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Preis-Hammer am Grill: Wiesn-Gästen droht der Hendl-Schock

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Hendl-Hammer: Wenn’s heuer eine Wiesn gibt, werden die Schmankerl deutlich teurer
Hendl-Hammer: Wenn’s heuer eine Wiesn gibt, werden die Schmankerl deutlich teurer. © Sammy Minkoff/picture alliance

In dieser Woche geht’s um die Wurst, im übertragenen Sinne – und um knusprig gegrillte Hendl und Bier, im wörtlichen Sinne. Denn: In diesen Tagen will OB Dieter Reiter (SPD) entscheiden, ob das Oktoberfest nach zwei Absagen in Folge heuer stattfindet.

Wiesn-Referent Clemens Baumgärtner (CSU) hat schon Position bezogen: „Es gibt kein Argument gegen die Wiesn 2022.“ Auch der Mediziner Christoph Spinner vom Kli­nikum rechts der Isar sieht keinen Grund dafür, die Wiesn wegen Corona abzusagen: „Die Übertragungswahrscheinlichkeit dort ist zwar hoch. Aber wir werden Schritt für Schritt dahin kommen, dass wir Großveranstaltungen wieder mit gutem Gefühl zulassen können …“ Es könnte also gut sein, dass das Oktoberfest stattfindet – aber vieles anders ist als sonst. Und damit ist nicht Corona gemeint. Sondern die Sache mit den Hendln.

Wiesn in München: Die nächste Krise wirft ihren Schatten voraus

Denn die nächste Krise wirft ihren Schatten voraus. Seit dem Ukraine-Krieg schießen die Energiepreise in die Höhe – und laut Toni Roiderer vom Hackerzelt werden in den 16 Wiesn-Tagen gut 200 000 Kubikmeter Gas verbraucht. Unter anderem für Hendlgrills. Mehr als eine halbe Million Hendl werden im Schnitt auf der Wiesn verspeist … „Wie viel teurer das Gas bis zum Herbst sein wird, weiß man natürlich nicht“, sagt Roiderer. „Aber man wird das aufs Produkt umlegen müssen.“ Heißt: Hendl werden um einiges mehr kosten als bisher. Zuletzt bekam man auf der Wiesn ein halbes Hendl für etwa 13 Euro. Zum Vergleich: Die Mass Bier dürfte heuer bis zu 14,50 Euro kosten (2019 waren’s 10,80 bis 11,80 Euro). Nun also auch ein deutlicher Preissprung beim Hendl. Sicher ist aber so oder so: Die Grillspezialität muss es geben. Denn, so Roiderer: „Das Hendl gehört zur Wiesn wie die Brezn zum Bier.“

München: Preis-Explosion auf der Wiesn wegen Rohstoff-Engpässen

Das sieht auch Steffi Spendler vom Löwenbräu-Zelt so. Sie ist „nervös“ wegen der Preis-Explosion und Rohstoff-Engpässen. Da geht’s zum Beispiel auch um die Pommes – denn Speiseöl wird wegen des Ukraine-Kriegs knapp. „Wir fragen uns natürlich, ob bei den gestiegenen Preisen dann noch genügend Besucher kommen, damit das Ganze sich rentiert“, sagt die Wirtin.

Die Antwort gibt’s – wenn Reiter grünes Licht gibt – ab 17. September: Da ist nämlich das Anzapfen geplant. Peter Inselkammer, Sprecher der Festwirte, ist optimistisch. Er sagt: „Sicher wird die Wiesn stattfinden. Davon bin ich überzeugt.“ Und: „Die Münchner haben eine tiefe Sehnsucht nach der Wiesn.“ Die Wirte denken an ein Fest ohne Maske, ohne Abstand und ohne beschränkte Besucherzahlen. Inselkammer: „Das wäre auch keine originale Wiesn mehr.“ Kab

Münchner Milliarden-Magnet: Hotels, Händler, Taxler & Co. - alle verdienen am Volksfest

Das Oktoberfest ist ein Riesen-Geschäft für ganz München. Insgesamt liegt der Umsatz, der durch die Wiesn entsteht, bei über einer Milliarde Euro pro Jahr – und fast jeder profitiert irgendwie.

Zum Beispiel die Taxler. Thomas Kroker, Vorstand von Taxi-München, sagt, seine Fahrer machten während des Oktoberfests bis zu 60 Prozent mehr Umsatz.

Auch für die Hoteliers ist die Wiesn wichtig. Max Schmidramsl, der den Gasthof Neuwirt in Ismaning betreibt, hat etwa schon jetzt viele Anfragen für die Wiesn-Zeit. „Grad die Italiener“, sagt er, haben viel reserviert. Und: „Irgendwann müssen wir auch mal wieder Geld verdienen …“

Markus Höhn, Geschäftsführer von Lodenfrey, geht fest davon aus, dass die Wiesn heuer stattfindet: „Wir haben schon die ganze Ware gekauft“, sagt er. Lodenfrey generiere etwa 15 bis 20 Prozent des Umsatzes durch Tracht, die Wiesn mache acht bis zehn Prozent aus. Heuer vielleicht noch mehr, weil sich viele neu einkleiden wollen.

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