„Echtes Problem mit Elterntaxis“: Schüler verzweifeln an Autowahnsinn und schreiten selbst ein

Elterntaxis und fehlender Radweg machen den Schulweg zu einer Laimer Realschule gefährlich. Unfälle sind schon passiert. Nun wenden sich die Schüler selbst an die Politik – mit einem ersten Erfolg.
München – Die zehnte Klasse der Georg-Büchner-Realschule in Münchner Westen hat ein Problem. Die Schüler sind unzufrieden mit den Radwegen um ihre Schule. „Wir haben ein echtes Problem mit den Elterntaxis, ein Teufelskreis“, erklärt Carolina Saraiva da Silva (16), Sprecherin der Projektgruppe (Klasse 10a). Gerade weil der Schulweg per Fahrrad wegen der ein- und ausparkenden Elterntaxis teils gefährlich sein kann, bringen die Eltern ihre Kinder mit dem Kfz lieber bis vor die Türe und verstärken damit das Problem.
Kein Radweg vor Georg-Büchner-Realschule in Laim: Schüler der 10a haben es satt – „echt gefährlich“
„Besonders für Schüler aus der Unterstufe ist es echt gefährlich“, sagt da Silva und verweist auf die Grundschule nebenan. Vorfälle von übersehenen Schulkindern auf dem Fahrrad gab es bereits. Bisher sind die Unfälle zwar relativ glimpflich ausgegangen – leichte Gehirnerschütterung inklusive –, aber warten, bis etwas Schlimmeres passiert, will die Klasse 10a nicht.
Neuer Radweg an Real- und Grundschule soll auch Klima entlasten
Die Initiative sei außerdem als Appell an die Eltern zu verstehen, das Auto öfter mal stehenzulassen. Der Fahrradweg soll somit auch klimafreundliches Verhalten fördern. Denn die theoretisch vermeidbaren Autofahrten stoßen im Schnitt über 130 Gramm umweltschädliches CO2 pro Kilometer aus. Darum ein Radweg, am besten von der Westendstraße bis zum Käthe-Bauer-Weg an der Straße entlang.

Dass so ein Vorhaben gar nicht so einfach ist, brachte die Schüler der 10a nicht aus dem Konzept. „Wir haben uns natürlich überlegt, wie das rechtlich machbar ist“, erklärt da Silva. „Aber der Staat ist leider nicht verpflichtet, Radwege zu bauen“, bedauert sie. Das stört auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Dieser fordert schon länger ein Rad-Gesetz. Um das zumindest an ihrer Realschule zu ändern, überreichte die Klasse Ende November eine Petition an den Laimer Bezirksausschuss. „Wir haben Unterschriften gesammelt und damit gezeigt, dass neben uns viele andere Menschen unsere Sache unterstützen“, so da Silva. Das Gremium reagierte und plant im Januar nächsten Jahres eine Ortsbegehung.
Schulleitung begeistert von Projekt-Experiment – „Blick über den eigenen Tellerrand hinaus“
„Es ist immer toll, wenn Schüler bei praktischer Arbeit etwas lernen. Und hier tauchen sie in viele Bereiche ein, sei es Politik oder Straßensicherheit“, sagt Schulleiterin Veronika Schachner. Es sei das erste Projekt solcher Art an der Georg-Büchner-Realschule in München. Nach aktuellem Stand aber definitiv nicht das letzte, betont sie, schwer beeindruckt von der Arbeit ihrer Schüler. „Sie haben Schüler und Eltern befragt und beziehen sogar die Grundschule nebenan mit ein. Das zeugt von einem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus“, sagt sie nicht ohne Stolz. „Ich bin gespannt, was da zum Schluss rauskommt.“
Das Schüler-Projekt endete formal Anfang Dezember – jedoch nicht für da Silva und ihre Klassenkameraden. „Ich gehe mittlerweile auch an andere Schulen und berichte über unser Projekt. Dann folgen uns vielleicht andere nach“, hofft die 16-Jährige. Sie seien sowieso viel zu gespannt auf das Ergebnis ihrer Petition, um den Radweg aus den Augen zu verlieren. Außerdem werden sie unterstützt vom Münchner Verein Green City und von der Plattform „Einmischen!“ des Freistaats und der Stiftung Wertebündnis Bayern.
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