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Hier plante die RAF einen Anschlag auf Franz Josef Strauß

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Ein mit Sprengstoff ausgestattetes Modellflugzeug sollte in die Wohnung von Strauß fliegen.
Ein mit Sprengstoff ausgestattetes Modellflugzeug sollte in die Wohnung von Strauß fliegen. © Heinz Gebhardt

Wussten Sie das die RAF einen Anschlag auf Franz Josef Strauß in München geplant hatte? In unserer Serie durchleuchten wir Häuser in der Landeshauptstadt mit spannender Geschichte.

München - München hat viele imposante und berühmte Bauwerke. Manchmal sind es aber die unscheinbaren und versteckten Häuser, in denen sich spannende Geschichten verbergen. Auf einer Spurensuche durch die Stadt haben tz-Reporter hinter Fassaden geblickt und faszinierende Entdeckungen gemacht. In einer Serie stellen wir Ihnen spannende Häuser vor, in denen Geschichte geschrieben wurde.

Tür an Tür mit dem Terror

Die berüchtigte Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF) mietete im Jahr 1977 eine Wohnung im 14. Stock eines Hochhauses im Mauthäuslstraße in Obersendling. Das war kein Zufall. Im Hochhaus direkt gegenüber, ebenfalls im 14. Stock, wohnte damals einer der polarisierendsten Politiker seiner Zeit: der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU). „Die Terroristen sind dort eingezogen und haben unsere Wohnung mit Ferngläsern beobachtet, uns ausgespäht“, erinnert sich noch heute Monika Strauß, die Tochter des berühmten Politikers. In dieser gefährlichen Zeit trat Franz Josef Strauß in der Öffentlichkeit nur hinter kugelsicheren Scheiben an das Mikrofon. Doch auch in seinen Privaträumen war er vor der RAF nicht sicher. Offenbar planten die Terroristen, ein mit Sprengstoff gefülltes Modellflugzeug aus ihrem Stockwerk in die Strauß-Wohnung fliegen zu lassen. Die Familie sollte dort nur übergangsweise wohnen, bis sie ihr neues Haus in der Hirsch-Gereuth-Straße 28 beziehen konnten. Eines Abends jedoch standen aus heiterem Himmel Polizisten vor der Tür. Sie forderten Strauß und seine Familie auf, die Dachwohnung sofort zu verlassen und in das erst halbfertige Haus umzuziehen. Die Fahnder hatten von dem spektakulären Attentatplan erfahren. „Es wurden sogar die Pläne gefunden, welche die Sprengstoffattacke auf unsere Wohnung mit Modellflugzeugen vorsahen“, so Monika Hohlmeier. Das war die Rettung in letzter Sekunde.

Der Größenwahn im zweiten Stock

Häuser können sich ihre Bewohner nicht aussuchen. So auch nicht das Haus am Prinzregentenplatz 16. Am 1. Oktober 1929 zog Adolf Hitler mitsamt Personal in die Wohnung im zweiten Stock. Auf 397 Quadratmetern residierte hier der größenwahnsinnige Führer. Die SPD kritisierte ihn schon deswegen: „Hitler nennt sich einen Freund der deutschen Arbeiter, aber er wohnt in einer Neunzimmerwohnung.“ Hier gingen die Nazi-Größen der Zeit – und auch Eva Braun – ein und aus. Nach Kriegsende ging Hitlers privates Eigentum an den Freistaat Bayern, darunter auch das Gebäude am Prinregentenplatz, das ihm seit 1938 komplett gehörte. Heutzutage herrscht hier Recht und Ordnung. Seit 1949 sind an diesem geschichtsträchtigen Ort verschiedene Polizeidienststellen untergebracht. 100 Beamte der Polizeiinspektion verrichten hier ihre Arbeit oder halten sich im Sportstudio fit. Über zu wenig Platz können sie jedenfalls nicht klagen...

In unserer Serie über Münchens spannende Wohnungen haben wir auch schon hinter die Fassaden von Karl Valentins Geburtshaus geschaut. Außerdem gibt es eine lustige Anekdote zu Arnold Schwarzeneggers Zeit in München.

H. Gebhardt, L. Polito, M. Sapper, P. Meggendorfer

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