In der Nacht auf Mittwoch: Terror-Übung am Hauptbahnhof

Die Initiative Münchner Architektur und Kultur (AKU) will die Neubaupläne der Deutschen Bahn für den Hauptbahnhof stoppen. Die Bürgerinitiative hat eine Klage vorbereitet, will zunächst den Abriss verhindern.
Update vom 6. Mai: Eine Bürgerinitiative klagt gegen den Abriss der Schalterhalle im Münchner Hauptbahnhof. Wie der Bayerische Verfassungsgerichtshof am Montag bestätigte, wird ein Antrag auf einstweilige Anordnung geprüft. Die Bürgerinitiative „Münchner Architektur und Kultur“ fordert eine behutsame Sanierung, die Rücksicht auf den Denkmalschutz nehmen soll. Die Gleishalle des Münchner Hauptbahnhofes sowie der Starnberger Flügelbahnhof auf der Nordseite stehen unter Denkmalschutz.
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In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch plant die Polizei eine Übung zum Vorgehen bei einem Terroranschlag in der gesperrten Schalterhalle. Zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens sollen Bundes- und Landespolizisten gemeinsam üben.
Initiative klagt gegen Bahnhofs-Abriss - Prominenter Kabarettist unterstützt sie
München - Der Münchner Hauptbahnhof gehört mit täglich etwa 450.000 Reisenden zu den am stärksten frequentierten Bahnhöfen in der Republik. Lediglich in Hamburg und in Frankfurt ist mehr los. Der Gebäudekomplex in München ist jedoch in die Jahre gekommen. Laut Deutscher Bahn erfüllt er die „Erwartungen der Reisenden, Anwohner, Gewerbetreibenden und Bürger an einen zeitgemäßen, zukunftsfähigen Bahnhof oftmals nur noch unzureichend“. Der Umbau ist beschlossen, mit dem Abriss der Hauptbahnhof-Front samt Schwammerl und Empfangshalle soll nun begonnen werden, Stichtag ist der 6. Mai. Ob es so kommt, muss jetzt der Bayerische Verfassungsgerichtshof entscheiden.
„Ohne die erforderlichen Genehmigungen vollendete Tatsachen“
Denn die Bürgerinitiative Münchner Architektur und Kultur (AKU) will den Abriss stoppen und den Neubau verhindern. „Wir

haben einen Antrag wegen Verletzung der Denkmalschutzbelange der Bayerischen Verfassung vorbereitet, der in Kürze eingereicht wird“, sagt der Vorsitzende der Initiative, Karl Hofmann. Das Ziel: ein Abriss-Verbot. „Das war dringend notwendig“, sagt Hofmann weiter. Denn die Bahn wolle „ohne die erforderlichen Genehmigungen vollendete Tatsachen“ schaffen. Hofmann denkt dabei an das noch nicht abgeschlossene Verfahren um den Bebauungsplan. Das sei Strategie der Bahn, denn gegen „einen erst in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan“ ist noch keine Popularklage möglich. Mit diesem Rechtsmittel hätte sich jeder Bürger gegen den Neubau wehren können. Zuletzt war eine solche Klage am Tegernsee erfolgreich, als sich Anwohner gegen ein neues Hotel auf Gut Kaltenbrunn zur Wehr setzten.
Eine Sprecherin der Bahn sagte auf Anfrage, dass für den Bau des Hauptbahnhofs eine gültige Planfeststellung vorliege. Diese beinhalte einen Teilrückbau des Empfangsgebäudes. „Im Planfeststellungsverfahren wurden denkmalschutzrechtliche Belange geprüft und berücksichtigt. So haben wir vor dem Abbruch, der ab Sommer beginnt, bereits in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege die Uhr über dem Haupteingang sowie das Plattenrelief abgenommen und fachgerecht für die Bauzeit eingelagert.“

Die Initiative AKU wendet sich generell gegen den Neubau, hat bereits Alternativvorschläge lanciert. Eine behutsame Sanierung im Bestand sei viel sinnvoller. Zudem würden Belange des Denkmalschutzes nicht tangiert. „Für eine Milliarde entsteht dort ein Neubau, der viel schlechter ist als das Gebäude, das da schon steht“, sagt Hofmann. „Wir wollen das Stadtbild positiv beeinflussen und nicht verschlechtern.“
Initiative: Abriss ist „überstürzt und fahrlässig“
Für einen Abriss-Stopp setzen sich neben AKU auch Politiker der Linken, Architekten und Vertreter des Münchner Forums ein.

In einem offenen Brief an OB Dieter Reiter, Ministerpräsident Markus Söder und den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Richard Lutz, fordern die Unterzeichner ein Moratorium. „Angesichts einer fehlenden gesicherten Planung für das Gesamtprojekt ,Zweite Stammstrecke‘ als Tieftunnel“ halte man den Abriss für „überstürzt und fahrlässig“.
Zu den Unterzeichnern gehört auch der Münchner Kabarettist Helmut Schleich. „Ich halte das gesamte Projekt Zweite Stammstrecke für falsch“, sagt er. „Man weiß jetzt noch nicht genau, wie man vorankommt, trotzdem soll mit dem Abriss begonnen werden. Und dann wird es am Ende typisch bayerisch: Wenn man angefangen hat, dann muss man es fertig bauen.“