Problem für private Vermieter, sagt Anwalt Rudolf Stürzer vom Verein Haus und Grund. „Viele Erben können ihre Steuern nicht mehr bezahlen.“ Was erst klingt wie ein Luxusproblem, hat weitreichende Folgen für die Mieterschaft. „Die Erbschaftssteuer ist zum Mietpreistreiber geworden“, sagt Stürzer. Denn um Darlehen zu bedienen, sind viele Vermieter gezwungen, Mieten zu erhöhen – oder zu verkaufen. Dann kauft in der Regel kein Privater, sondern ein Investor. „Und dann weht ein anderer Wind im Haus“, so Stürzer.

Der Anwalt Rudolf Stürzer vom Verein Haus und Grund
Der Anwalt Rudolf Stürzer vom Verein Haus und Grund © dpa

„Es ist ein Problem, das viele Politiker nicht sehen“, sagt der Anwalt. Daher haben sich er und Donhärl am Montag mit der Bundestagsabgeordneten Claudia Tausend (SPD) getroffen – um eine politische Debatte auf Bundesebene anzuregen.

München: Vermieter plant sich nach Erbe mit Schulden - Experte präsentiert drei Forderungen

Drei Forderungen formuliert Stürzer: Steuerfreibeträge anpassen und regionalisieren. Die Freibeträge werden bundesweit gleich bemessen – in teuren Regionen wie München haben Erben von Immobilien das Nachsehen. Zweitens sollte sich die Erbschaftssteuer nicht nach dem Bodenwert richten, sondern nach den Erträgen, die das Haus abwirft. Heißt: Verlangt ein Vermieter moderate Mieten, müsse das steuerlich berücksichtigt werden. Zuletzt: Wenn ein Eigentümer sich verpflichtet, die Mieten nach einer Erbschaft nur in bestimmtem Rahmen zu erhöhen, sollte er teils von der Erbschaftssteuer befreit werden. Donhärl ergänzt: Es könne dazu einen Eintrag ins Grundbuch geben – bei Verkauf des Hauses würde dann die gesamte Erbschaftssteuer fällig.

„Die Stadt wechselt langsam den Besitzer“

Stürzer: „Viele denken: Wenn einer ein Mietshaus hat, ist das ja Jammern auf hohem Niveau. Aber an die Auswirkungen für die Mieter denken die wenigsten.“ Man müsse langfristige Entwicklung im Blick haben, sagt Donhärl: „Die Stadt wechselt langsam den Besitzer.“

Auch Volker Rastätter vom Mieterverein München sieht in der Regelung bei der Erbschaftssteuer ein mögliches Problem für Mieter. „Jeder Verkauf an einen Investor führt in der Regel dazu, dass viele Mieter ausziehen müssen, weil sie sich mittelfristig die Miete nicht mehr leisten können“, sagt Rastätter. Eine mögliche Lösung wäre für ihn: „Die hohe Erbschaftssteuer kann für faire Vermieter, die für ihren Mieter günstige Mieten erhalten wollen, dadurch reduziert werden, dass sie gestundet und auch teilweise erlassen wird – solange sie so fair handeln.“

Der Anwalt Volker Rastätter vom Mieterverein München
Der Anwalt Volker Rastätter vom Mieterverein München © SEBASTIAN KRAWCZYK

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