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Nach Krisengipfel: Virologe mit scharfer Corona-Kritik an Merkel und Söder - „Weit weg von Realität“

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Porträtfoto des Virologen Professor Klaus Stöhr
Der Virologe und Epidemiologe Professor Dr. Klaus Stöhr hat unter anderem das SARS-Forschungsprogramm der Weltgesundheitsorganisation WHO geleitet. © privat

Neben dem Münchner Top-Virologen Professor Dr. Alexander Kekulé geht auch dessen renommierter Kollege Professor Dr. Klaus Stöhr mit der Corona-Strategie führender Politiker hart ins Gericht.

Professor Dr. Klaus Stöhr zählt zu den erfahrensten Seuchen-Experten der Welt, leitete das Influenza-Programm der WHO und koordinierte deren Forschung zu SARS-Viren. Seine Worte finden Gehör bei Regierungen rund um den Erdball, aber nicht im eigenen Land.

Corona-Lockdown: Merkel wollte Virologe Stöhr nicht bei Krisengipfel dabeihaben

Zum jüngsten Krisengipfel mit den Ministerpräsidenten lud Kanzlerin Angela Merkel den 61-jährigen Virologen und Epidemiologen nicht ein – obwohl die SPD-geführten Länder darauf gedrängt hatten. Im Interview mit Münchner Merkur und tz analysiert Stöhr die Corona-Strategie von Merkel, Söder & Co.

Wie man mit weiteren Kindergarten- und Schulschließungen das Infektionsgeschehen in Altenheimen eindämmen kann, verstehe ich gar nicht.

Professor Dr. Klaus Stöhr

Die Schließung von Kindergärten und Grundschulen sei „noch kritischer zu bewerten als Ausgangssperren“. Sie müsse „das letzte Mittel in absoluten Krisensituationen sein – und diese Krisensituation sehe ich derzeit nicht“. Stöhr: „So eine Seuche betrifft Risikogruppen, im Falle von Covid-19 vor allem alte Menschen. Wie man mit einer weiteren Schließung von Kindergarten- und Schulschließungen das Infektionsgeschehen in Altenheimen eindämmen kann, verstehe ich gar nicht.“

Corona-Lockdown: Virologe mit eindeutiger Aussage - können auch mit Inzidenz bis 180 umgehen

Der Epidemiologe riet auch, das Ziel einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 aufzugeben. „Im Winter ist dieser Zielwert illusorisch, reines Wunschdenken.“ In den letzten Wochen habe man gesehen, „dass wir in Deutschland mit einer Inzidenz von 130, 160, vielleicht 180 gut umgehen können. Die Krankenhäuser sind belastet, aber nicht überlastet“.

Corona in Bayern: Virologe stellt klar: „Zero Covid ist zero realistisch“

Stöhr riet auch eindringlich von einer Null-Covid-Strategie ab. „Zero Covid ist zero realistisch. Dieses Ziel zu erreichen und dann langfristig in der Mitte von Europa im Winter zu halten, ist so weit weg von der Realität. Ich wundere mich dass man sich ernsthaft damit befasst.“

Mehr Stöhr-Einschätzungen in Münchner Merkur und tz

Mehr Einschätzungen von Professor Stöhr lesen Sie in den gedruckten Ausgaben von Münchner Merkur und tz.

Die Corona-Entwicklung in München gibt durchaus Anlass zu Optimismus. Virologe Christian Drosten graut es jedoch vor dem Sommer.

(Von Andreas Beez)

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