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Aus Klassenzimmern werden Schlafsäle: Münchner Schüler machen Platz für Geflüchtete aus der Ukraine

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Von: Klaus Vick, Caroline Wörmann

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Aus den Klassenzimmern des Luisengymnasiums werden Schlafsäle.
Aus den Klassenzimmern des Luisengymnasiums werden Schlafsäle. © Sigi Jantz

Die Stadt München räumt das Luisengymnasium komplett für Geflüchtete aus der Ukraine. In der Schule nahe dem Hauptbahnhof werden Schlafplätze geschaffen, um auf die große Zahl der Ankommenden zu reagieren.

Die Schüler des Gymnasiums werden für mindestens eine Woche in den Distanzunterricht geschickt.

Der Rundbrief von Schulleiterin Gesa Hollauf erreichte die Eltern und Schüler des Luisengymnasiums kurz vor dem Ende der Faschingsferien. Die Entscheidung, dass die Schüler nach den Ferien nicht ins Schulhaus zurückkehren können, hatte der städtische Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) am Freitag sehr kurzfristig zusammen mit dem Stadtschulrat, dem Bildungsreferat und dem Ministerialbeauftragten für die Schulen getroffen. Nach Angaben der Stadt sollte zunächst nur die Turnhalle des Gymnasiums als Notunterkunft hergerichtet werden, damit spät ankommende Flüchtlinge* dort übernachten können, bevor sie am nächsten Morgen in eine Unterkunft weitervermittelt werden. Seit Samstag müssten nun aber auch die Klassenzimmer genutzt werden. Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die stark steigende Zahl von Geflüchteten, die derzeit in München* ankommen. Allein am Freitagabend sollen es 200 Menschen gewesen sein.

Münchner Schüler machen Platz für Geflüchtete aus der Ukraine

Bei Eltern stößt die Entscheidung der Stadt teilweise auf großes Unverständnis. „Ich finde das empörend“, sagte die Mutter einer Schülerin gegenüber dieser Zeitung. Zwei Jahre lang habe es wegen der Pandemie immer wieder Online-Unterricht gegeben. „Natürlich soll den Geflüchteten aus der Ukraine geholfen werden“, sagte die Mutter weiter, „aber nicht schon wieder auf dem Rücken der Schüler.“

München: Unterbringung von Geflüchteten in Schule soll „einmalige Sache“ sein

Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne) erklärte am Sonntag auf Nachfrage unserer Zeitung, er habe dem Krisenstab deutlich gemacht, dass nach dieser einen Woche woanders Platz für die ankommenden Flüchtlinge geschaffen werden müsse. „Wir haben ja auch neu gebaute Grundschulen im Stadtgebiet, die erst im Herbst den Betrieb aufnehmen“, sagte Kraus. Es spreche nichts dagegen, dass die Geflüchteten dort für einige Monate untergebracht würden.

Eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums bezeichnete die Unterbringung von Geflüchteten in einer Schule als „einmalige Sache“. Grundsätzlich seien in den staatlichen Asylunterkünften im Freistaat aktuell Plätze im „mittleren vierstelligen Bereich“ frei. Allerdings seien diese Unterkünfte in ganz Bayern verteilt und könnten nicht sofort alle genutzt werden.

München: Mehr Schlafplätze rund um den Bahnhof

Nicht nur im Luisengymnasium, auch an anderen Stellen rund um den Hauptbahnhof entstehen seit Tagen Notschlafplätze für Geflüchtete aus der Ukraine. Sie dienen als erste Anlaufstelle, bevor die Menschen registriert und in dauerhafte Unterkünfte vermittelt werden sollen.

Im Münchner Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern an der Maria-Probst-Straße gibt es 650 Plätze, die aktuell aber alle belegt sind. Bereits am Donnerstag wurde eine Halle im Hauptbahnhof, die zuvor der Restaurantkette „L’Osteria“ als Filiale diente, in einen Schlafsaal für 100 Menschen umgebaut. Im „D3“, dem Begegnungszentrum für Obdachlose an der Dachauer Straße, wurden Notfallplätze für Frauen und Kinder eingerichtet. Die Leichtbauhalle an der Neuherbergstraße, die bereits während der Flüchtlingskrise 2016 als Unterkunft diente, soll vom Amt für Wohnen und Migration von heute an wieder mit 250 Plätzen bereitstehen. Die Reaktivierung sechs weiterer Leichtbauhallen, die derzeit eingelagert sind, werde geprüft, heißt es aus dem Sozialreferat. Bis zum Ende der Woche sollen zudem bis zu 100 Geflüchtete in einem Hotel nahe dem Hauptbahnhof unterkommen können. CAROLINE WÖRMANN UND KLAUS VICK *tz.de und Merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA

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